der Mond, TL die Weite des Mittel-Pun- ctes der Erde T von dem Mittel-Puncte des Monds L. Jn Z sey das Zenith, wo der Mond vertical ist, und in N das Na- dir: in HR aber der Horizont. Es ist klar, daß das Wasser in Z dem Mond um näher ist als der Mittel-Punct der Erde und das hingegen in N umb so viel weiter von ihm entfernet sey. Derowegen muß das Wasser in Z eine grössere Schweere haben gegen den Mittel-Punct des Monds, als was im Mittel-Puncte der Erde ist, und hingegen das in N weniger, als was sich daselbst befindet. Da nun das Wasser so wohl unter dem Mond in Z, als in N weni- ger gegen den Mittel-Punct der Erde ge- druckt wird als an den übrigen Orten umb die Erde herumb; so muß es auch an denselben Orten aufschwellen und er- habener seyn. Da nun der Mond sich nach und nach um die gantze Erde beweget und innerhalb 25 Stunden bey nahe um dieselbe herum kommet; so müssen die Puncte Z und N sich innerhalb 25 Stunden umb die Erde herum bewegen, wo das Wasser am höchsten stehet, und ändert demnach die Erde beständig ihre Oval-Figur, deren gröster Diameter ZN durch den Mittel- Punct des Monds L gehet, wenn er ver- längert wird. Jch vermeine nicht, daß es jemanden schweer fallen werde zubegreiffen,
daß
auf dem Erdboden.
der Mond, TL die Weite des Mittel-Pun- ctes der Erde T von dem Mittel-Puncte des Monds L. Jn Z ſey das Zenith, wo der Mond vertical iſt, und in N das Na- dir: in HR aber der Horizont. Es iſt klar, daß das Waſſer in Z dem Mond um naͤher iſt als der Mittel-Punct der Erde und das hingegen in N umb ſo viel weiter von ihm entfernet ſey. Derowegen muß das Waſſer in Z eine groͤſſere Schweere haben gegen den Mittel-Punct des Monds, als was im Mittel-Puncte der Erde iſt, und hingegen das in N weniger, als was ſich daſelbſt befindet. Da nun das Waſſer ſo wohl unter dem Mond in Z, als in N weni- ger gegen den Mittel-Punct der Erde ge- druckt wird als an den uͤbrigen Orten umb die Erde herumb; ſo muß es auch an denſelben Orten aufſchwellen und er- habener ſeyn. Da nun der Mond ſich nach und nach um die gantze Erde beweget und innerhalb 25 Stunden bey nahe um dieſelbe herum kommet; ſo muͤſſen die Puncte Z und N ſich innerhalb 25 Stunden umb die Erde herum bewegen, wo das Waſſer am hoͤchſten ſtehet, und aͤndert demnach die Erde beſtaͤndig ihre Oval-Figur, deren groͤſter Diameter ZN durch den Mittel- Punct des Monds L gehet, wenn er ver- laͤngert wird. Jch vermeine nicht, daß es jemanden ſchweer fallen werde zubegreiffen,
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der Mond vertical iſt, und in N das Na-
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klar, daß das Waſſer in Z dem Mond um
[FORMEL] naͤher iſt als der Mittel-Punct der Erde
und das hingegen in N umb ſo viel weiter
von ihm entfernet ſey. Derowegen muß
das Waſſer in Z eine groͤſſere Schweere
haben gegen den Mittel-Punct des Monds,
als was im Mittel-Puncte der Erde iſt, und
hingegen das in N weniger, als was ſich
daſelbſt befindet. Da nun das Waſſer ſo
wohl unter dem Mond in Z, als in N weni-
ger gegen den Mittel-Punct der Erde ge-
druckt wird als an den uͤbrigen Orten
umb die Erde herumb; ſo muß es auch
an denſelben Orten aufſchwellen und er-
habener ſeyn. Da nun der Mond ſich nach
und nach um die gantze Erde beweget und
innerhalb 25 Stunden bey nahe um dieſelbe
herum kommet; ſo muͤſſen die Puncte Z
und N ſich innerhalb 25 Stunden umb die
Erde herum bewegen, wo das Waſſer am
hoͤchſten ſtehet, und aͤndert demnach die
Erde beſtaͤndig ihre Oval-Figur, deren
groͤſter Diameter ZN durch den Mittel-
Punct des Monds L gehet, wenn er ver-
laͤngert wird. Jch vermeine nicht, daß es
jemanden ſchweer fallen werde zubegreiffen,
daß
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/575>, abgerufen am 25.11.2024.
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