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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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auf den Erdboden.
wird es saltziger, als von anderm, was nicht
so saltzig ist. Und dieses hat man deswegen
zu mercken, daß man nicht vermeinet, die Län-
ge des Weges könne dazu etwas beytragen.
Vielmehr würde die Länge des Weges un-
terweilen das Wasser von neuem saltzig ma-
chen. Denn wenn in vorhergehenden Zei-
ten in von der See weit entlegenen Orten
der Gang schon saltziger worden wäre als
das Wasser, welches dahin kommet; so näh-
me er nicht mehr Saltz vom Wasser an, son-
dern gäbe vielmehr dem Wasser etwas von
seinem Saltze ab, eben wie wir es von Mit-
theilung der Wärme gefunden (§. 76.).
Darnach müssen wir für das andere erwe-
gen, daß, wenn das Wasser bis unter den
Berg saltzig kommen solte, es zwar durch die
Ausdünstung von dem Saltze befreyet und
in der Qvelle süsse würde: allein es würde
auf solche Weise sich unten eine allzugrosse
Menge Saltz sammlen und mit der Zeit
das Saltz der See gantz unter die Berge ge-
bracht werden, ohne daß es wieder an den
Ort hinkommen könnte, wo es hin gehöret:
welches dem Verfahren der Natur nicht ge-
mäß ist, als welches in allem nach der Erhal-
tung eingerichtet.

§. 343.

Weil es demnach nicht geringeOb die
Qvellen
von dem
Regen
und

Schwierigkeiten setzet, wenn man die Qvel-
len aus der See durch unterirrdische Gän-
ge herleiten wil (§. 341.), und gleichwohl

die
(Physik) J i

auf den Erdboden.
wird es ſaltziger, als von anderm, was nicht
ſo ſaltzig iſt. Und dieſes hat man deswegen
zu mercken, daß man nicht vermeinet, die Laͤn-
ge des Weges koͤnne dazu etwas beytragen.
Vielmehr wuͤrde die Laͤnge des Weges un-
terweilen das Waſſer von neuem ſaltzig ma-
chen. Denn wenn in vorhergehenden Zei-
ten in von der See weit entlegenen Orten
der Gang ſchon ſaltziger worden waͤre als
das Waſſer, welches dahin kommet; ſo naͤh-
me er nicht mehr Saltz vom Waſſer an, ſon-
dern gaͤbe vielmehr dem Waſſer etwas von
ſeinem Saltze ab, eben wie wir es von Mit-
theilung der Waͤrme gefunden (§. 76.).
Darnach muͤſſen wir fuͤr das andere erwe-
gen, daß, wenn das Waſſer bis unter den
Berg ſaltzig kommen ſolte, es zwar durch die
Ausduͤnſtung von dem Saltze befreyet und
in der Qvelle ſuͤſſe wuͤrde: allein es wuͤrde
auf ſolche Weiſe ſich unten eine allzugroſſe
Menge Saltz ſammlen und mit der Zeit
das Saltz der See gantz unter die Berge ge-
bracht werden, ohne daß es wieder an den
Ort hinkommen koͤnnte, wo es hin gehoͤret:
welches dem Verfahren der Natur nicht ge-
maͤß iſt, als welches in allem nach der Erhal-
tung eingerichtet.

§. 343.

Weil es demnach nicht geringeOb die
Qvellen
von dem
Regen
und

Schwierigkeiten ſetzet, wenn man die Qvel-
len aus der See durch unterirrdiſche Gaͤn-
ge herleiten wil (§. 341.), und gleichwohl

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[497/0533] auf den Erdboden. wird es ſaltziger, als von anderm, was nicht ſo ſaltzig iſt. Und dieſes hat man deswegen zu mercken, daß man nicht vermeinet, die Laͤn- ge des Weges koͤnne dazu etwas beytragen. Vielmehr wuͤrde die Laͤnge des Weges un- terweilen das Waſſer von neuem ſaltzig ma- chen. Denn wenn in vorhergehenden Zei- ten in von der See weit entlegenen Orten der Gang ſchon ſaltziger worden waͤre als das Waſſer, welches dahin kommet; ſo naͤh- me er nicht mehr Saltz vom Waſſer an, ſon- dern gaͤbe vielmehr dem Waſſer etwas von ſeinem Saltze ab, eben wie wir es von Mit- theilung der Waͤrme gefunden (§. 76.). Darnach muͤſſen wir fuͤr das andere erwe- gen, daß, wenn das Waſſer bis unter den Berg ſaltzig kommen ſolte, es zwar durch die Ausduͤnſtung von dem Saltze befreyet und in der Qvelle ſuͤſſe wuͤrde: allein es wuͤrde auf ſolche Weiſe ſich unten eine allzugroſſe Menge Saltz ſammlen und mit der Zeit das Saltz der See gantz unter die Berge ge- bracht werden, ohne daß es wieder an den Ort hinkommen koͤnnte, wo es hin gehoͤret: welches dem Verfahren der Natur nicht ge- maͤß iſt, als welches in allem nach der Erhal- tung eingerichtet. §. 343. Weil es demnach nicht geringe Schwierigkeiten ſetzet, wenn man die Qvel- len aus der See durch unterirrdiſche Gaͤn- ge herleiten wil (§. 341.), und gleichwohl die Ob die Qvellen von dem Regen und (Phyſik) J i

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/533>, abgerufen am 25.11.2024.