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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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und anderer Feuer-Zeichen.
(§. 55) und, wenn diese sehr groß ist, wie
Brenn-Spiegel und Brenn-Gläser es aus-
weisen (§. 136. 138 T. II. Exp.) augenblick-
lich. Da nun der Blitz eine Flamme ist, die aus
Entzündung subtiler Dünste entstehet (§.
321); so muß auch dessen Wärme starck
und durchdringend seyn und daher eben
dasjenige verrichten, was anderes Feuer
von gleicher Art thut. Das wunderbahr-
ste, was man von dem Schmeltzen durch
den Blitz zuerzehlen weiß, ist dieses, daß un-
terweilen der Blitz Sachen soll geschmoltzen
haben, ohne das Behältnis zuverletzen, un-
erachtet es aus einer verbrennlichen Mate-
rie bestehet, als z. E. einen Degen in der
Scheide, das Geld im Beutel etc. Die Sa-
chen schmeltzen nicht durch die Flamme, son-
dern durch die Wärme: hingegen was nicht
vom Feuer angezündet wird, dasselbe wird
durch die Wärme angezündet, woferne es
nicht Materien sind, die sich im schmeltzen
entzünden, als wie der Schwefel. Die
Wärme fähret sehr schnelle aus der Flam-
me in Cörper, die sie herühret, und dringet
darein nach einer solchen Proportion, wie
sie geschickt sind selbige anzunehmen (§.
76.). Die Flamme, wie wir erst gesehen,
zündet nur an, wo sie in ihrer Bewegung
Wiederstand findet. Derowegen wenn
der Blitz an der Degen Scheide vorbey
streichet, so kan er sie nicht anzünden: dessen

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und anderer Feuer-Zeichen.
(§. 55) und, wenn dieſe ſehr groß iſt, wie
Brenn-Spiegel und Brenn-Glaͤſer es aus-
weiſen (§. 136. 138 T. II. Exp.) augenblick-
lich. Da nun der Blitz eine Flam̃e iſt, die aus
Entzuͤndung ſubtiler Duͤnſte entſtehet (§.
321); ſo muß auch deſſen Waͤrme ſtarck
und durchdringend ſeyn und daher eben
dasjenige verrichten, was anderes Feuer
von gleicher Art thut. Das wunderbahr-
ſte, was man von dem Schmeltzen durch
den Blitz zuerzehlen weiß, iſt dieſes, daß un-
terweilen der Blitz Sachen ſoll geſchmoltzen
haben, ohne das Behaͤltnis zuverletzen, un-
erachtet es aus einer verbrennlichen Mate-
rie beſtehet, als z. E. einen Degen in der
Scheide, das Geld im Beutel ꝛc. Die Sa-
chen ſchmeltzen nicht durch die Flam̃e, ſon-
dern durch die Waͤrme: hingegen was nicht
vom Feuer angezuͤndet wird, daſſelbe wird
durch die Waͤrme angezuͤndet, woferne es
nicht Materien ſind, die ſich im ſchmeltzen
entzuͤnden, als wie der Schwefel. Die
Waͤrme faͤhret ſehr ſchnelle aus der Flam-
me in Coͤrper, die ſie heruͤhret, und dringet
darein nach einer ſolchen Proportion, wie
ſie geſchickt ſind ſelbige anzunehmen (§.
76.). Die Flamme, wie wir erſt geſehen,
zuͤndet nur an, wo ſie in ihrer Bewegung
Wiederſtand findet. Derowegen wenn
der Blitz an der Degen Scheide vorbey
ſtreichet, ſo kan er ſie nicht anzuͤnden: deſſen

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[453/0489] und anderer Feuer-Zeichen. (§. 55) und, wenn dieſe ſehr groß iſt, wie Brenn-Spiegel und Brenn-Glaͤſer es aus- weiſen (§. 136. 138 T. II. Exp.) augenblick- lich. Da nun der Blitz eine Flam̃e iſt, die aus Entzuͤndung ſubtiler Duͤnſte entſtehet (§. 321); ſo muß auch deſſen Waͤrme ſtarck und durchdringend ſeyn und daher eben dasjenige verrichten, was anderes Feuer von gleicher Art thut. Das wunderbahr- ſte, was man von dem Schmeltzen durch den Blitz zuerzehlen weiß, iſt dieſes, daß un- terweilen der Blitz Sachen ſoll geſchmoltzen haben, ohne das Behaͤltnis zuverletzen, un- erachtet es aus einer verbrennlichen Mate- rie beſtehet, als z. E. einen Degen in der Scheide, das Geld im Beutel ꝛc. Die Sa- chen ſchmeltzen nicht durch die Flam̃e, ſon- dern durch die Waͤrme: hingegen was nicht vom Feuer angezuͤndet wird, daſſelbe wird durch die Waͤrme angezuͤndet, woferne es nicht Materien ſind, die ſich im ſchmeltzen entzuͤnden, als wie der Schwefel. Die Waͤrme faͤhret ſehr ſchnelle aus der Flam- me in Coͤrper, die ſie heruͤhret, und dringet darein nach einer ſolchen Proportion, wie ſie geſchickt ſind ſelbige anzunehmen (§. 76.). Die Flamme, wie wir erſt geſehen, zuͤndet nur an, wo ſie in ihrer Bewegung Wiederſtand findet. Derowegen wenn der Blitz an der Degen Scheide vorbey ſtreichet, ſo kan er ſie nicht anzuͤnden: deſſen un- F f 3

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/489>, abgerufen am 22.11.2024.