Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. XIII. Von der Ernährung
denen Theilen zu etwas anders wird. Da
die cörperlichen Dinge nicht anders als
durch die Art der Zusammensetzung der
Theile von einander unterschieden seyn kön-
nen (§. 614 Met.); so können sie auch von
einerley Nahrung nicht anders entstehen,
als daß die Theile, die sich absondern, nach
Beschaffenheit der Umstände, andere Grös-
sen und Figuren haben, auch andere Lagen
gegen die übrigen bekommen, wo sie sich an-
setzen.

Von der
Transpi-
ration.
§. 422.

Unser Leib dunstet beständig
aus, ob zwar der Dunst so subtile ist, daß
wir nichts davon zusehen bekommen: wel-
che Ausdünstung man die Transpiration
zu nennen pfleget. Sanctorius (a) hat sie
zuerst genauer zu untersuchen angefan-
gen und durch fleißiges Abwiegen seines
Leibes gefunden, daß alle Tage mehr tran-
spiri
ret als in funfzehen Tagen durch den
Stuhlgang weggehet, ja mehr als sonst in
einem Tage durch andere Wege von dem
Leibe weggeworffen wird. Herr Leeuwen-
hoek
hat (b) durch einen besonderen Versuch
gezeiget, daß insonderheit die Hände sehr
starck transpiriren. Man kan es auch des
Winters sehen, wenn man in einer kal-

ten
(a) in Medicina Statica sect. 1. Aph. 59. 60.
(b) Epist. 80. p. 387. & seqq. Conf. Cl. Thüm-
migii
gründliche Erläuterung der Begeben-
heiten in der Natur part, 1. sect 2. p. 73

Cap. XIII. Von der Ernaͤhrung
denen Theilen zu etwas anders wird. Da
die coͤrperlichen Dinge nicht anders als
durch die Art der Zuſammenſetzung der
Theile von einander unterſchieden ſeyn koͤn-
nen (§. 614 Met.); ſo koͤnnen ſie auch von
einerley Nahrung nicht anders entſtehen,
als daß die Theile, die ſich abſondern, nach
Beſchaffenheit der Umſtaͤnde, andere Groͤſ-
ſen und Figuren haben, auch andere Lagen
gegen die uͤbrigen bekommen, wo ſie ſich an-
ſetzen.

Von der
Tranſpi-
ration.
§. 422.

Unſer Leib dunſtet beſtaͤndig
aus, ob zwar der Dunſt ſo ſubtile iſt, daß
wir nichts davon zuſehen bekommen: wel-
che Ausduͤnſtung man die Tranſpiration
zu nennen pfleget. Sanctorius (a) hat ſie
zuerſt genauer zu unterſuchen angefan-
gen und durch fleißiges Abwiegen ſeines
Leibes gefunden, daß alle Tage mehr tran-
ſpiri
ret als in funfzehen Tagen durch den
Stuhlgang weggehet, ja mehr als ſonſt in
einem Tage durch andere Wege von dem
Leibe weggeworffen wird. Herr Leeuwen-
hœk
hat (b) durch einen beſonderen Verſuch
gezeiget, daß inſonderheit die Haͤnde ſehr
ſtarck tranſpiriren. Man kan es auch des
Winters ſehen, wenn man in einer kal-

ten
(a) in Medicina Statica ſect. 1. Aph. 59. 60.
(b) Epiſt. 80. p. 387. & ſeqq. Conf. Cl. Thüm-
migii
gruͤndliche Erlaͤuterung der Begeben-
heiten in der Natur part, 1. ſect 2. p. 73
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0716" n="680"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. XIII.</hi> Von der Erna&#x0364;hrung</hi></fw><lb/>
denen Theilen zu etwas anders wird. Da<lb/>
die co&#x0364;rperlichen Dinge nicht anders als<lb/>
durch die Art der Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung der<lb/>
Theile von einander unter&#x017F;chieden &#x017F;eyn ko&#x0364;n-<lb/>
nen (§. 614 <hi rendition="#aq">Met.</hi>); &#x017F;o ko&#x0364;nnen &#x017F;ie auch von<lb/>
einerley Nahrung nicht anders ent&#x017F;tehen,<lb/>
als daß die Theile, die &#x017F;ich ab&#x017F;ondern, nach<lb/>
Be&#x017F;chaffenheit der Um&#x017F;ta&#x0364;nde, andere Gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en und Figuren haben, auch andere Lagen<lb/>
gegen die u&#x0364;brigen bekommen, wo &#x017F;ie &#x017F;ich an-<lb/>
&#x017F;etzen.</p><lb/>
              <note place="left">Von der<lb/><hi rendition="#aq">Tran&#x017F;pi-<lb/>
ration.</hi></note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 422.</head>
              <p>Un&#x017F;er Leib dun&#x017F;tet be&#x017F;ta&#x0364;ndig<lb/>
aus, ob zwar der Dun&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;ubtile i&#x017F;t, daß<lb/>
wir nichts davon zu&#x017F;ehen bekommen: wel-<lb/>
che Ausdu&#x0364;n&#x017F;tung man die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Tran&#x017F;piration</hi></hi><lb/>
zu nennen pfleget. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Sanctorius</hi></hi> <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">in Medicina <hi rendition="#i">S</hi>tatica &#x017F;ect. 1. Aph.</hi> 59. 60.</note> hat &#x017F;ie<lb/>
zuer&#x017F;t genauer zu unter&#x017F;uchen angefan-<lb/>
gen und durch fleißiges Abwiegen &#x017F;eines<lb/>
Leibes gefunden, daß alle Tage mehr <hi rendition="#aq">tran-<lb/>
&#x017F;piri</hi>ret als in funfzehen Tagen durch den<lb/>
Stuhlgang weggehet, ja mehr als &#x017F;on&#x017F;t in<lb/>
einem Tage durch andere Wege von dem<lb/>
Leibe weggeworffen wird. Herr <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Leeuwen-<lb/>
h&#x0153;k</hi></hi> hat <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">Epi&#x017F;t. 80. p. 387. &amp; &#x017F;eqq. Conf. Cl. Thüm-<lb/>
migii</hi> gru&#x0364;ndliche Erla&#x0364;uterung der Begeben-<lb/>
heiten in der Natur <hi rendition="#aq">part, 1. &#x017F;ect 2. p.</hi> 73</note> durch einen be&#x017F;onderen Ver&#x017F;uch<lb/>
gezeiget, daß in&#x017F;onderheit die Ha&#x0364;nde &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;tarck <hi rendition="#aq">tran&#x017F;piri</hi>ren. Man kan es auch des<lb/>
Winters &#x017F;ehen, wenn man in einer kal-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[680/0716] Cap. XIII. Von der Ernaͤhrung denen Theilen zu etwas anders wird. Da die coͤrperlichen Dinge nicht anders als durch die Art der Zuſammenſetzung der Theile von einander unterſchieden ſeyn koͤn- nen (§. 614 Met.); ſo koͤnnen ſie auch von einerley Nahrung nicht anders entſtehen, als daß die Theile, die ſich abſondern, nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde, andere Groͤſ- ſen und Figuren haben, auch andere Lagen gegen die uͤbrigen bekommen, wo ſie ſich an- ſetzen. §. 422. Unſer Leib dunſtet beſtaͤndig aus, ob zwar der Dunſt ſo ſubtile iſt, daß wir nichts davon zuſehen bekommen: wel- che Ausduͤnſtung man die Tranſpiration zu nennen pfleget. Sanctorius (a) hat ſie zuerſt genauer zu unterſuchen angefan- gen und durch fleißiges Abwiegen ſeines Leibes gefunden, daß alle Tage mehr tran- ſpiriret als in funfzehen Tagen durch den Stuhlgang weggehet, ja mehr als ſonſt in einem Tage durch andere Wege von dem Leibe weggeworffen wird. Herr Leeuwen- hœk hat (b) durch einen beſonderen Verſuch gezeiget, daß inſonderheit die Haͤnde ſehr ſtarck tranſpiriren. Man kan es auch des Winters ſehen, wenn man in einer kal- ten (a) in Medicina Statica ſect. 1. Aph. 59. 60. (b) Epiſt. 80. p. 387. & ſeqq. Conf. Cl. Thüm- migii gruͤndliche Erlaͤuterung der Begeben- heiten in der Natur part, 1. ſect 2. p. 73

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/716
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 680. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/716>, abgerufen am 25.11.2024.