Wasser, zumahl wenn viel Holtz und ande- re leichte Materialien noch mit dabey sind. Derowegen hat es das Wasser so mit sich fortgeführet, als wie es ein Schiff mit fort zuführen pfleget. Weil doch aber das Ge- bäude mit seinem Boden sich ebenfals wie ein Schiff im Wasser eintauchet; so kan es auch nicht weiter fortkommen, wenn es von dem Wasser an einen Ort gebracht wird, da es nicht Raum genung hat, sich so tief einzutauchen als nach seiner Schwee- re erfordert wird. Man sollte zwar mei- nen, das Wasser reisse es weg: allein wenn es von allen Seiten herumb in gleicher Hö- he umflossen ist, so hat das Wasser keine Krafft, indem es sich mit keiner Geschwin- digkeit beweget. Wasser, was entweder stille stehet, oder auch sich langsam bewe- get, hat keine Krafft (§. 349.).
§. 351.
Wir haben gesehen, daß die Ur-Warumb das Was- ser in ei- ner See höher ist als in der andern. sache, warum das Wasser fleußt, einig und allein von seiner Schweere herzuhohlen ist und daher dasselbe an keinen Ortfliessen kan, der höher liegt als das Wasser (§. 346.). Derowegen wenn dasselbe aus einem Or- te in den andern fleußt, wo es gleichfals Wasser hat; so muß es an dem ersten höher, in dem andern aber niedriger stehen. Wir finden, daß das Wasser aus einer See in die andere fleußt, z. E. aus dem Ponto Euxino in die mittelländische See: und
dem-
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auf dem Erdboden.
Waſſer, zumahl wenn viel Holtz und ande- re leichte Materialien noch mit dabey ſind. Derowegen hat es das Waſſer ſo mit ſich fortgefuͤhret, als wie es ein Schiff mit fort zufuͤhren pfleget. Weil doch aber das Ge- baͤude mit ſeinem Boden ſich ebenfals wie ein Schiff im Waſſer eintauchet; ſo kan es auch nicht weiter fortkommen, wenn es von dem Waſſer an einen Ort gebracht wird, da es nicht Raum genung hat, ſich ſo tief einzutauchen als nach ſeiner Schwee- re erfordert wird. Man ſollte zwar mei- nen, das Waſſer reiſſe es weg: allein wenn es von allen Seiten herumb in gleicher Hoͤ- he umfloſſen iſt, ſo hat das Waſſer keine Krafft, indem es ſich mit keiner Geſchwin- digkeit beweget. Waſſer, was entweder ſtille ſtehet, oder auch ſich langſam bewe- get, hat keine Krafft (§. 349.).
§. 351.
Wir haben geſehen, daß die Ur-Warumb das Waſ- ſer in ei- ner See hoͤher iſt als in der andern. ſache, warum das Waſſer fleußt, einig und allein von ſeiner Schweere herzuhohlen iſt und daher daſſelbe an keinen Ortflieſſen kan, der hoͤher liegt als das Waſſer (§. 346.). Derowegen wenn daſſelbe aus einem Or- te in den andern fleußt, wo es gleichfals Waſſer hat; ſo muß es an dem erſten hoͤher, in dem andern aber niedriger ſtehen. Wir finden, daß das Waſſer aus einer See in die andere fleußt, z. E. aus dem Ponto Euxino in die mittellaͤndiſche See: und
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auf dem Erdboden.
Waſſer, zumahl wenn viel Holtz und ande-
re leichte Materialien noch mit dabey ſind.
Derowegen hat es das Waſſer ſo mit ſich
fortgefuͤhret, als wie es ein Schiff mit fort
zufuͤhren pfleget. Weil doch aber das Ge-
baͤude mit ſeinem Boden ſich ebenfals wie
ein Schiff im Waſſer eintauchet; ſo kan
es auch nicht weiter fortkommen, wenn es
von dem Waſſer an einen Ort gebracht
wird, da es nicht Raum genung hat, ſich
ſo tief einzutauchen als nach ſeiner Schwee-
re erfordert wird. Man ſollte zwar mei-
nen, das Waſſer reiſſe es weg: allein wenn
es von allen Seiten herumb in gleicher Hoͤ-
he umfloſſen iſt, ſo hat das Waſſer keine
Krafft, indem es ſich mit keiner Geſchwin-
digkeit beweget. Waſſer, was entweder
ſtille ſtehet, oder auch ſich langſam bewe-
get, hat keine Krafft (§. 349.).
§. 351. Wir haben geſehen, daß die Ur-
ſache, warum das Waſſer fleußt, einig
und allein von ſeiner Schweere herzuhohlen
iſt und daher daſſelbe an keinen Ortflieſſen
kan, der hoͤher liegt als das Waſſer (§. 346.).
Derowegen wenn daſſelbe aus einem Or-
te in den andern fleußt, wo es gleichfals
Waſſer hat; ſo muß es an dem erſten hoͤher,
in dem andern aber niedriger ſtehen. Wir
finden, daß das Waſſer aus einer See in
die andere fleußt, z. E. aus dem Ponto
Euxino in die mittellaͤndiſche See: und
dem-
Warumb
das Waſ-
ſer in ei-
ner See
hoͤher iſt
als in der
andern.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/551>, abgerufen am 22.11.2024.
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