Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. XII. Von dem Tode und
observiret (a), daß die Röhren von der Käl-
te zerspringen, und absonderlich auch die
Bläßlein so wohl im Marcke, als der Rin-
de diesen Schaden leiden, weil nemlich be-
kand, daß der Safft, wenn er gefrieret, sich
durch einen grösseren Raum mit Gewalt
ausbreitet (§. 121. T. II. Exper.). Und dieses
ist auch die Ursache, warum die gröste Käl-
te im December, Jenner und zu Anfange
des Hornungs den Bäumen nicht so sehr
schadet, als die nach warmem Wetter etwas
späte einfället. Denn in der ersten Jahres-
Zeit, oder den Winter über haben die Bäu-
me wenig Safft: hingegen wenn es umb
den Frühling herum warm wird, steiget der
Safft in die Bäume, und da alles voll ist,
können die Gefässe, darinnen er enthalten
ist, eher zersprenget werden, auch wenn er
nicht gefrieret, sonder nur sehr kalt wird.
Ja man siehet auch daraus, warumb die
Pflantzen, die noch jung und dabey sehr säff-
tig sind, bey Nacht-Frösten im Frühlinge
eher erfrieren als andere. Denn ihre Ge-
fäßlein die zu zersprengen sind, sind zarte
und viel Safft kan sich eher so starck aus-
breiten, als zu dieser Würckung nöthig,
als weniger.

Was nö-
thig ist,
wenn die Pflantzen
§. 405.

Wenn man demnach haben wil,
daß die Pflantzen wohl wachsen sollen, so

muß
(a) in Dissertatione de hieme. 1709. sect. 1.
§. 25. p.
27.

Cap. XII. Von dem Tode und
obſerviret (a), daß die Roͤhren von der Kaͤl-
te zerſpringen, und abſonderlich auch die
Blaͤßlein ſo wohl im Marcke, als der Rin-
de dieſen Schaden leiden, weil nemlich be-
kand, daß der Safft, wenn er gefrieret, ſich
durch einen groͤſſeren Raum mit Gewalt
ausbreitet (§. 121. T. II. Exper.). Und dieſes
iſt auch die Urſache, warum die groͤſte Kaͤl-
te im December, Jenner und zu Anfange
des Hornungs den Baͤumen nicht ſo ſehr
ſchadet, als die nach warmem Wetter etwas
ſpaͤte einfaͤllet. Denn in der erſten Jahres-
Zeit, oder den Winter uͤber haben die Baͤu-
me wenig Safft: hingegen wenn es umb
den Fruͤhling herum warm wird, ſteiget der
Safft in die Baͤume, und da alles voll iſt,
koͤnnen die Gefaͤſſe, darinnen er enthalten
iſt, eher zerſprenget werden, auch wenn er
nicht gefrieret, ſonder nur ſehr kalt wird.
Ja man ſiehet auch daraus, warumb die
Pflantzen, die noch jung und dabey ſehr ſaͤff-
tig ſind, bey Nacht-Froͤſten im Fruͤhlinge
eher erfrieren als andere. Denn ihre Ge-
faͤßlein die zu zerſprengen ſind, ſind zarte
und viel Safft kan ſich eher ſo ſtarck aus-
breiten, als zu dieſer Wuͤrckung noͤthig,
als weniger.

Was noͤ-
thig iſt,
wenn die Pflantzen
§. 405.

Wenn man demnach haben wil,
daß die Pflantzen wohl wachſen ſollen, ſo

muß
(a) in Diſſertatione de hieme. 1709. ſect. 1.
§. 25. p.
27.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0674" n="638"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. XII.</hi> Von dem Tode und</hi></fw><lb/>
ob&#x017F;erviret <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">in Di&#x017F;&#x017F;ertatione de hieme. 1709. &#x017F;ect. 1.<lb/>
§. 25. p.</hi> 27.</note>, daß die Ro&#x0364;hren von der Ka&#x0364;l-<lb/>
te zer&#x017F;pringen, und ab&#x017F;onderlich auch die<lb/>
Bla&#x0364;ßlein &#x017F;o wohl im Marcke, als der Rin-<lb/>
de die&#x017F;en Schaden leiden, weil nemlich be-<lb/>
kand, daß der Safft, wenn er gefrieret, &#x017F;ich<lb/>
durch einen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eren Raum mit Gewalt<lb/>
ausbreitet (§. 121. <hi rendition="#aq">T. II. Exper.</hi>). Und die&#x017F;es<lb/>
i&#x017F;t auch die Ur&#x017F;ache, warum die gro&#x0364;&#x017F;te Ka&#x0364;l-<lb/>
te im December, Jenner und zu Anfange<lb/>
des Hornungs den Ba&#x0364;umen nicht &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;chadet, als die nach warmem Wetter etwas<lb/>
&#x017F;pa&#x0364;te einfa&#x0364;llet. Denn in der er&#x017F;ten Jahres-<lb/>
Zeit, oder den Winter u&#x0364;ber haben die Ba&#x0364;u-<lb/>
me wenig Safft: hingegen wenn es umb<lb/>
den Fru&#x0364;hling herum warm wird, &#x017F;teiget der<lb/>
Safft in die Ba&#x0364;ume, und da alles voll i&#x017F;t,<lb/>
ko&#x0364;nnen die Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, darinnen er enthalten<lb/>
i&#x017F;t, eher zer&#x017F;prenget werden, auch wenn er<lb/>
nicht gefrieret, &#x017F;onder nur &#x017F;ehr kalt wird.<lb/>
Ja man &#x017F;iehet auch daraus, warumb die<lb/>
Pflantzen, die noch jung und dabey &#x017F;ehr &#x017F;a&#x0364;ff-<lb/>
tig &#x017F;ind, bey Nacht-Fro&#x0364;&#x017F;ten im Fru&#x0364;hlinge<lb/>
eher erfrieren als andere. Denn ihre Ge-<lb/>
fa&#x0364;ßlein die zu zer&#x017F;prengen &#x017F;ind, &#x017F;ind zarte<lb/>
und viel Safft kan &#x017F;ich eher &#x017F;o &#x017F;tarck aus-<lb/>
breiten, als zu die&#x017F;er Wu&#x0364;rckung no&#x0364;thig,<lb/>
als weniger.</p><lb/>
              <note place="left">Was no&#x0364;-<lb/>
thig i&#x017F;t,<lb/>
wenn die Pflantzen</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 405.</head>
              <p>Wenn man demnach haben wil,<lb/>
daß die Pflantzen wohl wach&#x017F;en &#x017F;ollen, &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">muß</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[638/0674] Cap. XII. Von dem Tode und obſerviret (a), daß die Roͤhren von der Kaͤl- te zerſpringen, und abſonderlich auch die Blaͤßlein ſo wohl im Marcke, als der Rin- de dieſen Schaden leiden, weil nemlich be- kand, daß der Safft, wenn er gefrieret, ſich durch einen groͤſſeren Raum mit Gewalt ausbreitet (§. 121. T. II. Exper.). Und dieſes iſt auch die Urſache, warum die groͤſte Kaͤl- te im December, Jenner und zu Anfange des Hornungs den Baͤumen nicht ſo ſehr ſchadet, als die nach warmem Wetter etwas ſpaͤte einfaͤllet. Denn in der erſten Jahres- Zeit, oder den Winter uͤber haben die Baͤu- me wenig Safft: hingegen wenn es umb den Fruͤhling herum warm wird, ſteiget der Safft in die Baͤume, und da alles voll iſt, koͤnnen die Gefaͤſſe, darinnen er enthalten iſt, eher zerſprenget werden, auch wenn er nicht gefrieret, ſonder nur ſehr kalt wird. Ja man ſiehet auch daraus, warumb die Pflantzen, die noch jung und dabey ſehr ſaͤff- tig ſind, bey Nacht-Froͤſten im Fruͤhlinge eher erfrieren als andere. Denn ihre Ge- faͤßlein die zu zerſprengen ſind, ſind zarte und viel Safft kan ſich eher ſo ſtarck aus- breiten, als zu dieſer Wuͤrckung noͤthig, als weniger. §. 405. Wenn man demnach haben wil, daß die Pflantzen wohl wachſen ſollen, ſo muß (a) in Diſſertatione de hieme. 1709. ſect. 1. §. 25. p. 27.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/674
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 638. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/674>, abgerufen am 22.11.2024.