dieselbe ferner an andern Orten eine glei- che Bewegung erhalten wird. Jch kan in diesem Stücke nichts gewisses setzen, weil es mir an nöthigen Observationen und Versuchen fehlet, die dazu nöthig sind, woferne man die Sache mit Gewisheit ent- scheiden will. Es wäre sehr nützlich, wenn man für allen Dingen eine ausführliche Hi- storie von der Bewegung des See-Was- sers hätte, und absonderlich angemercket würde, wie tief das Wasser sich von O- sten gegen Westen beweget und wie tief der Wind dasselbe bewegen kan, ingleichen ob beständig zur See ein so starcker Wind von Morgen gegen Abend ist, als erfordert wird dergleichen Bewegung in der See zu erre- gen, als man darinnen antrifft.
§. 354.
Weil das See-Wasser sich vonWarum man ge- schwinder gegen A- bend als gegen Morgen schiffet. Morgen gegen Abend beweget, so schieffet man mit dem Strome fort, wenn das Schiff von Morgen gegen Abend gehet: Hingegen wieder den Strom, wenn man nach Morgen zu schiffet. Wenn das Schiff mit dem Strome fortgehet, so findet es in dem Wasser keinen Wiederstand, als in so weit es geschinder fottgehet als das Wasser: gehet es aber dem Strome entge- gen, so muß es die Bewegung des Was- sers überwältigen, ehe es dasselbe zum Aus- weichen bringen kan. Und demnach gehet hier mehr von der Bewegung des Schiffes
ver-
auf dem Erdboden.
dieſelbe ferner an andern Orten eine glei- che Bewegung erhalten wird. Jch kan in dieſem Stuͤcke nichts gewiſſes ſetzen, weil es mir an noͤthigen Obſervationen und Verſuchen fehlet, die dazu noͤthig ſind, woferne man die Sache mit Gewisheit ent- ſcheiden will. Es waͤre ſehr nuͤtzlich, wenn man fuͤr allen Dingen eine ausfuͤhrliche Hi- ſtorie von der Bewegung des See-Waſ- ſers haͤtte, und abſonderlich angemercket wuͤrde, wie tief das Waſſer ſich von O- ſten gegen Weſten beweget und wie tief der Wind daſſelbe bewegen kan, ingleichen ob beſtaͤndig zur See ein ſo ſtarcker Wind von Morgen gegen Abend iſt, als erfordert wird dergleichen Bewegung in der See zu erre- gen, als man darinnen antrifft.
§. 354.
Weil das See-Waſſer ſich vonWarum man ge- ſchwinder gegen A- bend als gegen Morgen ſchiffet. Morgen gegen Abend beweget, ſo ſchieffet man mit dem Strome fort, wenn das Schiff von Morgen gegen Abend gehet: Hingegen wieder den Strom, wenn man nach Morgen zu ſchiffet. Wenn das Schiff mit dem Strome fortgehet, ſo findet es in dem Waſſer keinen Wiederſtand, als in ſo weit es geſchinder fottgehet als das Waſſer: gehet es aber dem Strome entge- gen, ſo muß es die Bewegung des Waſ- ſers uͤberwaͤltigen, ehe es daſſelbe zum Aus- weichen bringen kan. Und demnach gehet hier mehr von der Bewegung des Schiffes
ver-
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auf dem Erdboden.
dieſelbe ferner an andern Orten eine glei-
che Bewegung erhalten wird. Jch kan in
dieſem Stuͤcke nichts gewiſſes ſetzen, weil
es mir an noͤthigen Obſervationen und
Verſuchen fehlet, die dazu noͤthig ſind,
woferne man die Sache mit Gewisheit ent-
ſcheiden will. Es waͤre ſehr nuͤtzlich, wenn
man fuͤr allen Dingen eine ausfuͤhrliche Hi-
ſtorie von der Bewegung des See-Waſ-
ſers haͤtte, und abſonderlich angemercket
wuͤrde, wie tief das Waſſer ſich von O-
ſten gegen Weſten beweget und wie tief der
Wind daſſelbe bewegen kan, ingleichen ob
beſtaͤndig zur See ein ſo ſtarcker Wind von
Morgen gegen Abend iſt, als erfordert wird
dergleichen Bewegung in der See zu erre-
gen, als man darinnen antrifft.
§. 354. Weil das See-Waſſer ſich von
Morgen gegen Abend beweget, ſo ſchieffet
man mit dem Strome fort, wenn das
Schiff von Morgen gegen Abend gehet:
Hingegen wieder den Strom, wenn man
nach Morgen zu ſchiffet. Wenn das
Schiff mit dem Strome fortgehet, ſo findet
es in dem Waſſer keinen Wiederſtand,
als in ſo weit es geſchinder fottgehet als das
Waſſer: gehet es aber dem Strome entge-
gen, ſo muß es die Bewegung des Waſ-
ſers uͤberwaͤltigen, ehe es daſſelbe zum Aus-
weichen bringen kan. Und demnach gehet
hier mehr von der Bewegung des Schiffes
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Warum
man ge-
ſchwinder
gegen A-
bend als
gegen
Morgen
ſchiffet.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/559>, abgerufen am 22.11.2024.
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