Wasser gegossen, absonderlich wo man noch Salpeter oder Salmiack hinein wirfft. Es träget sich auch unterweilen zu, daß von aussen Mauren, Wände und Fenster in Ge- mächern, wo nicht eingeheitzet worden, auch niemand viel zugehen gehabt, ingleichen das Pflaster in Vorgemächern etc. schwitzen. Denn alsdenn ist die äussere Lufft warm und feuchte und die erwehnten Sachen ins- gesamt sind kalt. Derowegen muß eben dasjenige erfolgen, was kalten Sachen begegnet, wenn sie in ein warmes Gemach gebracht werden, wo dunstige Lufft ist.
Wie der Reiff entstehet.
§ 273.
Der Reiff bestehet aus gefror- nen Dünsten, die sich an die Fläche der Cör- per angehangen, wie es der Augenschein weiset. Weil nun die Dünste Bläselein sind (§. 85. T. II. Exp.); so seyn sie weiß. Denn es zeiget es die Erfahrung, daß flüßi- ge Materien weiß werden, wenn sie sich wie ein Schaum in Bläselein resclviren. Das Wasser gefrieret, wenn ihm die Wärme entgehet (§. 119 T. II. Exper.): es entge- het aber einem Cörper die Wärme, wenn er einen kalten berühret. Derowegen wenn die Cörper auf dem Erdboden, daran sich die Dünste hängen, so kalt sind, daß sie den in Tröpflein zusammen geflossenen Dünsten soviel Wärme benehmen, als zu ihrer Flüßigkeit erfordert wird, so müssen dieselben gefrieren. Und demnach ist der
Reiff
Cap. VI. Von Thau, Reiff, Regen,
Waſſer gegoſſen, abſonderlich wo man noch Salpeter oder Salmiack hinein wirfft. Es traͤget ſich auch unterweilen zu, daß von auſſen Mauren, Waͤnde und Fenſter in Ge- maͤchern, wo nicht eingeheitzet worden, auch niemand viel zugehen gehabt, ingleichen das Pflaſter in Vorgemaͤchern ꝛc. ſchwitzen. Denn alsdenn iſt die aͤuſſere Lufft warm und feuchte und die erwehnten Sachen ins- geſamt ſind kalt. Derowegen muß eben dasjenige erfolgen, was kalten Sachen begegnet, wenn ſie in ein warmes Gemach gebracht werden, wo dunſtige Lufft iſt.
Wie der Reiff entſtehet.
§ 273.
Der Reiff beſtehet aus gefror- nen Duͤnſten, die ſich an die Flaͤche der Coͤr- per angehangen, wie es der Augenſchein weiſet. Weil nun die Duͤnſte Blaͤſelein ſind (§. 85. T. II. Exp.); ſo ſeyn ſie weiß. Denn es zeiget es die Erfahrung, daß fluͤßi- ge Materien weiß werden, wenn ſie ſich wie ein Schaum in Blaͤſelein reſclviren. Das Waſſer gefrieret, wenn ihm die Waͤrme entgehet (§. 119 T. II. Exper.): es entge- het aber einem Coͤrper die Waͤrme, wenn er einen kalten beruͤhret. Derowegen wenn die Coͤrper auf dem Erdboden, daran ſich die Duͤnſte haͤngen, ſo kalt ſind, daß ſie den in Troͤpflein zuſammen gefloſſenen Duͤnſten ſoviel Waͤrme benehmen, als zu ihrer Fluͤßigkeit erfordert wird, ſo muͤſſen dieſelben gefrieren. Und demnach iſt der
Reiff
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Cap. VI. Von Thau, Reiff, Regen,
Waſſer gegoſſen, abſonderlich wo man noch
Salpeter oder Salmiack hinein wirfft. Es
traͤget ſich auch unterweilen zu, daß von
auſſen Mauren, Waͤnde und Fenſter in Ge-
maͤchern, wo nicht eingeheitzet worden, auch
niemand viel zugehen gehabt, ingleichen das
Pflaſter in Vorgemaͤchern ꝛc. ſchwitzen.
Denn alsdenn iſt die aͤuſſere Lufft warm
und feuchte und die erwehnten Sachen ins-
geſamt ſind kalt. Derowegen muß eben
dasjenige erfolgen, was kalten Sachen
begegnet, wenn ſie in ein warmes Gemach
gebracht werden, wo dunſtige Lufft iſt.
§ 273. Der Reiff beſtehet aus gefror-
nen Duͤnſten, die ſich an die Flaͤche der Coͤr-
per angehangen, wie es der Augenſchein
weiſet. Weil nun die Duͤnſte Blaͤſelein
ſind (§. 85. T. II. Exp.); ſo ſeyn ſie weiß.
Denn es zeiget es die Erfahrung, daß fluͤßi-
ge Materien weiß werden, wenn ſie ſich wie
ein Schaum in Blaͤſelein reſclviren. Das
Waſſer gefrieret, wenn ihm die Waͤrme
entgehet (§. 119 T. II. Exper.): es entge-
het aber einem Coͤrper die Waͤrme, wenn
er einen kalten beruͤhret. Derowegen
wenn die Coͤrper auf dem Erdboden, daran
ſich die Duͤnſte haͤngen, ſo kalt ſind, daß ſie
den in Troͤpflein zuſammen gefloſſenen
Duͤnſten ſoviel Waͤrme benehmen, als zu
ihrer Fluͤßigkeit erfordert wird, ſo muͤſſen
dieſelben gefrieren. Und demnach iſt der
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/404>, abgerufen am 25.11.2024.
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