hen als die andere. Giebet man nun zu- gleich darauf acht, was vorhin (§. 266) ge- saget worden; so wird man leicht ausma- chen, welche unter beyden Wolcken höher stehet als die andere. Keplera erinnert, diejenigen, welche die Höhe der Wolcken in Oertern, die nahe an der See gelegen, ab- gemessen, hätten sie niemahls höher als ei- ne Viertel-Meile, die meisten aber noch niedriger gefunden.
Ob Wol- cken ge- srorne Dünste führen.
§. 268.
Weil die Erfahrung derer, die auf hohe Berge gestiegen, gelehret, daß sie auch im Sommer mit Schnee bedecket sind; so schliesset man insgemein, daß die Dünste in hohen Wolcken gefroren sind. Allein da wir gesehen, daß die Dünste in grosser Kälte ungefroren bleiben (§. 260), so wird was mehreres dazu erfordert, wenn sie ge- frieren sollen, als daß sie in die Höhe kom- men. Sie müssen nemlich wässerig wer- den und oben muß es kalt und windig seyn, damit die schweeren Dünste nicht herunter fallen können, weil sie der Wind durch die Bewegung erhält. Wir werden nach die- sem bey dem Schnee und Hagel sehen, daß nichts angenommen wird, was nicht auch würcklich in der oberen Lufft unterweilen stat findet. Weil die gefrornen Dünste dicker sind als die übrigen, auch weiß an der Farbe; so müssen sie das Licht viel stärcker
re-
ain Epit. Astron. Copern. lib. 1. p. 70.
Cap. V. Von dem Auffſteigen
hen als die andere. Giebet man nun zu- gleich darauf acht, was vorhin (§. 266) ge- ſaget worden; ſo wird man leicht ausma- chen, welche unter beyden Wolcken hoͤher ſtehet als die andere. Keplera erinnert, diejenigen, welche die Hoͤhe der Wolcken in Oertern, die nahe an der See gelegen, ab- gemeſſen, haͤtten ſie niemahls hoͤher als ei- ne Viertel-Meile, die meiſten aber noch niedriger gefunden.
Ob Wol- cken ge- ſrorne Duͤnſte fuͤhren.
§. 268.
Weil die Erfahrung derer, die auf hohe Berge geſtiegen, gelehret, daß ſie auch im Sommer mit Schnee bedecket ſind; ſo ſchlieſſet man insgemein, daß die Duͤnſte in hohen Wolcken gefroren ſind. Allein da wir geſehen, daß die Duͤnſte in groſſer Kaͤlte ungefroren bleiben (§. 260), ſo wird was mehreres dazu erfordert, wenn ſie ge- frieren ſollen, als daß ſie in die Hoͤhe kom- men. Sie muͤſſen nemlich waͤſſerig wer- den und oben muß es kalt und windig ſeyn, damit die ſchweeren Duͤnſte nicht herunter fallen koͤnnen, weil ſie der Wind durch die Bewegung erhaͤlt. Wir werden nach die- ſem bey dem Schnee und Hagel ſehen, daß nichts angenommen wird, was nicht auch wuͤrcklich in der oberen Lufft unterweilen ſtat findet. Weil die gefrornen Duͤnſte dicker ſind als die uͤbrigen, auch weiß an der Farbe; ſo muͤſſen ſie das Licht viel ſtaͤrcker
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ain Epit. Aſtron. Copern. lib. 1. p. 70.
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Cap. V. Von dem Auffſteigen
hen als die andere. Giebet man nun zu-
gleich darauf acht, was vorhin (§. 266) ge-
ſaget worden; ſo wird man leicht ausma-
chen, welche unter beyden Wolcken hoͤher
ſtehet als die andere. Kepler a erinnert,
diejenigen, welche die Hoͤhe der Wolcken
in Oertern, die nahe an der See gelegen, ab-
gemeſſen, haͤtten ſie niemahls hoͤher als ei-
ne Viertel-Meile, die meiſten aber noch
niedriger gefunden.
§. 268. Weil die Erfahrung derer, die
auf hohe Berge geſtiegen, gelehret, daß ſie
auch im Sommer mit Schnee bedecket ſind;
ſo ſchlieſſet man insgemein, daß die Duͤnſte
in hohen Wolcken gefroren ſind. Allein
da wir geſehen, daß die Duͤnſte in groſſer
Kaͤlte ungefroren bleiben (§. 260), ſo wird
was mehreres dazu erfordert, wenn ſie ge-
frieren ſollen, als daß ſie in die Hoͤhe kom-
men. Sie muͤſſen nemlich waͤſſerig wer-
den und oben muß es kalt und windig ſeyn,
damit die ſchweeren Duͤnſte nicht herunter
fallen koͤnnen, weil ſie der Wind durch die
Bewegung erhaͤlt. Wir werden nach die-
ſem bey dem Schnee und Hagel ſehen, daß
nichts angenommen wird, was nicht auch
wuͤrcklich in der oberen Lufft unterweilen
ſtat findet. Weil die gefrornen Duͤnſte
dicker ſind als die uͤbrigen, auch weiß an der
Farbe; ſo muͤſſen ſie das Licht viel ſtaͤrcker
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a in Epit. Aſtron. Copern. lib. 1. p. 70.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/400>, abgerufen am 22.11.2024.
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