Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. I. Von dem Wesen
lich wenn man eine Cubic-Linie, das ist, ei-
nen Würffel, der eine Linie oder eines
Zolles lang, breit und hoch ist, in 322 58064
Theile eintheilet, so bekommet man einen
von denjenigen Theilen, die wir oben in
dem Goldblättlein angegeben, welches aus
einem einigen Grane geschlagen wird, und
ist demnach ein solcher Theil gar viel kleiner
als ein Dreyßig Millionen Theilichen von
einem so kleinen Würffel. Jch mercke hier-
bey beyläuffig an, wie scharf unser Gesichte
sehen kan, das noch zuerkennen vermögend
ist, dessen Seite nicht mehr als eine Linie o-
der eines Zolles austräget. Damit wir
die Menge der Theile in einem kleinen
Stücklein, ja bey nahe Stäublein Mate-
rie, dergleichen ein Gran Gold ist, desto ge-
nauer begreiffen mögen; so muß ich noch
ferner die Vergrösserungs Gläser zu Hülffe
nehmen. Es ist bekand, daß es eines von
den schlechtesten Vergrösserungs-Gläsern
ist, welches im Diameter nicht mehr als 20
mahl (§. 396. Dioptr. lat.) und also den
Cörper 8000 mahl vergrössert. Wenn
man nun ein Stäublein Gold, dergleichen
wir vorhin zwey Millionen in einem Grane
Golde gefunden, durch ein dergleichen
schlechtes Vergrösserungs-Glaß ansiehet;
so siehet es 8000 mahl so groß aus als mit
blossen Auge und würde demnach der acht

tau-

Cap. I. Von dem Weſen
lich wenn man eine Cubic-Linie, das iſt, ei-
nen Wuͤrffel, der eine Linie oder eines
Zolles lang, breit und hoch iſt, in 322 58064
Theile eintheilet, ſo bekommet man einen
von denjenigen Theilen, die wir oben in
dem Goldblaͤttlein angegeben, welches aus
einem einigen Grane geſchlagen wird, und
iſt demnach ein ſolcher Theil gar viel kleiner
als ein Dreyßig Millionen Theilichen von
einem ſo kleinen Wuͤrffel. Jch mercke hier-
bey beylaͤuffig an, wie ſcharf unſer Geſichte
ſehen kan, das noch zuerkennen vermoͤgend
iſt, deſſen Seite nicht mehr als eine Linie o-
der eines Zolles austraͤget. Damit wir
die Menge der Theile in einem kleinen
Stuͤcklein, ja bey nahe Staͤublein Mate-
rie, dergleichen ein Gran Gold iſt, deſto ge-
nauer begreiffen moͤgen; ſo muß ich noch
ferner die Vergroͤſſerungs Glaͤſer zu Huͤlffe
nehmen. Es iſt bekand, daß es eines von
den ſchlechteſten Vergroͤſſerungs-Glaͤſern
iſt, welches im Diameter nicht mehr als 20
mahl (§. 396. Dioptr. lat.) und alſo den
Coͤrper 8000 mahl vergroͤſſert. Wenn
man nun ein Staͤublein Gold, dergleichen
wir vorhin zwey Millionen in einem Grane
Golde gefunden, durch ein dergleichen
ſchlechtes Vergroͤſſerungs-Glaß anſiehet;
ſo ſiehet es 8000 mahl ſo groß aus als mit
bloſſen Auge und wuͤrde demnach der acht

tau-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0042" n="6"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. I.</hi> Von dem We&#x017F;en</hi></fw><lb/>
lich wenn man eine Cubic-Linie, das i&#x017F;t, ei-<lb/>
nen Wu&#x0364;rffel, der eine Linie oder <formula notation="TeX">\frac {1}{10}</formula> eines<lb/>
Zolles lang, breit und hoch i&#x017F;t, in 322 58064<lb/>
Theile eintheilet, &#x017F;o bekommet man einen<lb/>
von denjenigen Theilen, die wir oben in<lb/>
dem Goldbla&#x0364;ttlein angegeben, welches aus<lb/>
einem einigen Grane ge&#x017F;chlagen wird, und<lb/>
i&#x017F;t demnach ein &#x017F;olcher Theil gar viel kleiner<lb/>
als ein Dreyßig Millionen Theilichen von<lb/>
einem &#x017F;o kleinen Wu&#x0364;rffel. Jch mercke hier-<lb/>
bey beyla&#x0364;uffig an, wie &#x017F;charf un&#x017F;er Ge&#x017F;ichte<lb/>
&#x017F;ehen kan, das noch zuerkennen vermo&#x0364;gend<lb/>
i&#x017F;t, de&#x017F;&#x017F;en Seite nicht mehr als eine Linie o-<lb/>
der <formula notation="TeX">\frac {1}{10}</formula> eines Zolles austra&#x0364;get. Damit wir<lb/>
die Menge der Theile in einem kleinen<lb/>
Stu&#x0364;cklein, ja bey nahe Sta&#x0364;ublein Mate-<lb/>
rie, dergleichen ein Gran Gold i&#x017F;t, de&#x017F;to ge-<lb/>
nauer begreiffen mo&#x0364;gen; &#x017F;o muß ich noch<lb/>
ferner die Vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erungs Gla&#x0364;&#x017F;er zu Hu&#x0364;lffe<lb/>
nehmen. Es i&#x017F;t bekand, daß es eines von<lb/>
den &#x017F;chlechte&#x017F;ten Vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erungs-Gla&#x0364;&#x017F;ern<lb/>
i&#x017F;t, welches im Diameter nicht mehr als 20<lb/>
mahl (§. 396. <hi rendition="#aq">Dioptr. lat.</hi>) und al&#x017F;o den<lb/>
Co&#x0364;rper 8000 mahl vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ert. Wenn<lb/>
man nun ein Sta&#x0364;ublein Gold, dergleichen<lb/>
wir vorhin zwey Millionen in einem Grane<lb/>
Golde gefunden, durch ein dergleichen<lb/>
&#x017F;chlechtes Vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erungs-Glaß an&#x017F;iehet;<lb/>
&#x017F;o &#x017F;iehet es 8000 mahl &#x017F;o groß aus als mit<lb/>
blo&#x017F;&#x017F;en Auge und wu&#x0364;rde demnach der acht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tau-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0042] Cap. I. Von dem Weſen lich wenn man eine Cubic-Linie, das iſt, ei- nen Wuͤrffel, der eine Linie oder [FORMEL] eines Zolles lang, breit und hoch iſt, in 322 58064 Theile eintheilet, ſo bekommet man einen von denjenigen Theilen, die wir oben in dem Goldblaͤttlein angegeben, welches aus einem einigen Grane geſchlagen wird, und iſt demnach ein ſolcher Theil gar viel kleiner als ein Dreyßig Millionen Theilichen von einem ſo kleinen Wuͤrffel. Jch mercke hier- bey beylaͤuffig an, wie ſcharf unſer Geſichte ſehen kan, das noch zuerkennen vermoͤgend iſt, deſſen Seite nicht mehr als eine Linie o- der [FORMEL] eines Zolles austraͤget. Damit wir die Menge der Theile in einem kleinen Stuͤcklein, ja bey nahe Staͤublein Mate- rie, dergleichen ein Gran Gold iſt, deſto ge- nauer begreiffen moͤgen; ſo muß ich noch ferner die Vergroͤſſerungs Glaͤſer zu Huͤlffe nehmen. Es iſt bekand, daß es eines von den ſchlechteſten Vergroͤſſerungs-Glaͤſern iſt, welches im Diameter nicht mehr als 20 mahl (§. 396. Dioptr. lat.) und alſo den Coͤrper 8000 mahl vergroͤſſert. Wenn man nun ein Staͤublein Gold, dergleichen wir vorhin zwey Millionen in einem Grane Golde gefunden, durch ein dergleichen ſchlechtes Vergroͤſſerungs-Glaß anſiehet; ſo ſiehet es 8000 mahl ſo groß aus als mit bloſſen Auge und wuͤrde demnach der acht tau-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/42
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/42>, abgerufen am 09.11.2024.