lein es wäre wohl daher kommen, daß, als die Erde zugerichtet worden, viel darvon weggestoben. Man siehet leicht, daß der Gärtner das andere mahl nicht Fleiß ge- nung angewandt, weil er das erste mahl gesehen, daß so wenig gefehlet. Derowe- gen wäre besser gewesen, daß Boyle mit seinen eigenen Augen gesehen hätte. Jch weiß wohl, daß einige einwenden, als wenn man nicht genung versichert seyn könnte, ob man die Erde einmahl so viel ausgetrocknet, als das andere: allein wenn man die Um- stände des Versuches genauer erweget, so wird man diese Sorge bald fahren lassen. Denn wenn Helmontius die Erde das an- dere mahl sollte weniger ausgetrocknet ha- ben als anfangs; so müsten 169 Pfund Wasser in 200 Pfund Erde weniger ausge- trocknet seyn als wie er die Erde zum Ver- suche zubereitet: welches gleich dem ersten Anblicke nach alle Wahrscheinlichkeit ver- lieret und mit einer Demonstration wieder- leget werden könnte, wenn wir uns hier in Weitläufftigkeiten einlassen dörfften.
§. 394.
Wenn man Wasser in einemWas ei- gentlich im Was- ser ist, so die Pflan- tzen, näh- ret. Glase stehen lässet, wo es nicht wohl aus- dampffen kan, entweder weil es einen engen Hals und eine kleine Eröffnung hat, oder weil es wohl verwahret ist; so findet man, daß sich nach und nach eine grüne Materie darinnen zeiget, die sich auch hin und wie-
der
der Pflantzen.
lein es waͤre wohl daher kommen, daß, als die Erde zugerichtet worden, viel darvon weggeſtoben. Man ſiehet leicht, daß der Gaͤrtner das andere mahl nicht Fleiß ge- nung angewandt, weil er das erſte mahl geſehen, daß ſo wenig gefehlet. Derowe- gen waͤre beſſer geweſen, daß Boyle mit ſeinen eigenen Augen geſehen haͤtte. Jch weiß wohl, daß einige einwenden, als wenn man nicht genung verſichert ſeyn koͤnnte, ob man die Erde einmahl ſo viel ausgetrocknet, als das andere: allein wenn man die Um- ſtaͤnde des Verſuches genauer erweget, ſo wird man dieſe Sorge bald fahren laſſen. Denn wenn Helmontius die Erde das an- dere mahl ſollte weniger ausgetrocknet ha- ben als anfangs; ſo muͤſten 169 Pfund Waſſer in 200 Pfund Erde weniger ausge- trocknet ſeyn als wie er die Erde zum Ver- ſuche zubereitet: welches gleich dem erſten Anblicke nach alle Wahrſcheinlichkeit ver- lieret und mit einer Demonſtration wieder- leget werden koͤnnte, wenn wir uns hier in Weitlaͤufftigkeiten einlaſſen doͤrfften.
§. 394.
Wenn man Waſſer in einemWas ei- gentlich im Waſ- ſer iſt, ſo die Pflan- tzen, naͤh- ret. Glaſe ſtehen laͤſſet, wo es nicht wohl aus- dampffen kan, entweder weil es einen engen Hals und eine kleine Eroͤffnung hat, oder weil es wohl verwahret iſt; ſo findet man, daß ſich nach und nach eine gruͤne Materie darinnen zeiget, die ſich auch hin und wie-
der
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der Pflantzen.
lein es waͤre wohl daher kommen, daß, als
die Erde zugerichtet worden, viel darvon
weggeſtoben. Man ſiehet leicht, daß der
Gaͤrtner das andere mahl nicht Fleiß ge-
nung angewandt, weil er das erſte mahl
geſehen, daß ſo wenig gefehlet. Derowe-
gen waͤre beſſer geweſen, daß Boyle mit
ſeinen eigenen Augen geſehen haͤtte. Jch
weiß wohl, daß einige einwenden, als wenn
man nicht genung verſichert ſeyn koͤnnte, ob
man die Erde einmahl ſo viel ausgetrocknet,
als das andere: allein wenn man die Um-
ſtaͤnde des Verſuches genauer erweget, ſo
wird man dieſe Sorge bald fahren laſſen.
Denn wenn Helmontius die Erde das an-
dere mahl ſollte weniger ausgetrocknet ha-
ben als anfangs; ſo muͤſten 169 Pfund
Waſſer in 200 Pfund Erde weniger ausge-
trocknet ſeyn als wie er die Erde zum Ver-
ſuche zubereitet: welches gleich dem erſten
Anblicke nach alle Wahrſcheinlichkeit ver-
lieret und mit einer Demonſtration wieder-
leget werden koͤnnte, wenn wir uns hier in
Weitlaͤufftigkeiten einlaſſen doͤrfften.
§. 394. Wenn man Waſſer in einem
Glaſe ſtehen laͤſſet, wo es nicht wohl aus-
dampffen kan, entweder weil es einen engen
Hals und eine kleine Eroͤffnung hat, oder
weil es wohl verwahret iſt; ſo findet man,
daß ſich nach und nach eine gruͤne Materie
darinnen zeiget, die ſich auch hin und wie-
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Was ei-
gentlich
im Waſ-
ſer iſt, ſo
die Pflan-
tzen, naͤh-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/655>, abgerufen am 22.11.2024.
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