Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

auf dem Erdboden.
sen, wie wir insgemein sehen, daß die Flüs-
se über der Erde groß werden.

§. 244.

Man hat absonderlich zweyerleyOb der
Regen
tief in die
Erde
dringen
kan.

Schwierigkeiten bey dem Ursprunge der
Qvellen aus dem Regen-Wasser gemacht:
die erste, daß das Regen-Wasser nicht tief
in die Erde dringet; das andere, daß der
Regen nicht zureichet die Qvellen mit so viel
Wasser zu versehen, als zu Unterhaltung
der Flüsse das gantze Jahr durch von nöthen
ist. Die erste Schwierigkeit machet inson-
derheit de la Hire (a), welcher zu dem En-
de besondere Versuche angestellet, dadurch er
gefunden, daß das Regen-Wasser nicht über
16. Zoll tief in die Erde dringt, wenn gleich
dieselbe keine Kräuter und Graß zu nehren
hat, denn in dem letztern Falle lange das
Regen-Wasser nicht zu dieselben zu erneh-
ren. Damit wir erkennen wie dieser Schwie-
rigkeit abzuhelffen sey, so müssen wir seinen
Versuch umbständlich erkennen. Er grub
bey dem Königlichen Observatorio Anno
1688. acht Schuh tief unter die Erde ein
Gefässe von Bley, dessen obere Fläche vier
Qvadrat-Schuhe hielt. Es war 6. Zoll
tief und von der einen Seite etwas erhaben,
von der andern aber etwas niedergebogen.
Hier war eine bleyerne Röhre angelöthet,

die
(a) Memoires de l' Acad. Roy. des Sciene.
A. 1703. p.
68.
J i 3

auf dem Erdboden.
ſen, wie wir insgemein ſehen, daß die Fluͤſ-
ſe uͤber der Erde groß werden.

§. 244.

Man hat abſonderlich zweyerleyOb der
Regen
tief in die
Erde
dringen
kan.

Schwierigkeiten bey dem Urſprunge der
Qvellen aus dem Regen-Waſſer gemacht:
die erſte, daß das Regen-Waſſer nicht tief
in die Erde dringet; das andere, daß der
Regen nicht zureichet die Qvellen mit ſo viel
Waſſer zu verſehen, als zu Unterhaltung
der Fluͤſſe das gantze Jahr durch von noͤthen
iſt. Die erſte Schwierigkeit machet inſon-
derheit de la Hire (a), welcher zu dem En-
de beſondere Verſuche angeſtellet, dadurch er
gefunden, daß das Regen-Waſſer nicht uͤber
16. Zoll tief in die Erde dringt, wenn gleich
dieſelbe keine Kraͤuter und Graß zu nehren
hat, denn in dem letztern Falle lange das
Regen-Waſſer nicht zu dieſelben zu erneh-
ren. Damit wir erkennen wie dieſer Schwie-
rigkeit abzuhelffen ſey, ſo muͤſſen wir ſeinen
Verſuch umbſtaͤndlich erkennen. Er grub
bey dem Koͤniglichen Obſervatorio Anno
1688. acht Schuh tief unter die Erde ein
Gefaͤſſe von Bley, deſſen obere Flaͤche vier
Qvadrat-Schuhe hielt. Es war 6. Zoll
tief und von der einen Seite etwas erhaben,
von der andern aber etwas niedergebogen.
Hier war eine bleyerne Roͤhre angeloͤthet,

die
(a) Memoires de l’ Acad. Roy. des Sciene.
A. 1703. p.
68.
J i 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0537" n="501"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">auf dem Erdboden.</hi></fw><lb/>
&#x017F;en, wie wir insgemein &#x017F;ehen, daß die Flu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e u&#x0364;ber der Erde groß werden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 244.</head>
              <p>Man hat ab&#x017F;onderlich zweyerley<note place="right">Ob der<lb/>
Regen<lb/>
tief in die<lb/>
Erde<lb/>
dringen<lb/>
kan.</note><lb/>
Schwierigkeiten bey dem Ur&#x017F;prunge der<lb/>
Qvellen aus dem Regen-Wa&#x017F;&#x017F;er gemacht:<lb/>
die er&#x017F;te, daß das Regen-Wa&#x017F;&#x017F;er nicht tief<lb/>
in die Erde dringet; das andere, daß der<lb/>
Regen nicht zureichet die Qvellen mit &#x017F;o viel<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er zu ver&#x017F;ehen, als zu Unterhaltung<lb/>
der Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e das gantze Jahr durch von no&#x0364;then<lb/>
i&#x017F;t. Die er&#x017F;te Schwierigkeit machet in&#x017F;on-<lb/>
derheit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">de la Hire</hi></hi> <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">Memoires de l&#x2019; Acad. Roy. des Sciene.<lb/>
A. 1703. p.</hi> 68.</note>, welcher zu dem En-<lb/>
de be&#x017F;ondere Ver&#x017F;uche ange&#x017F;tellet, dadurch er<lb/>
gefunden, daß das Regen-Wa&#x017F;&#x017F;er nicht u&#x0364;ber<lb/>
16. Zoll tief in die Erde dringt, wenn gleich<lb/>
die&#x017F;elbe keine Kra&#x0364;uter und Graß zu nehren<lb/>
hat, denn in dem letztern Falle lange das<lb/>
Regen-Wa&#x017F;&#x017F;er nicht zu die&#x017F;elben zu erneh-<lb/>
ren. Damit wir erkennen wie die&#x017F;er Schwie-<lb/>
rigkeit abzuhelffen &#x017F;ey, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir &#x017F;einen<lb/>
Ver&#x017F;uch umb&#x017F;ta&#x0364;ndlich erkennen. Er grub<lb/>
bey dem Ko&#x0364;niglichen <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervatorio Anno</hi><lb/>
1688. acht Schuh tief unter die Erde ein<lb/>
Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e von Bley, de&#x017F;&#x017F;en obere Fla&#x0364;che vier<lb/>
Qvadrat-Schuhe hielt. Es war 6. Zoll<lb/>
tief und von der einen Seite etwas erhaben,<lb/>
von der andern aber etwas niedergebogen.<lb/>
Hier war eine bleyerne Ro&#x0364;hre angelo&#x0364;thet,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i 3</fw><fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[501/0537] auf dem Erdboden. ſen, wie wir insgemein ſehen, daß die Fluͤſ- ſe uͤber der Erde groß werden. §. 244. Man hat abſonderlich zweyerley Schwierigkeiten bey dem Urſprunge der Qvellen aus dem Regen-Waſſer gemacht: die erſte, daß das Regen-Waſſer nicht tief in die Erde dringet; das andere, daß der Regen nicht zureichet die Qvellen mit ſo viel Waſſer zu verſehen, als zu Unterhaltung der Fluͤſſe das gantze Jahr durch von noͤthen iſt. Die erſte Schwierigkeit machet inſon- derheit de la Hire (a), welcher zu dem En- de beſondere Verſuche angeſtellet, dadurch er gefunden, daß das Regen-Waſſer nicht uͤber 16. Zoll tief in die Erde dringt, wenn gleich dieſelbe keine Kraͤuter und Graß zu nehren hat, denn in dem letztern Falle lange das Regen-Waſſer nicht zu dieſelben zu erneh- ren. Damit wir erkennen wie dieſer Schwie- rigkeit abzuhelffen ſey, ſo muͤſſen wir ſeinen Verſuch umbſtaͤndlich erkennen. Er grub bey dem Koͤniglichen Obſervatorio Anno 1688. acht Schuh tief unter die Erde ein Gefaͤſſe von Bley, deſſen obere Flaͤche vier Qvadrat-Schuhe hielt. Es war 6. Zoll tief und von der einen Seite etwas erhaben, von der andern aber etwas niedergebogen. Hier war eine bleyerne Roͤhre angeloͤthet, die Ob der Regen tief in die Erde dringen kan. (a) Memoires de l’ Acad. Roy. des Sciene. A. 1703. p. 68. J i 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/537
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/537>, abgerufen am 23.11.2024.