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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. X. Von denen Dingen,
bracht worden, und alle übrige Steine, die
aus einer Ziegel-Erde oder fetten Lette, in-
gleichen aus Sand, entspringen, auf eben ei-
ne solche Art entstehen, wie man in der Kunst
die Ziegel bereitet. Die Ziegel Erde oder
Lette wird durch Wasser auffgelöset und
durch Treten werden die Theile von einan-
der gebracht. Nach dieser Zubereitung
wird sie in Formen gestrichen und werden
die Ziegel anfangs getrocknet, nach diesem im
Ofen gebrandt (§. 50 Archit. civ.) Die
Griechen und Römer härteten sie bloß in
der Sonne und gaben ein paar Jahr
Zeit dazu. Ja in Africa ließ man sie fünf
Jahre trocknen, ehe sie für tüchtig gehalten
worden (a). Wenn demnach das Wasser
Oerter mit solcher Erde und Lette über
schwemmet, die zu Steinen geschickt ist, und
in der Uberschwemmung darüber stehen
bleibet; so wird sie aufgelöset und geben sich
die kleinen Theile von einander. Jndem
sich aber das Wasser nach und nach verlie-
ret, und der Schleim mit setzet; so geben
sie sich dichter zusammen als sie vorher wa-
ren. Und solchergestalt ist hier eben alles
dasjenige geschehen, was bey dem Ziegel-
streichen mit der Erde vorgenommen wird.
Wenn demnach diese zubereitete Stein-Er-
de von oben bedecket, daß sie nicht auf ein-

mahl
(a) Vitruvius lib. 2. c. 3. f. m. 22.

Cap. X. Von denen Dingen,
bracht worden, und alle uͤbrige Steine, die
aus einer Ziegel-Erde oder fetten Lette, in-
gleichen aus Sand, entſpringen, auf eben ei-
ne ſolche Art entſtehen, wie man in der Kunſt
die Ziegel bereitet. Die Ziegel Erde oder
Lette wird durch Waſſer auffgeloͤſet und
durch Treten werden die Theile von einan-
der gebracht. Nach dieſer Zubereitung
wird ſie in Formen geſtrichen und werden
die Ziegel anfangs getrocknet, nach dieſem im
Ofen gebrandt (§. 50 Archit. civ.) Die
Griechen und Roͤmer haͤrteten ſie bloß in
der Sonne und gaben ein paar Jahr
Zeit dazu. Ja in Africa ließ man ſie fuͤnf
Jahre trocknen, ehe ſie fuͤr tuͤchtig gehalten
worden (a). Wenn demnach das Waſſer
Oerter mit ſolcher Erde und Lette uͤber
ſchwemmet, die zu Steinen geſchickt iſt, und
in der Uberſchwemmung daruͤber ſtehen
bleibet; ſo wird ſie aufgeloͤſet und geben ſich
die kleinen Theile von einander. Jndem
ſich aber das Waſſer nach und nach verlie-
ret, und der Schleim mit ſetzet; ſo geben
ſie ſich dichter zuſammen als ſie vorher wa-
ren. Und ſolchergeſtalt iſt hier eben alles
dasjenige geſchehen, was bey dem Ziegel-
ſtreichen mit der Erde vorgenommen wird.
Wenn demnach dieſe zubereitete Stein-Er-
de von oben bedecket, daß ſie nicht auf ein-

mahl
(a) Vitruvius lib. 2. c. 3. f. m. 22.
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[578/0614] Cap. X. Von denen Dingen, bracht worden, und alle uͤbrige Steine, die aus einer Ziegel-Erde oder fetten Lette, in- gleichen aus Sand, entſpringen, auf eben ei- ne ſolche Art entſtehen, wie man in der Kunſt die Ziegel bereitet. Die Ziegel Erde oder Lette wird durch Waſſer auffgeloͤſet und durch Treten werden die Theile von einan- der gebracht. Nach dieſer Zubereitung wird ſie in Formen geſtrichen und werden die Ziegel anfangs getrocknet, nach dieſem im Ofen gebrandt (§. 50 Archit. civ.) Die Griechen und Roͤmer haͤrteten ſie bloß in der Sonne und gaben ein paar Jahr Zeit dazu. Ja in Africa ließ man ſie fuͤnf Jahre trocknen, ehe ſie fuͤr tuͤchtig gehalten worden (a). Wenn demnach das Waſſer Oerter mit ſolcher Erde und Lette uͤber ſchwemmet, die zu Steinen geſchickt iſt, und in der Uberſchwemmung daruͤber ſtehen bleibet; ſo wird ſie aufgeloͤſet und geben ſich die kleinen Theile von einander. Jndem ſich aber das Waſſer nach und nach verlie- ret, und der Schleim mit ſetzet; ſo geben ſie ſich dichter zuſammen als ſie vorher wa- ren. Und ſolchergeſtalt iſt hier eben alles dasjenige geſchehen, was bey dem Ziegel- ſtreichen mit der Erde vorgenommen wird. Wenn demnach dieſe zubereitete Stein-Er- de von oben bedecket, daß ſie nicht auf ein- mahl (a) Vitruvius lib. 2. c. 3. f. m. 22.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/614>, abgerufen am 25.11.2024.