einen Nahrungs Safft wachsen: allein was er anführet, ist nicht hinlänglich sol- ches zu erweisen, am allerwenigsten aber kan man von der besonderen Art Stein, die in derselben Höhle angetroffen wird, auf al- le übrige schliessen. Z. E er führet (c) als einen Beweis davon an, daß die Nahmen, welche einige, die in der Höhle gewesen, in Stein eingegraben, jetzund erhaben zusehen sind, wohl 2 bis 3 Linien, und zwar von weiß- lichter Materie, da der Stein selbst graulich ist. Denn er schließt hieraus, daß daselbst, wo der Stein geritzet worden, ein Safft heraus geflossen, der zusammen geronnen und nach und nach abgehärtet worden. Al- lein es scheinet vielmehr, daß sich in die Ri- tze aus der Lufft etwas angeleget, so nach diesem immer mehr und mehr von derselben Materie an sich ziehet. Und wachsen dem- nach diese steinigte. Buchstaben eben so, wie ich erst gewiesen, daß andere Steine wach- sen Und dieses scheinet umb so vielmehr glaublicher, als was Tournefort vorgiebet, weil man nicht siehet, wie ein mehrerer Safft heraus rinnen könnte, wenn die Ritze einmahl verhartet, zumahl da er selbst erweh- net, daß man die Steine, wo die Nahmen eingegraben worden, oben abgehauen, da-
mit
(c)p. m. 295.
Cap. X. Von denen Dingen,
einen Nahrungs Safft wachſen: allein was er anfuͤhret, iſt nicht hinlaͤnglich ſol- ches zu erweiſen, am allerwenigſten aber kan man von der beſonderen Art Stein, die in derſelben Hoͤhle angetroffen wird, auf al- le uͤbrige ſchlieſſen. Z. E er fuͤhret (c) als einen Beweis davon an, daß die Nahmen, welche einige, die in der Hoͤhle geweſen, in Stein eingegraben, jetzund erhaben zuſehen ſind, wohl 2 bis 3 Linien, und zwar von weiß- lichter Materie, da der Stein ſelbſt graulich iſt. Denn er ſchließt hieraus, daß daſelbſt, wo der Stein geritzet worden, ein Safft heraus gefloſſen, der zuſammen geronnen und nach und nach abgehaͤrtet worden. Al- lein es ſcheinet vielmehr, daß ſich in die Ri- tze aus der Lufft etwas angeleget, ſo nach dieſem immer mehr und mehr von derſelben Materie an ſich ziehet. Und wachſen dem- nach dieſe ſteinigte. Buchſtaben eben ſo, wie ich erſt gewieſen, daß andere Steine wach- ſen Und dieſes ſcheinet umb ſo vielmehr glaublicher, als was Tournefort vorgiebet, weil man nicht ſiehet, wie ein mehrerer Safft heraus rinnen koͤnnte, wenn die Ritze einmahl verhartet, zumahl da er ſelbſt erweh- net, daß man die Steine, wo die Nahmen eingegraben worden, oben abgehauen, da-
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(c)p. m. 295.
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Cap. X. Von denen Dingen,
einen Nahrungs Safft wachſen: allein
was er anfuͤhret, iſt nicht hinlaͤnglich ſol-
ches zu erweiſen, am allerwenigſten aber
kan man von der beſonderen Art Stein, die
in derſelben Hoͤhle angetroffen wird, auf al-
le uͤbrige ſchlieſſen. Z. E er fuͤhret (c) als
einen Beweis davon an, daß die Nahmen,
welche einige, die in der Hoͤhle geweſen, in
Stein eingegraben, jetzund erhaben zuſehen
ſind, wohl 2 bis 3 Linien, und zwar von weiß-
lichter Materie, da der Stein ſelbſt graulich
iſt. Denn er ſchließt hieraus, daß daſelbſt,
wo der Stein geritzet worden, ein Safft
heraus gefloſſen, der zuſammen geronnen
und nach und nach abgehaͤrtet worden. Al-
lein es ſcheinet vielmehr, daß ſich in die Ri-
tze aus der Lufft etwas angeleget, ſo nach
dieſem immer mehr und mehr von derſelben
Materie an ſich ziehet. Und wachſen dem-
nach dieſe ſteinigte. Buchſtaben eben ſo, wie
ich erſt gewieſen, daß andere Steine wach-
ſen Und dieſes ſcheinet umb ſo vielmehr
glaublicher, als was Tournefort vorgiebet,
weil man nicht ſiehet, wie ein mehrerer
Safft heraus rinnen koͤnnte, wenn die Ritze
einmahl verhartet, zumahl da er ſelbſt erweh-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/618>, abgerufen am 22.11.2024.
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