Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

der Pflantzen.
lauf 77 Tage wieder heraus nahm, war die
Pflantze im Brunnen-Wasser 15, im Re-
gen-Wasser 171/2, im Fluß-Wasser 26
Gran schweerer worden. Es war aber
diese 77 Tage über die Schweere des Brun-
nen-Wassers um 2558 des Regen-Was-
sers um 3004, des Fluß Wassers um 2493
Gran leichter worden. Woraus erhellet,
daß der meiste Theil des Wassers, so in die
Pflantze gestiegen, wieder transpiriret und
nur gantz was weniges zurücke geblieben.
Es erhellet aus diesen Versuchen, daß die
Pflantzen von dem Wasser wachsen und zu-
nehmen, und daß sie unvermerckt vieles von
dem Wasser, ja den grösten Theil desselben
transpiriren, welches sie zur Nahrung an
sich nehmen. Allein es ist doch noch nicht
daraus klar, daß es eben die grüne Materie
sey, die sich im faulen Wasser zeiget, wodurch
die Pflantzen genähret werden. Derowe-
gen ist nöthig, daß wir noch andere Versu-
che erwegen, die er über diese angestellet. Er
nahm nehmlich noch zwey andere Gläser
und füllete eines mit Regen-das andere mit
Brunnen-Wasser, setzte aber keine Pflantze
darein, damit er erfahren möchte, ob auch
Wasser ausdampffen könnte, ausser demje-
nigen, was durch ihre Pflantzen transpi-
ri
rte. Er machte auch diese Gläser mit
Pergament zu und ließ so ein kleines Loch
wie in den übrigen. Er ließ sie bey den an-

dern

der Pflantzen.
lauf 77 Tage wieder heraus nahm, war die
Pflantze im Brunnen-Waſſer 15, im Re-
gen-Waſſer 17½, im Fluß-Waſſer 26
Gran ſchweerer worden. Es war aber
dieſe 77 Tage uͤber die Schweere des Brun-
nen-Waſſers um 2558 des Regen-Waſ-
ſers um 3004, des Fluß Waſſers um 2493
Gran leichter worden. Woraus erhellet,
daß der meiſte Theil des Waſſers, ſo in die
Pflantze geſtiegen, wieder tranſpiriret und
nur gantz was weniges zuruͤcke geblieben.
Es erhellet aus dieſen Verſuchen, daß die
Pflantzen von dem Waſſer wachſen und zu-
nehmen, und daß ſie unvermerckt vieles von
dem Waſſer, ja den groͤſten Theil deſſelben
tranſpiriren, welches ſie zur Nahrung an
ſich nehmen. Allein es iſt doch noch nicht
daraus klar, daß es eben die gruͤne Materie
ſey, die ſich im faulen Waſſer zeiget, wodurch
die Pflantzen genaͤhret werden. Derowe-
gen iſt noͤthig, daß wir noch andere Verſu-
che erwegen, die er uͤber dieſe angeſtellet. Er
nahm nehmlich noch zwey andere Glaͤſer
und fuͤllete eines mit Regen-das andere mit
Brunnen-Waſſer, ſetzte aber keine Pflantze
darein, damit er erfahren moͤchte, ob auch
Waſſer ausdampffen koͤnnte, auſſer demje-
nigen, was durch ihre Pflantzen tranſpi-
ri
rte. Er machte auch dieſe Glaͤſer mit
Pergament zu und ließ ſo ein kleines Loch
wie in den uͤbrigen. Er ließ ſie bey den an-

dern
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0657" n="621"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Pflantzen.</hi></fw><lb/>
lauf 77 Tage wieder heraus nahm, war die<lb/>
Pflantze im Brunnen-Wa&#x017F;&#x017F;er 15, im Re-<lb/>
gen-Wa&#x017F;&#x017F;er 17½, im Fluß-Wa&#x017F;&#x017F;er 26<lb/>
Gran &#x017F;chweerer worden. Es war aber<lb/>
die&#x017F;e 77 Tage u&#x0364;ber die Schweere des Brun-<lb/>
nen-Wa&#x017F;&#x017F;ers um 2558 des Regen-Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ers um 3004, des Fluß Wa&#x017F;&#x017F;ers um 2493<lb/>
Gran leichter worden. Woraus erhellet,<lb/>
daß der mei&#x017F;te Theil des Wa&#x017F;&#x017F;ers, &#x017F;o in die<lb/>
Pflantze ge&#x017F;tiegen, wieder <hi rendition="#aq">tran&#x017F;piri</hi>ret und<lb/>
nur gantz was weniges zuru&#x0364;cke geblieben.<lb/>
Es erhellet aus die&#x017F;en Ver&#x017F;uchen, daß die<lb/>
Pflantzen von dem Wa&#x017F;&#x017F;er wach&#x017F;en und zu-<lb/>
nehmen, und daß &#x017F;ie unvermerckt vieles von<lb/>
dem Wa&#x017F;&#x017F;er, ja den gro&#x0364;&#x017F;ten Theil de&#x017F;&#x017F;elben<lb/><hi rendition="#aq">tran&#x017F;piri</hi>ren, welches &#x017F;ie zur Nahrung an<lb/>
&#x017F;ich nehmen. Allein es i&#x017F;t doch noch nicht<lb/>
daraus klar, daß es eben die gru&#x0364;ne Materie<lb/>
&#x017F;ey, die &#x017F;ich im faulen Wa&#x017F;&#x017F;er zeiget, wodurch<lb/>
die Pflantzen gena&#x0364;hret werden. Derowe-<lb/>
gen i&#x017F;t no&#x0364;thig, daß wir noch andere Ver&#x017F;u-<lb/>
che erwegen, die er u&#x0364;ber die&#x017F;e ange&#x017F;tellet. Er<lb/>
nahm nehmlich noch zwey andere Gla&#x0364;&#x017F;er<lb/>
und fu&#x0364;llete eines mit Regen-das andere mit<lb/>
Brunnen-Wa&#x017F;&#x017F;er, &#x017F;etzte aber keine Pflantze<lb/>
darein, damit er erfahren mo&#x0364;chte, ob auch<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er ausdampffen ko&#x0364;nnte, au&#x017F;&#x017F;er demje-<lb/>
nigen, was durch ihre Pflantzen <hi rendition="#aq">tran&#x017F;pi-<lb/>
ri</hi>rte. Er machte auch die&#x017F;e Gla&#x0364;&#x017F;er mit<lb/>
Pergament zu und ließ &#x017F;o ein kleines Loch<lb/>
wie in den u&#x0364;brigen. Er ließ &#x017F;ie bey den an-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dern</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[621/0657] der Pflantzen. lauf 77 Tage wieder heraus nahm, war die Pflantze im Brunnen-Waſſer 15, im Re- gen-Waſſer 17½, im Fluß-Waſſer 26 Gran ſchweerer worden. Es war aber dieſe 77 Tage uͤber die Schweere des Brun- nen-Waſſers um 2558 des Regen-Waſ- ſers um 3004, des Fluß Waſſers um 2493 Gran leichter worden. Woraus erhellet, daß der meiſte Theil des Waſſers, ſo in die Pflantze geſtiegen, wieder tranſpiriret und nur gantz was weniges zuruͤcke geblieben. Es erhellet aus dieſen Verſuchen, daß die Pflantzen von dem Waſſer wachſen und zu- nehmen, und daß ſie unvermerckt vieles von dem Waſſer, ja den groͤſten Theil deſſelben tranſpiriren, welches ſie zur Nahrung an ſich nehmen. Allein es iſt doch noch nicht daraus klar, daß es eben die gruͤne Materie ſey, die ſich im faulen Waſſer zeiget, wodurch die Pflantzen genaͤhret werden. Derowe- gen iſt noͤthig, daß wir noch andere Verſu- che erwegen, die er uͤber dieſe angeſtellet. Er nahm nehmlich noch zwey andere Glaͤſer und fuͤllete eines mit Regen-das andere mit Brunnen-Waſſer, ſetzte aber keine Pflantze darein, damit er erfahren moͤchte, ob auch Waſſer ausdampffen koͤnnte, auſſer demje- nigen, was durch ihre Pflantzen tranſpi- rirte. Er machte auch dieſe Glaͤſer mit Pergament zu und ließ ſo ein kleines Loch wie in den uͤbrigen. Er ließ ſie bey den an- dern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/657
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 621. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/657>, abgerufen am 25.11.2024.