Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.und andern Feuer-Zeichen. len wir lieber die Sache noch im Zweiffellassen, als daß wir uns übereilen sollten, und, was bloß eine Wahrscheinlichkeit hat, nicht für gewiß ausgeben. Unterdessen ist ge- wiß, daß die Sonne zu der Entzündung nichts beyträget, massen des Nachts Gewit- ter sind, wenn die Sonne nicht mehr mit ih- ren Strahlen unsere Lufft erreichen kan. Wir werden bald aus den Würckungen des Blitzes begreiffen, daß die Flamme eine über die maassen grosse ausdehnende Krafft haben muß. Und daraus siehet man, daß die Materie nicht ein blosser Schweffel ist; sondern noch andere Materie mit dabey seyn muß, welche mit der schweefelichten vermischet. Weil nun diese andere Mate- rie nicht in den Ausdünstungen, die aus der Erde und denen darauf sich befindlichen Cörpern aufsteigen, mit der schweefelichten vermischet seyn kan, sondern erst in der Lufft durch die Wärme und andere in derselben sich ereignende Veränderungen vermischet werden muß; so wird man desto leichter zu geben, daß auch selbst der Schweefel- Dampf nicht so aufgestiegen, wie er in Er- zeugung des Blitzes anzutreffen, sondern durch Vermischung verschiedener anderer Materien erst entstanden. Was es für Materie sey, die sich mit der schweefelich- ten vereinbahret; ist auch nicht wohl zu er- rathen. Die Flamme, darinnen der Blitz be- E e 2
und andern Feuer-Zeichen. len wir lieber die Sache noch im Zweiffellaſſen, als daß wir uns uͤbereilen ſollten, und, was bloß eine Wahrſcheinlichkeit hat, nicht fuͤr gewiß ausgeben. Unterdeſſen iſt ge- wiß, daß die Sonne zu der Entzuͤndung nichts beytraͤget, maſſen des Nachts Gewit- ter ſind, wenn die Sonne nicht mehr mit ih- ren Strahlen unſere Lufft erreichen kan. Wir werden bald aus den Wuͤrckungen des Blitzes begreiffen, daß die Flamme eine uͤber die maaſſen groſſe ausdehnende Krafft haben muß. Und daraus ſiehet man, daß die Materie nicht ein bloſſer Schweffel iſt; ſondern noch andere Materie mit dabey ſeyn muß, welche mit der ſchweefelichten vermiſchet. Weil nun dieſe andere Mate- rie nicht in den Ausduͤnſtungen, die aus der Erde und denen darauf ſich befindlichen Coͤrpern aufſteigen, mit der ſchweefelichten vermiſchet ſeyn kan, ſondern erſt in der Lufft durch die Waͤrme und andere in derſelben ſich ereignende Veraͤnderungen vermiſchet werden muß; ſo wird man deſto leichter zu geben, daß auch ſelbſt der Schweefel- Dampf nicht ſo aufgeſtiegen, wie er in Er- zeugung des Blitzes anzutreffen, ſondern durch Vermiſchung verſchiedener anderer Materien erſt entſtanden. Was es fuͤr Materie ſey, die ſich mit der ſchweefelich- ten vereinbahret; iſt auch nicht wohl zu er- rathen. Die Flamme, darinnen der Blitz be- E e 2
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und andern Feuer-Zeichen.
len wir lieber die Sache noch im Zweiffel
laſſen, als daß wir uns uͤbereilen ſollten, und,
was bloß eine Wahrſcheinlichkeit hat, nicht
fuͤr gewiß ausgeben. Unterdeſſen iſt ge-
wiß, daß die Sonne zu der Entzuͤndung
nichts beytraͤget, maſſen des Nachts Gewit-
ter ſind, wenn die Sonne nicht mehr mit ih-
ren Strahlen unſere Lufft erreichen kan.
Wir werden bald aus den Wuͤrckungen
des Blitzes begreiffen, daß die Flamme eine
uͤber die maaſſen groſſe ausdehnende Krafft
haben muß. Und daraus ſiehet man, daß
die Materie nicht ein bloſſer Schweffel iſt;
ſondern noch andere Materie mit dabey
ſeyn muß, welche mit der ſchweefelichten
vermiſchet. Weil nun dieſe andere Mate-
rie nicht in den Ausduͤnſtungen, die aus der
Erde und denen darauf ſich befindlichen
Coͤrpern aufſteigen, mit der ſchweefelichten
vermiſchet ſeyn kan, ſondern erſt in der Lufft
durch die Waͤrme und andere in derſelben
ſich ereignende Veraͤnderungen vermiſchet
werden muß; ſo wird man deſto leichter zu
geben, daß auch ſelbſt der Schweefel-
Dampf nicht ſo aufgeſtiegen, wie er in Er-
zeugung des Blitzes anzutreffen, ſondern
durch Vermiſchung verſchiedener anderer
Materien erſt entſtanden. Was es fuͤr
Materie ſey, die ſich mit der ſchweefelich-
ten vereinbahret; iſt auch nicht wohl zu er-
rathen. Die Flamme, darinnen der Blitz
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