Jch habe schon anderswo gezeigetMaterie in den Cörpern ist unend- lich zer- theilet. (§. 684. Met.), daß die Materie würcklich zertheilet ist, nemlich ein Theil immer wei- ter in andere, daß wir ihre Kleinigkeit we- der mit der Vernunfft, noch mit der Einbil- dung erreichen können. Die anderswo (§. 82 & seqq. T. III. Exper.) angestellete Be- trachtungen durch das Vergrösserungs- Glaß bekräfftigen solches mit mehrerem. Und deswegen fället es uns nicht möglich, daß wir eine Zahl erdencken, darinnen wir die würcklich vorhandenen Theile in dem geringsten Stäublein der Materie deter- miniren, das ist, kein Mensch ist vermö- gend zu sagen, wiviel unterschiedenes in ei- nem einigen Säublein vorkommet, wel- ches zusammen das Räumlein, das es ein- nimmet, erfüllet, auch wenn er vermögend wäre vieles davon zuerblicken (§. 3.). De- rowegen weil wir eine so grosse Menge, de- ren Anzahl wir durch keine determinirte Zahl auszusprechen vermögend sind, un- endlich nennen (§.4.); so ist auch jedes Stäublein der Materie würcklich in unend- lich viel Theile zertheilet, die aber weder in der Grösse, noch der Figur, noch sonst mit einander überein kommen. Weil nun a- ber etwas seyn muß, wodurch die Materie würcklich getheilet wird; so habe ich auch schon (§. 685. Met.) gezeiget, daß solches durch die Bewegung geschehe, und demnach
in
B 2
und der Natur der Coͤrper.
§. 5.
Jch habe ſchon anderswo gezeigetMaterie in den Coͤrpern iſt unend- lich zer- theilet. (§. 684. Met.), daß die Materie wuͤrcklich zertheilet iſt, nemlich ein Theil immer wei- ter in andere, daß wir ihre Kleinigkeit we- der mit der Vernunfft, noch mit der Einbil- dung erreichen koͤnnen. Die anderswo (§. 82 & ſeqq. T. III. Exper.) angeſtellete Be- trachtungen durch das Vergroͤſſerungs- Glaß bekraͤfftigen ſolches mit mehrerem. Und deswegen faͤllet es uns nicht moͤglich, daß wir eine Zahl erdencken, darinnen wir die wuͤrcklich vorhandenen Theile in dem geringſten Staͤublein der Materie deter- miniren, das iſt, kein Menſch iſt vermoͤ- gend zu ſagen, wiviel unterſchiedenes in ei- nem einigen Saͤublein vorkommet, wel- ches zuſammen das Raͤumlein, das es ein- nimmet, erfuͤllet, auch wenn er vermoͤgend waͤre vieles davon zuerblicken (§. 3.). De- rowegen weil wir eine ſo groſſe Menge, de- ren Anzahl wir durch keine determinirte Zahl auszuſprechen vermoͤgend ſind, un- endlich nennen (§.4.); ſo iſt auch jedes Staͤublein der Materie wuͤrcklich in unend- lich viel Theile zertheilet, die aber weder in der Groͤſſe, noch der Figur, noch ſonſt mit einander uͤberein kommen. Weil nun a- ber etwas ſeyn muß, wodurch die Materie wuͤrcklich getheilet wird; ſo habe ich auch ſchon (§. 685. Met.) gezeiget, daß ſolches durch die Bewegung geſchehe, und demnach
in
B 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0055"n="19"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und der Natur der Coͤrper.</hi></fw><lb/><divn="4"><head>§. 5.</head><p>Jch habe ſchon anderswo gezeiget<noteplace="right">Materie<lb/>
in den<lb/>
Coͤrpern<lb/>
iſt unend-<lb/>
lich zer-<lb/>
theilet.</note><lb/>
(§. 684. <hirendition="#aq">Met.</hi>), daß die Materie wuͤrcklich<lb/>
zertheilet iſt, nemlich ein Theil immer wei-<lb/>
ter in andere, daß wir ihre Kleinigkeit we-<lb/>
der mit der Vernunfft, noch mit der Einbil-<lb/>
dung erreichen koͤnnen. Die anderswo (§. 82<lb/><hirendition="#aq">&ſeqq. T. III. Exper.</hi>) angeſtellete Be-<lb/>
trachtungen durch das Vergroͤſſerungs-<lb/>
Glaß bekraͤfftigen ſolches mit mehrerem.<lb/>
Und deswegen faͤllet es uns nicht moͤglich,<lb/>
daß wir eine Zahl erdencken, darinnen wir<lb/>
die wuͤrcklich vorhandenen Theile in dem<lb/>
geringſten Staͤublein der Materie <hirendition="#aq">deter-<lb/>
mini</hi>ren, das iſt, kein Menſch iſt vermoͤ-<lb/>
gend zu ſagen, wiviel unterſchiedenes in ei-<lb/>
nem einigen Saͤublein vorkommet, wel-<lb/>
ches zuſammen das Raͤumlein, das es ein-<lb/>
nimmet, erfuͤllet, auch wenn er vermoͤgend<lb/>
waͤre vieles davon zuerblicken (§. 3.). De-<lb/>
rowegen weil wir eine ſo groſſe Menge, de-<lb/>
ren Anzahl wir durch keine <hirendition="#aq">determini</hi>rte<lb/>
Zahl auszuſprechen vermoͤgend ſind, un-<lb/>
endlich nennen (§.4.); ſo iſt auch jedes<lb/>
Staͤublein der Materie wuͤrcklich in unend-<lb/>
lich viel Theile zertheilet, die aber weder in<lb/>
der Groͤſſe, noch der Figur, noch ſonſt mit<lb/>
einander uͤberein kommen. Weil nun a-<lb/>
ber etwas ſeyn muß, wodurch die Materie<lb/>
wuͤrcklich getheilet wird; ſo habe ich auch<lb/>ſchon (§. 685. <hirendition="#aq">Met.</hi>) gezeiget, daß ſolches<lb/>
durch die Bewegung geſchehe, und demnach<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">in</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[19/0055]
und der Natur der Coͤrper.
§. 5. Jch habe ſchon anderswo gezeiget
(§. 684. Met.), daß die Materie wuͤrcklich
zertheilet iſt, nemlich ein Theil immer wei-
ter in andere, daß wir ihre Kleinigkeit we-
der mit der Vernunfft, noch mit der Einbil-
dung erreichen koͤnnen. Die anderswo (§. 82
& ſeqq. T. III. Exper.) angeſtellete Be-
trachtungen durch das Vergroͤſſerungs-
Glaß bekraͤfftigen ſolches mit mehrerem.
Und deswegen faͤllet es uns nicht moͤglich,
daß wir eine Zahl erdencken, darinnen wir
die wuͤrcklich vorhandenen Theile in dem
geringſten Staͤublein der Materie deter-
miniren, das iſt, kein Menſch iſt vermoͤ-
gend zu ſagen, wiviel unterſchiedenes in ei-
nem einigen Saͤublein vorkommet, wel-
ches zuſammen das Raͤumlein, das es ein-
nimmet, erfuͤllet, auch wenn er vermoͤgend
waͤre vieles davon zuerblicken (§. 3.). De-
rowegen weil wir eine ſo groſſe Menge, de-
ren Anzahl wir durch keine determinirte
Zahl auszuſprechen vermoͤgend ſind, un-
endlich nennen (§.4.); ſo iſt auch jedes
Staͤublein der Materie wuͤrcklich in unend-
lich viel Theile zertheilet, die aber weder in
der Groͤſſe, noch der Figur, noch ſonſt mit
einander uͤberein kommen. Weil nun a-
ber etwas ſeyn muß, wodurch die Materie
wuͤrcklich getheilet wird; ſo habe ich auch
ſchon (§. 685. Met.) gezeiget, daß ſolches
durch die Bewegung geſchehe, und demnach
in
Materie
in den
Coͤrpern
iſt unend-
lich zer-
theilet.
B 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/55>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.