wenn in einem Cörper keine leere Räumlein wären, so müsten zwey von gleicher Grösse auch gleich viel wiegen: welches der Er- fahrung zu wieder ist (§. 4. T. I. Exper.). Denn wenn ein Stücke Gold und ein Stücke Kupffer von gleicher Grösse sind und und jenes wieget 100 Gran, so wieget die- ses nur 46 (§. 189. T. I. Exper.) und dem nach nicht einmahl halb so viel als das Gold. Derowegen vermeinet man, in dem Stücklein Kupffer sey nicht halb soviel Materie, als im Golde, und dannenhero wären in dem Kupffer viele leere Räumlein, die im Golde mit Materie erfüllet wären. Nun können wir zwar nicht leugnen, daß in einem jeden Cörper ja selbst im Golde (§. 72 T. III. Exper.) leere Räumlein sind, die mit keiner solchen Materie erfüllet seyn, daraus der Cörper bestehet, als im Golde sind viele Räumlein, darinnen kein Gold an- zutreffen: allein daß gar keine Materie von anderer Art darinnen sich befinde, kan der gegenwärtige Beweiß nicht ausmachen. Denn wer siehet nicht, daß man annimmet, was man nicht bewiesen, nemlich daß alle Materie schweer sey, wovon wir an seinem Orte das Gegentheil zeigen.
Alle Ma- terie ist in steter Be- wegung.
§. 8.
Nachdem wir nun wissen, daß der Raum, den ein Cörper einnimmet, gantz erfüllet ist und zwischen den Theilen der Materie keine gantz leere Räumlein anzu-
treffen
Cap. I. Von dem Weſen
wenn in einem Coͤrper keine leere Raͤumlein waͤren, ſo muͤſten zwey von gleicher Groͤſſe auch gleich viel wiegen: welches der Er- fahrung zu wieder iſt (§. 4. T. I. Exper.). Denn wenn ein Stuͤcke Gold und ein Stuͤcke Kupffer von gleicher Groͤſſe ſind und und jenes wieget 100 Gran, ſo wieget die- ſes nur 46 (§. 189. T. I. Exper.) und dem nach nicht einmahl halb ſo viel als das Gold. Derowegen vermeinet man, in dem Stuͤcklein Kupffer ſey nicht halb ſoviel Materie, als im Golde, und dannenhero waͤren in dem Kupffer viele leere Raͤumlein, die im Golde mit Materie erfuͤllet waͤren. Nun koͤnnen wir zwar nicht leugnen, daß in einem jeden Coͤrper ja ſelbſt im Golde (§. 72 T. III. Exper.) leere Raͤumlein ſind, die mit keiner ſolchen Materie erfuͤllet ſeyn, daraus der Coͤrper beſtehet, als im Golde ſind viele Raͤumlein, darinnen kein Gold an- zutreffen: allein daß gar keine Materie von anderer Art darinnen ſich befinde, kan der gegenwaͤrtige Beweiß nicht ausmachen. Denn wer ſiehet nicht, daß man annimmet, was man nicht bewieſen, nemlich daß alle Materie ſchweer ſey, wovon wir an ſeinem Orte das Gegentheil zeigen.
Alle Ma- terie iſt in ſteter Be- wegung.
§. 8.
Nachdem wir nun wiſſen, daß der Raum, den ein Coͤrper einnimmet, gantz erfuͤllet iſt und zwiſchen den Theilen der Materie keine gantz leere Raͤumlein anzu-
treffen
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Cap. I. Von dem Weſen
wenn in einem Coͤrper keine leere Raͤumlein
waͤren, ſo muͤſten zwey von gleicher Groͤſſe
auch gleich viel wiegen: welches der Er-
fahrung zu wieder iſt (§. 4. T. I. Exper.).
Denn wenn ein Stuͤcke Gold und ein
Stuͤcke Kupffer von gleicher Groͤſſe ſind und
und jenes wieget 100 Gran, ſo wieget die-
ſes nur 46 (§. 189. T. I. Exper.) und dem
nach nicht einmahl halb ſo viel als das
Gold. Derowegen vermeinet man, in dem
Stuͤcklein Kupffer ſey nicht halb ſoviel
Materie, als im Golde, und dannenhero
waͤren in dem Kupffer viele leere Raͤumlein,
die im Golde mit Materie erfuͤllet waͤren.
Nun koͤnnen wir zwar nicht leugnen, daß in
einem jeden Coͤrper ja ſelbſt im Golde (§.
72 T. III. Exper.) leere Raͤumlein ſind,
die mit keiner ſolchen Materie erfuͤllet ſeyn,
daraus der Coͤrper beſtehet, als im Golde
ſind viele Raͤumlein, darinnen kein Gold an-
zutreffen: allein daß gar keine Materie
von anderer Art darinnen ſich befinde, kan
der gegenwaͤrtige Beweiß nicht ausmachen.
Denn wer ſiehet nicht, daß man annimmet,
was man nicht bewieſen, nemlich daß alle
Materie ſchweer ſey, wovon wir an ſeinem
Orte das Gegentheil zeigen.
§. 8. Nachdem wir nun wiſſen, daß der
Raum, den ein Coͤrper einnimmet, gantz
erfuͤllet iſt und zwiſchen den Theilen der
Materie keine gantz leere Raͤumlein anzu-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/58>, abgerufen am 25.11.2024.
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