stehen, die in der gelinden Lufft schmeltzen. Da nun die Hagel-Körner öffters in der Mitten noch Schnee haben; so siehet man deutlich, daß sie gefroren, ehe der Schnee völlig geschmoltzen. Und wird eben hier- durch von neuem bestetiget, daß oben in der Lufft die Schnee-Flocken schmeltzen und sich in Tropffen verwandeln. Das Wasser gefrieret, wenn ihm die Wärme entgehet, welche es flüßig erhält (§. 120 T. II. Exp.). Wir observiren es gar offt im Winter, daß es schnelle und starck gefrieret, wenn ein kal- ter Wind bläset. Derowegen da wir zu der Zeit, wenn es hagelt, auch allzeit einen starcken Wind in der Wolcken verspüren, der den Hagel führet; so haben wir kein Be- dencken zutragen, daß nicht die in Tropffen zerfliessende Schnee-Flocken von der Kälte eines Windes, der sich ohngefehr erhebet und in die Regen-Wolcke bläset, gefrie- ren.
§. 288.
Da der Hagel gefrornes WasserWie der Hagel in der Lufft erhalten wird und warum er fället. ist; so ist er auch viel schweerer als die Lufft. Und da nicht allein die Hagel-Körner, son- dern auch insonderheit die Hagel Steine eine ziemliche Grösse haben (§. 286); so kan auch ihnen die Lufft wegen ihrer ausdeh- nenden Krafft keinen solchen Wiederstand thun, wie den kleinen Dünsten (§. 276), daß sie dadurch zurücke gehalten würden. Wir finden demnach nichts anders, wodurch sie
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Schnee und Hagel.
ſtehen, die in der gelinden Lufft ſchmeltzen. Da nun die Hagel-Koͤrner oͤffters in der Mitten noch Schnee haben; ſo ſiehet man deutlich, daß ſie gefroren, ehe der Schnee voͤllig geſchmoltzen. Und wird eben hier- durch von neuem beſtetiget, daß oben in der Lufft die Schnee-Flocken ſchmeltzen und ſich in Tropffen verwandeln. Das Waſſer gefrieret, wenn ihm die Waͤrme entgehet, welche es fluͤßig erhaͤlt (§. 120 T. II. Exp.). Wir obſerviren es gar offt im Winter, daß es ſchnelle und ſtarck gefrieret, wenn ein kal- ter Wind blaͤſet. Derowegen da wir zu der Zeit, wenn es hagelt, auch allzeit einen ſtarcken Wind in der Wolcken verſpuͤren, der den Hagel fuͤhret; ſo haben wir kein Be- dencken zutragen, daß nicht die in Tropffen zerflieſſende Schnee-Flocken von der Kaͤlte eines Windes, der ſich ohngefehr erhebet und in die Regen-Wolcke blaͤſet, gefrie- ren.
§. 288.
Da der Hagel gefrornes WaſſerWie der Hagel in der Lufft erhalten wird und warum er faͤllet. iſt; ſo iſt er auch viel ſchweerer als die Lufft. Und da nicht allein die Hagel-Koͤrner, ſon- dern auch inſonderheit die Hagel Steine eine ziemliche Groͤſſe haben (§. 286); ſo kan auch ihnen die Lufft wegen ihrer ausdeh- nenden Krafft keinen ſolchen Wiederſtand thun, wie den kleinen Duͤnſten (§. 276), daß ſie dadurch zuruͤcke gehalten wuͤrden. Wir finden demnach nichts anders, wodurch ſie
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Schnee und Hagel.
ſtehen, die in der gelinden Lufft ſchmeltzen.
Da nun die Hagel-Koͤrner oͤffters in der
Mitten noch Schnee haben; ſo ſiehet man
deutlich, daß ſie gefroren, ehe der Schnee
voͤllig geſchmoltzen. Und wird eben hier-
durch von neuem beſtetiget, daß oben in der
Lufft die Schnee-Flocken ſchmeltzen und ſich
in Tropffen verwandeln. Das Waſſer
gefrieret, wenn ihm die Waͤrme entgehet,
welche es fluͤßig erhaͤlt (§. 120 T. II. Exp.).
Wir obſerviren es gar offt im Winter, daß
es ſchnelle und ſtarck gefrieret, wenn ein kal-
ter Wind blaͤſet. Derowegen da wir zu
der Zeit, wenn es hagelt, auch allzeit einen
ſtarcken Wind in der Wolcken verſpuͤren,
der den Hagel fuͤhret; ſo haben wir kein Be-
dencken zutragen, daß nicht die in Tropffen
zerflieſſende Schnee-Flocken von der Kaͤlte
eines Windes, der ſich ohngefehr erhebet
und in die Regen-Wolcke blaͤſet, gefrie-
ren.
§. 288. Da der Hagel gefrornes Waſſer
iſt; ſo iſt er auch viel ſchweerer als die Lufft.
Und da nicht allein die Hagel-Koͤrner, ſon-
dern auch inſonderheit die Hagel Steine
eine ziemliche Groͤſſe haben (§. 286); ſo kan
auch ihnen die Lufft wegen ihrer ausdeh-
nenden Krafft keinen ſolchen Wiederſtand
thun, wie den kleinen Duͤnſten (§. 276), daß
ſie dadurch zuruͤcke gehalten wuͤrden. Wir
finden demnach nichts anders, wodurch ſie
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wird und
warum
er faͤllet.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/423>, abgerufen am 25.11.2024.
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