Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. VIII. Von dem Blitze
Cörper aus ihnen erzeuget werden (§. 261.
270 &c.): so ist nicht die geringste Ursache
vorhanden, warumb wir dieses nicht auch
von andern Ausdünstungen zugeben woll-
ten, die sowohl wie jene durch die Lufft zer-
streuet und durch ihre Veränderungen zu-
sammen gebracht werden. Es pfleget auch
wohl bisweilen des Winters, wenn es kalt
ist, zu blitzen und zudonnern: allein da in
diesem Falle, welcher unter die seltenen zu
zehlen ist, so wenig schweefelichte Dünste
aus der Erde aufsteigen, als durch Vermi-
schung anderer vermittelst der Wärme in
der Lufft hervorgebracht werden können;
so erkennet man daraus, daß die Materie
des Blitzes aus andern Ländern durch die
Winde zu uns gebracht werden muß. Daß
sich schweefelichte Dünste entzünden lassen,
zeigen die Versuche (§. 141 T. II. Exper.):
wie aber die Entzündung geschichet, lässet
sich nicht wohl determiniren, indem zur Zeit
noch nicht alle Wege bekandt sind, welche
die Natur zu Entzündung der Dünste er-
wehlet. Es ist eine bekandte Sache, daß,
wenn feuchtes Heu, sonderlich in einem ver-
schlossenen Orte, wo die Lufft nicht frey
durchstreichen kan, über einander geleget
wird, dasselbe sich endlich entzündet. Der
starcke Geruch des Heues zeiget, daß viele
Ausdünstungen daraus gehen und, weil
das Heu inwendig dadurch erwärmet wird,

oder

Cap. VIII. Von dem Blitze
Coͤrper aus ihnen erzeuget werden (§. 261.
270 &c.): ſo iſt nicht die geringſte Urſache
vorhanden, warumb wir dieſes nicht auch
von andern Ausduͤnſtungen zugeben woll-
ten, die ſowohl wie jene durch die Lufft zer-
ſtreuet und durch ihre Veraͤnderungen zu-
ſammen gebracht werden. Es pfleget auch
wohl bisweilen des Winters, wenn es kalt
iſt, zu blitzen und zudonnern: allein da in
dieſem Falle, welcher unter die ſeltenen zu
zehlen iſt, ſo wenig ſchweefelichte Duͤnſte
aus der Erde aufſteigen, als durch Vermi-
ſchung anderer vermittelſt der Waͤrme in
der Lufft hervorgebracht werden koͤnnen;
ſo erkennet man daraus, daß die Materie
des Blitzes aus andern Laͤndern durch die
Winde zu uns gebracht werden muß. Daß
ſich ſchweefelichte Duͤnſte entzuͤnden laſſen,
zeigen die Verſuche (§. 141 T. II. Exper.):
wie aber die Entzuͤndung geſchichet, laͤſſet
ſich nicht wohl determiniren, indem zur Zeit
noch nicht alle Wege bekandt ſind, welche
die Natur zu Entzuͤndung der Duͤnſte er-
wehlet. Es iſt eine bekandte Sache, daß,
wenn feuchtes Heu, ſonderlich in einem ver-
ſchloſſenen Orte, wo die Lufft nicht frey
durchſtreichen kan, uͤber einander geleget
wird, daſſelbe ſich endlich entzuͤndet. Der
ſtarcke Geruch des Heues zeiget, daß viele
Ausduͤnſtungen daraus gehen und, weil
das Heu inwendig dadurch erwaͤrmet wird,

oder
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0468" n="432"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. VIII.</hi> Von dem Blitze</hi></fw><lb/>
Co&#x0364;rper aus ihnen erzeuget werden (§. 261.<lb/>
270 <hi rendition="#aq">&amp;c.</hi>): &#x017F;o i&#x017F;t nicht die gering&#x017F;te Ur&#x017F;ache<lb/>
vorhanden, warumb wir die&#x017F;es nicht auch<lb/>
von andern Ausdu&#x0364;n&#x017F;tungen zugeben woll-<lb/>
ten, die &#x017F;owohl wie jene durch die Lufft zer-<lb/>
&#x017F;treuet und durch ihre Vera&#x0364;nderungen zu-<lb/>
&#x017F;ammen gebracht werden. Es pfleget auch<lb/>
wohl bisweilen des Winters, wenn es kalt<lb/>
i&#x017F;t, zu blitzen und zudonnern: allein da in<lb/>
die&#x017F;em Falle, welcher unter die &#x017F;eltenen zu<lb/>
zehlen i&#x017F;t, &#x017F;o wenig &#x017F;chweefelichte Du&#x0364;n&#x017F;te<lb/>
aus der Erde auf&#x017F;teigen, als durch Vermi-<lb/>
&#x017F;chung anderer vermittel&#x017F;t der Wa&#x0364;rme in<lb/>
der Lufft hervorgebracht werden ko&#x0364;nnen;<lb/>
&#x017F;o erkennet man daraus, daß die Materie<lb/>
des Blitzes aus andern La&#x0364;ndern durch die<lb/>
Winde zu uns gebracht werden muß. Daß<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;chweefelichte Du&#x0364;n&#x017F;te entzu&#x0364;nden la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
zeigen die Ver&#x017F;uche (§. 141 <hi rendition="#aq">T. II. Exper.</hi>):<lb/>
wie aber die Entzu&#x0364;ndung ge&#x017F;chichet, la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et<lb/>
&#x017F;ich nicht wohl determiniren, indem zur Zeit<lb/>
noch nicht alle Wege bekandt &#x017F;ind, welche<lb/>
die Natur zu Entzu&#x0364;ndung der Du&#x0364;n&#x017F;te er-<lb/>
wehlet. Es i&#x017F;t eine bekandte Sache, daß,<lb/>
wenn feuchtes Heu, &#x017F;onderlich in einem ver-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Orte, wo die Lufft nicht frey<lb/>
durch&#x017F;treichen kan, u&#x0364;ber einander geleget<lb/>
wird, da&#x017F;&#x017F;elbe &#x017F;ich endlich entzu&#x0364;ndet. Der<lb/>
&#x017F;tarcke Geruch des Heues zeiget, daß viele<lb/>
Ausdu&#x0364;n&#x017F;tungen daraus gehen und, weil<lb/>
das Heu inwendig dadurch erwa&#x0364;rmet wird,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">oder</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[432/0468] Cap. VIII. Von dem Blitze Coͤrper aus ihnen erzeuget werden (§. 261. 270 &c.): ſo iſt nicht die geringſte Urſache vorhanden, warumb wir dieſes nicht auch von andern Ausduͤnſtungen zugeben woll- ten, die ſowohl wie jene durch die Lufft zer- ſtreuet und durch ihre Veraͤnderungen zu- ſammen gebracht werden. Es pfleget auch wohl bisweilen des Winters, wenn es kalt iſt, zu blitzen und zudonnern: allein da in dieſem Falle, welcher unter die ſeltenen zu zehlen iſt, ſo wenig ſchweefelichte Duͤnſte aus der Erde aufſteigen, als durch Vermi- ſchung anderer vermittelſt der Waͤrme in der Lufft hervorgebracht werden koͤnnen; ſo erkennet man daraus, daß die Materie des Blitzes aus andern Laͤndern durch die Winde zu uns gebracht werden muß. Daß ſich ſchweefelichte Duͤnſte entzuͤnden laſſen, zeigen die Verſuche (§. 141 T. II. Exper.): wie aber die Entzuͤndung geſchichet, laͤſſet ſich nicht wohl determiniren, indem zur Zeit noch nicht alle Wege bekandt ſind, welche die Natur zu Entzuͤndung der Duͤnſte er- wehlet. Es iſt eine bekandte Sache, daß, wenn feuchtes Heu, ſonderlich in einem ver- ſchloſſenen Orte, wo die Lufft nicht frey durchſtreichen kan, uͤber einander geleget wird, daſſelbe ſich endlich entzuͤndet. Der ſtarcke Geruch des Heues zeiget, daß viele Ausduͤnſtungen daraus gehen und, weil das Heu inwendig dadurch erwaͤrmet wird, oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/468
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/468>, abgerufen am 25.11.2024.