Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. I. Von dem Wesen
thümli-
che Ma-
terie.
von verschiedener Art seyn kan, als z. E. im
Holtze bald Lufft, bald Wasser (§. 161. T. I.
Exper.
); so hat es zweyerley Arten der ei-
genthümlichen Materie. Eine ist bestän-
dig
und daraus bestehen die Theile des
Cörpers: die andere ist veränderlich und
die erfüllet die von der beständigen leeren
Räumlein im Cörper. Die erste gehöret
zum Wesen des Cörpers (§. 33 Met.): die
andere hingegen lässet das Wesen des
Cörpers unverändert, unerachtet es sonst in
ihm einige Veränderung hervor bringen
kan, in deren Ansehung wir auch nöthig
haben sie von der beständigen so wohl als
von der fremden zu unterscheiden.

Ursprung
der we-
sentlichen
und übri-
gen Ver-
anderun-
gen.
§. 18.

Weil das Wesen eines
Cörpers in der Art der Zusammen-
setzung der Theile (§. 611 Met.), diese
aber aus der beständigen Materie be-
stehen: so geschiehet eine wesentliche Ver-
änderung, wenn in der beständigen Ma-
terie eine Aenderung vorgehet. Dahinge-
gen die veränderliche das Wesen des Cör-
pers unverändert lässet (§. 17.); so bleibet
ein Cörper noch der vorige, wenn gleich in
dieser eine Veränderung vorgehet. End-
lich weil die Theile der beständigen Mate-
rie durch die fremde bestehen und erhalten
werden; so kan auch durch Veränderung
der fremden Materie sich eine wesentliche
Veränderung zu tragen. Diese drey Ar-

ten

Cap. I. Von dem Weſen
thuͤmli-
che Ma-
terie.
von verſchiedener Art ſeyn kan, als z. E. im
Holtze bald Lufft, bald Waſſer (§. 161. T. I.
Exper.
); ſo hat es zweyerley Arten der ei-
genthuͤmlichen Materie. Eine iſt beſtaͤn-
dig
und daraus beſtehen die Theile des
Coͤrpers: die andere iſt veraͤnderlich und
die erfuͤllet die von der beſtaͤndigen leeren
Raͤumlein im Coͤrper. Die erſte gehoͤret
zum Weſen des Coͤrpers (§. 33 Met.): die
andere hingegen laͤſſet das Weſen des
Coͤrpers unveraͤndert, unerachtet es ſonſt in
ihm einige Veraͤnderung hervor bringen
kan, in deren Anſehung wir auch noͤthig
haben ſie von der beſtaͤndigen ſo wohl als
von der fremden zu unterſcheiden.

Urſprung
der we-
ſentlichen
und uͤbri-
gen Ver-
anderun-
gen.
§. 18.

Weil das Weſen eines
Coͤrpers in der Art der Zuſammen-
ſetzung der Theile (§. 611 Met.), dieſe
aber aus der beſtaͤndigen Materie be-
ſtehen: ſo geſchiehet eine weſentliche Ver-
aͤnderung, wenn in der beſtaͤndigen Ma-
terie eine Aenderung vorgehet. Dahinge-
gen die veraͤnderliche das Weſen des Coͤr-
pers unveraͤndert laͤſſet (§. 17.); ſo bleibet
ein Coͤrper noch der vorige, wenn gleich in
dieſer eine Veraͤnderung vorgehet. End-
lich weil die Theile der beſtaͤndigen Mate-
rie durch die fremde beſtehen und erhalten
werden; ſo kan auch durch Veraͤnderung
der fremden Materie ſich eine weſentliche
Veraͤnderung zu tragen. Dieſe drey Ar-

ten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0070" n="34"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. I.</hi> Von dem We&#x017F;en</hi></fw><lb/><note place="left">thu&#x0364;mli-<lb/>
che Ma-<lb/>
terie.</note>von ver&#x017F;chiedener Art &#x017F;eyn kan, als z. E. im<lb/>
Holtze bald Lufft, bald Wa&#x017F;&#x017F;er (§. 161. <hi rendition="#aq">T. I.<lb/>
Exper.</hi>); &#x017F;o hat es zweyerley Arten der ei-<lb/>
genthu&#x0364;mlichen Materie. Eine i&#x017F;t <hi rendition="#fr">be&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
dig</hi> und daraus be&#x017F;tehen die Theile des<lb/>
Co&#x0364;rpers: die andere i&#x017F;t <hi rendition="#fr">vera&#x0364;nderlich</hi> und<lb/>
die erfu&#x0364;llet die von der be&#x017F;ta&#x0364;ndigen leeren<lb/>
Ra&#x0364;umlein im Co&#x0364;rper. Die er&#x017F;te geho&#x0364;ret<lb/>
zum We&#x017F;en des Co&#x0364;rpers (§. 33 <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">M</hi>et.</hi>): die<lb/>
andere hingegen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et das We&#x017F;en des<lb/>
Co&#x0364;rpers unvera&#x0364;ndert, unerachtet es &#x017F;on&#x017F;t in<lb/>
ihm einige Vera&#x0364;nderung hervor bringen<lb/>
kan, in deren An&#x017F;ehung wir auch no&#x0364;thig<lb/>
haben &#x017F;ie von der be&#x017F;ta&#x0364;ndigen &#x017F;o wohl als<lb/>
von der fremden zu unter&#x017F;cheiden.</p><lb/>
              <note place="left">Ur&#x017F;prung<lb/>
der we-<lb/>
&#x017F;entlichen<lb/>
und u&#x0364;bri-<lb/>
gen Ver-<lb/>
anderun-<lb/>
gen.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 18.</head>
              <p>Weil das We&#x017F;en eines<lb/>
Co&#x0364;rpers in der Art der Zu&#x017F;ammen-<lb/>
&#x017F;etzung der Theile (§. 611 <hi rendition="#aq">Met.</hi>), die&#x017F;e<lb/>
aber aus der be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Materie be-<lb/>
&#x017F;tehen: &#x017F;o ge&#x017F;chiehet eine we&#x017F;entliche Ver-<lb/>
a&#x0364;nderung, wenn in der be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Ma-<lb/>
terie eine Aenderung vorgehet. Dahinge-<lb/>
gen die vera&#x0364;nderliche das We&#x017F;en des Co&#x0364;r-<lb/>
pers unvera&#x0364;ndert la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et (§. 17.); &#x017F;o bleibet<lb/>
ein Co&#x0364;rper noch der vorige, wenn gleich in<lb/>
die&#x017F;er eine Vera&#x0364;nderung vorgehet. End-<lb/>
lich weil die Theile der be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Mate-<lb/>
rie durch die fremde be&#x017F;tehen und erhalten<lb/>
werden; &#x017F;o kan auch durch Vera&#x0364;nderung<lb/>
der fremden Materie &#x017F;ich eine we&#x017F;entliche<lb/>
Vera&#x0364;nderung zu tragen. Die&#x017F;e drey Ar-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0070] Cap. I. Von dem Weſen von verſchiedener Art ſeyn kan, als z. E. im Holtze bald Lufft, bald Waſſer (§. 161. T. I. Exper.); ſo hat es zweyerley Arten der ei- genthuͤmlichen Materie. Eine iſt beſtaͤn- dig und daraus beſtehen die Theile des Coͤrpers: die andere iſt veraͤnderlich und die erfuͤllet die von der beſtaͤndigen leeren Raͤumlein im Coͤrper. Die erſte gehoͤret zum Weſen des Coͤrpers (§. 33 Met.): die andere hingegen laͤſſet das Weſen des Coͤrpers unveraͤndert, unerachtet es ſonſt in ihm einige Veraͤnderung hervor bringen kan, in deren Anſehung wir auch noͤthig haben ſie von der beſtaͤndigen ſo wohl als von der fremden zu unterſcheiden. thuͤmli- che Ma- terie. §. 18. Weil das Weſen eines Coͤrpers in der Art der Zuſammen- ſetzung der Theile (§. 611 Met.), dieſe aber aus der beſtaͤndigen Materie be- ſtehen: ſo geſchiehet eine weſentliche Ver- aͤnderung, wenn in der beſtaͤndigen Ma- terie eine Aenderung vorgehet. Dahinge- gen die veraͤnderliche das Weſen des Coͤr- pers unveraͤndert laͤſſet (§. 17.); ſo bleibet ein Coͤrper noch der vorige, wenn gleich in dieſer eine Veraͤnderung vorgehet. End- lich weil die Theile der beſtaͤndigen Mate- rie durch die fremde beſtehen und erhalten werden; ſo kan auch durch Veraͤnderung der fremden Materie ſich eine weſentliche Veraͤnderung zu tragen. Dieſe drey Ar- ten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/70
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/70>, abgerufen am 22.11.2024.