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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. VII Von dem Regen-Bogen,
standen. Und dieses ist die Ursache, warum
der Regen-Bogen mit einem fort und zurü-
cke gehet, und man ihm niemahls näher
kommen kan.

Warumb
der Re-
gen-Bo-
gen in
Wolcken
erschei-
net.
§. 294.

Unerachtet nun aber gewis ist,
daß der Regen-Bogen nicht in den Wol-
cken, sondern vielmehr in den Regen-
Tropffen anzutreffen ist, die in der Lufft fal-
len (§. 291) das ist, im Regen, der herunter
fällt (§. 275), und daher auch mit Recht
im unserer Sprache nicht ein Wolcken Bo-
gen, sondern ein Regen-Bogen genennet
wird; so kommet es uns doch vor, als wenn
er in den Wolcken stünde, weil wir zwischen
den Wolcken und dem Bogen nichts an-
ders sehen (§. 84. Optic.). Unterdessen
wenn man im freyen ist, daß man den Re-
genbogen auf dem Erdboden kan aufstehen
sehen u. andere darauf sich befindliche Sa-
chen, als Bäume, Berge, Häuser etc. dar-
hinter erblicket; so giebt es auch der Au-
genschein, daß er nicht in Wolcken stehet,
wie man vor diesem mit dem Aristotele ge-
lehret.

Daß die,
so in dem
Orte
seyn, wo
der Re-
gen-Bo-
gen ste-
§. 295.

Weil aber der Regen-Bogen
nicht mehr auf derselben Stelle verbleibet,
wo wir ihn sehen, wenn wir weiter hinzu-
gehen und daher keiner an dem Orte von
uns angetroffen wird, wenn wir dahin
kommen (§. 293); so ist auch klar, daß die-
jenigen, welche an dem Orte sind, wo wir

den

Cap. VII Von dem Regen-Bogen,
ſtanden. Und dieſes iſt die Urſache, warum
der Regen-Bogen mit einem fort und zuruͤ-
cke gehet, und man ihm niemahls naͤher
kommen kan.

Warumb
der Re-
gen-Bo-
gen in
Wolcken
erſchei-
net.
§. 294.

Unerachtet nun aber gewis iſt,
daß der Regen-Bogen nicht in den Wol-
cken, ſondern vielmehr in den Regen-
Tropffen anzutreffen iſt, die in der Lufft fal-
len (§. 291) das iſt, im Regen, der herunter
faͤllt (§. 275), und daher auch mit Recht
im unſerer Sprache nicht ein Wolcken Bo-
gen, ſondern ein Regen-Bogen genennet
wird; ſo kommet es uns doch vor, als wenn
er in den Wolcken ſtuͤnde, weil wir zwiſchen
den Wolcken und dem Bogen nichts an-
ders ſehen (§. 84. Optic.). Unterdeſſen
wenn man im freyen iſt, daß man den Re-
genbogen auf dem Erdboden kan aufſtehen
ſehen u. andere darauf ſich befindliche Sa-
chen, als Baͤume, Berge, Haͤuſer ꝛc. dar-
hinter erblicket; ſo giebt es auch der Au-
genſchein, daß er nicht in Wolcken ſtehet,
wie man vor dieſem mit dem Ariſtotele ge-
lehret.

Daß die,
ſo in dem
Orte
ſeyn, wo
der Re-
gen-Bo-
gen ſte-
§. 295.

Weil aber der Regen-Bogen
nicht mehr auf derſelben Stelle verbleibet,
wo wir ihn ſehen, wenn wir weiter hinzu-
gehen und daher keiner an dem Orte von
uns angetroffen wird, wenn wir dahin
kommen (§. 293); ſo iſt auch klar, daß die-
jenigen, welche an dem Orte ſind, wo wir

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[396/0432] Cap. VII Von dem Regen-Bogen, ſtanden. Und dieſes iſt die Urſache, warum der Regen-Bogen mit einem fort und zuruͤ- cke gehet, und man ihm niemahls naͤher kommen kan. §. 294. Unerachtet nun aber gewis iſt, daß der Regen-Bogen nicht in den Wol- cken, ſondern vielmehr in den Regen- Tropffen anzutreffen iſt, die in der Lufft fal- len (§. 291) das iſt, im Regen, der herunter faͤllt (§. 275), und daher auch mit Recht im unſerer Sprache nicht ein Wolcken Bo- gen, ſondern ein Regen-Bogen genennet wird; ſo kommet es uns doch vor, als wenn er in den Wolcken ſtuͤnde, weil wir zwiſchen den Wolcken und dem Bogen nichts an- ders ſehen (§. 84. Optic.). Unterdeſſen wenn man im freyen iſt, daß man den Re- genbogen auf dem Erdboden kan aufſtehen ſehen u. andere darauf ſich befindliche Sa- chen, als Baͤume, Berge, Haͤuſer ꝛc. dar- hinter erblicket; ſo giebt es auch der Au- genſchein, daß er nicht in Wolcken ſtehet, wie man vor dieſem mit dem Ariſtotele ge- lehret. §. 295. Weil aber der Regen-Bogen nicht mehr auf derſelben Stelle verbleibet, wo wir ihn ſehen, wenn wir weiter hinzu- gehen und daher keiner an dem Orte von uns angetroffen wird, wenn wir dahin kommen (§. 293); ſo iſt auch klar, daß die- jenigen, welche an dem Orte ſind, wo wir den

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/432>, abgerufen am 25.11.2024.