Bewegungen seyn, die zur Versammlung der Dämpffe und ihrer Entzündung etwas beytragen. So lange wir demnach nicht eigentlich wissen, wie vielerley Art der Dämpffe zu einem Ungewitter nöthig sind und wie sie mit einander vermischet und ent- zündet werden; so ist kein Wunder, daß auch in diesem Stücke nicht alles klar und deutlich erhellet, sondern noch verschiedenes übrig verbleibet, davon man den Grund nicht eigentlich anzeigen kan. Es scheinet doch aber vermuthlicher, daß vielerley Thei- le der Dämpffe in besonderen Orten anzu- treffen, die sich nach und nach entzünden: weil man so besser begreiffen kan, wie sich das Gewitter mit den Wolcken fort beweget und schwache und starcke Blitze mit einan- der abwechseln.
Warumb der Blitz sehr helle leuchtet.
§. 322.
Alles Feuer leuchtet und zwar um so viel stärcker, je reiner und dichter die Flamme ist. Da nun der Blitz eine Flam- me ist, die aus würcklicher Entzündung schweefelichter und anderer, vermuthlich salpetrichter und saltziger Dunste entstehet (§. 321): so ist auch kein Wunder, daß er starck leuchtet, zumahl da die subtilen und in der Menge vorhandene Ausdünstungen eine reine und dichte Flamme machen müs- sen, als wo nichts als solche Materie vor- handen, die sich in Flamme verkehret, nicht aber allerhand grobe und unverbrennliche
mit
Cap. VIII. Von dem Blitze
Bewegungen ſeyn, die zur Verſammlung der Daͤmpffe und ihrer Entzuͤndung etwas beytragen. So lange wir demnach nicht eigentlich wiſſen, wie vielerley Art der Daͤmpffe zu einem Ungewitter noͤthig ſind und wie ſie mit einander vermiſchet und ent- zuͤndet werden; ſo iſt kein Wunder, daß auch in dieſem Stuͤcke nicht alles klar und deutlich erhellet, ſondern noch verſchiedenes uͤbrig verbleibet, davon man den Grund nicht eigentlich anzeigen kan. Es ſcheinet doch aber vermuthlicher, daß vielerley Thei- le der Daͤmpffe in beſonderen Orten anzu- treffen, die ſich nach und nach entzuͤnden: weil man ſo beſſer begreiffen kan, wie ſich das Gewitter mit den Wolcken fort beweget und ſchwache und ſtarcke Blitze mit einan- der abwechſeln.
Warumb der Blitz ſehr helle leuchtet.
§. 322.
Alles Feuer leuchtet und zwar um ſo viel ſtaͤrcker, je reiner und dichter die Flamme iſt. Da nun der Blitz eine Flam- me iſt, die aus wuͤrcklicher Entzuͤndung ſchweefelichter und anderer, vermuthlich ſalpetrichter und ſaltziger Dunſte entſtehet (§. 321): ſo iſt auch kein Wunder, daß er ſtarck leuchtet, zumahl da die ſubtilen und in der Menge vorhandene Ausduͤnſtungen eine reine und dichte Flamme machen muͤſ- ſen, als wo nichts als ſolche Materie vor- handen, die ſich in Flamme verkehret, nicht aber allerhand grobe und unverbrennliche
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Cap. VIII. Von dem Blitze
Bewegungen ſeyn, die zur Verſammlung
der Daͤmpffe und ihrer Entzuͤndung etwas
beytragen. So lange wir demnach nicht
eigentlich wiſſen, wie vielerley Art der
Daͤmpffe zu einem Ungewitter noͤthig ſind
und wie ſie mit einander vermiſchet und ent-
zuͤndet werden; ſo iſt kein Wunder, daß
auch in dieſem Stuͤcke nicht alles klar und
deutlich erhellet, ſondern noch verſchiedenes
uͤbrig verbleibet, davon man den Grund
nicht eigentlich anzeigen kan. Es ſcheinet
doch aber vermuthlicher, daß vielerley Thei-
le der Daͤmpffe in beſonderen Orten anzu-
treffen, die ſich nach und nach entzuͤnden:
weil man ſo beſſer begreiffen kan, wie ſich
das Gewitter mit den Wolcken fort beweget
und ſchwache und ſtarcke Blitze mit einan-
der abwechſeln.
§. 322. Alles Feuer leuchtet und zwar
um ſo viel ſtaͤrcker, je reiner und dichter die
Flamme iſt. Da nun der Blitz eine Flam-
me iſt, die aus wuͤrcklicher Entzuͤndung
ſchweefelichter und anderer, vermuthlich
ſalpetrichter und ſaltziger Dunſte entſtehet
(§. 321): ſo iſt auch kein Wunder, daß er
ſtarck leuchtet, zumahl da die ſubtilen und
in der Menge vorhandene Ausduͤnſtungen
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/476>, abgerufen am 25.11.2024.
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