wieder kommen als er vorher war. Weil die Gegenwart der dünnen Wolcke gehin- dert, daß sie keine Farben erzeuget; so müs- sen die Dünste, welche sie geführet, nicht wässerig und grob genung, das ist, noch in keine Tröpflein zusammengeflossen gewesen seyn. Weil nun ohne solche Tröpflein kein Regen-Bogen entstehen kan (§. 292); so ist kein Wunder, wenn der Theil an dem Orte vergangen, wo sich die Wolcke hin- gezogen. Wenn aber der Regen-Bogen, nachdem die Wolcke vorbey war, wieder erschienen und zwar noch heller als vorher; so müssen von dem Winde mehr wässerige Dünste oder Regen-Tropffen hingebracht worden seyn als vorher da waren.
Warumb zuweilen der Re- genbogen schwach, ja gar oh- ne Far- ben ist.
§. 303.
Ein Regen-Bogen ist nicht so starck und helle, wie der andere. Dieses entstehet aus zweyerley Ursachen, wenn nem- lich die Regen-Tropffen, darinnen das Licht gebrochen und reflectiret wird, nicht häuffig genung, noch auch groß und wässerig ge- nung anzutreffen. Denn das erstere ver- ursachet, daß die Farben zerstreuet sind und hin und wieder andere ungefärbte Dünste durchblicken: das andere hingegen machet, daß die Farben nicht recht helle sind. Kom- men beyde Ursachen zusammen, so können die Farben so schwach werden, daß man sie gar nicht erkennen kan, und denn hat es das Ansehen, als wenn der Regen-Bogen keine
Far-
Cap. VII. Von dem Regen-Bogen,
wieder kommen als er vorher war. Weil die Gegenwart der duͤnnen Wolcke gehin- dert, daß ſie keine Farben erzeuget; ſo muͤſ- ſen die Duͤnſte, welche ſie gefuͤhret, nicht waͤſſerig und grob genung, das iſt, noch in keine Troͤpflein zuſammengefloſſen geweſen ſeyn. Weil nun ohne ſolche Troͤpflein kein Regen-Bogen entſtehen kan (§. 292); ſo iſt kein Wunder, wenn der Theil an dem Orte vergangen, wo ſich die Wolcke hin- gezogen. Wenn aber der Regen-Bogen, nachdem die Wolcke vorbey war, wieder erſchienen und zwar noch heller als vorher; ſo muͤſſen von dem Winde mehr waͤſſerige Duͤnſte oder Regen-Tropffen hingebracht worden ſeyn als vorher da waren.
Warumb zuweilen der Re- genbogen ſchwach, ja gar oh- ne Far- ben iſt.
§. 303.
Ein Regen-Bogen iſt nicht ſo ſtarck und helle, wie der andere. Dieſes entſtehet aus zweyerley Urſachen, wenn nem- lich die Regen-Tropffen, darinnen das Licht gebrochen und reflectiret wird, nicht haͤuffig genung, noch auch groß und waͤſſerig ge- nung anzutreffen. Denn das erſtere ver- urſachet, daß die Farben zerſtreuet ſind und hin und wieder andere ungefaͤrbte Duͤnſte durchblicken: das andere hingegen machet, daß die Farben nicht recht helle ſind. Kom- men beyde Urſachen zuſammen, ſo koͤnnen die Farben ſo ſchwach werden, daß man ſie gar nicht erkennen kan, und denn hat es das Anſehen, als wenn der Regen-Bogen keine
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Cap. VII. Von dem Regen-Bogen,
wieder kommen als er vorher war. Weil
die Gegenwart der duͤnnen Wolcke gehin-
dert, daß ſie keine Farben erzeuget; ſo muͤſ-
ſen die Duͤnſte, welche ſie gefuͤhret, nicht
waͤſſerig und grob genung, das iſt, noch in
keine Troͤpflein zuſammengefloſſen geweſen
ſeyn. Weil nun ohne ſolche Troͤpflein kein
Regen-Bogen entſtehen kan (§. 292); ſo
iſt kein Wunder, wenn der Theil an dem
Orte vergangen, wo ſich die Wolcke hin-
gezogen. Wenn aber der Regen-Bogen,
nachdem die Wolcke vorbey war, wieder
erſchienen und zwar noch heller als vorher;
ſo muͤſſen von dem Winde mehr waͤſſerige
Duͤnſte oder Regen-Tropffen hingebracht
worden ſeyn als vorher da waren.
§. 303. Ein Regen-Bogen iſt nicht ſo
ſtarck und helle, wie der andere. Dieſes
entſtehet aus zweyerley Urſachen, wenn nem-
lich die Regen-Tropffen, darinnen das Licht
gebrochen und reflectiret wird, nicht haͤuffig
genung, noch auch groß und waͤſſerig ge-
nung anzutreffen. Denn das erſtere ver-
urſachet, daß die Farben zerſtreuet ſind und
hin und wieder andere ungefaͤrbte Duͤnſte
durchblicken: das andere hingegen machet,
daß die Farben nicht recht helle ſind. Kom-
men beyde Urſachen zuſammen, ſo koͤnnen
die Farben ſo ſchwach werden, daß man ſie
gar nicht erkennen kan, und denn hat es das
Anſehen, als wenn der Regen-Bogen keine
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/438>, abgerufen am 25.11.2024.
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