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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. V. Von dem Aufsteigen
Warumb
sich die
Wolcken
zerthei-
len, wenn
die Lufft
schweer
wird.
§. 262.

Wenn die Lufft schweerer wird,
so zertheilen sich die Wolcken und fahren
gantz aus einander, daß man nicht siehet, wo
sie bleiben (§. 40. T. II. Exper.). Sobald
die Lufft schweerer wird, so wird sie auch
dichter, massen die Last der oberen die un-
ter ihr lieget zusammen drucket und dichte
macht (§. 189), die Dichtigkeit aber in Pro-
portion der Last, die sie drucket, zunimmet (§.
124. T. I. Exper.). Die Dünste haben
einerley Art der Schweere mit der Lufft, da-
rinnen sie angetroffen werden (§ 195 T. I.
Exper.
). Derowegen indem die Lufft
dichter oder vonschweererer Art wird, stei-
gen sie noch höher (§. 195 T. I. Exper.).
Und da die Lufft oben weiter ist als un-
ten, finden sie einen grösseren Raum sich
auszubreiten: weil auch dieselben nicht auf
einmahl, sondern nach und nach in die Höhe
steigen und die Luft niemahls gantz windstille
ist, wie man aus der Bewegung der Wol-
cken abnehmen kan; so werden diejenigen,
welche höher gestiegen, durch den Wind
verjaget, ehe mehrere nachfolgen können. Es
gehet auch noch auf eine andere Art an, daß
sich die Dünste zertheilen und unsichtbahr
werden, ohne daß sie höher steigen dörffen.
Jch habe durch einen Versuch gewiesen,
daß die Dünste unter einer gläsernen Glo-
cke, die sich in einen Nebel zusammen gezo-
gen, sich dadurch zertheilet, indem ich meh-

rere
Cap. V. Von dem Aufſteigen
Warumb
ſich die
Wolcken
zerthei-
len, wenn
die Lufft
ſchweer
wird.
§. 262.

Wenn die Lufft ſchweerer wird,
ſo zertheilen ſich die Wolcken und fahren
gantz aus einander, daß man nicht ſiehet, wo
ſie bleiben (§. 40. T. II. Exper.). Sobald
die Lufft ſchweerer wird, ſo wird ſie auch
dichter, maſſen die Laſt der oberen die un-
ter ihr lieget zuſammen drucket und dichte
macht (§. 189), die Dichtigkeit aber in Pro-
portion der Laſt, die ſie drucket, zunimmet (§.
124. T. I. Exper.). Die Duͤnſte haben
einerley Art der Schweere mit der Lufft, da-
rinnen ſie angetroffen werden (§ 195 T. I.
Exper.
). Derowegen indem die Lufft
dichter oder vonſchweererer Art wird, ſtei-
gen ſie noch hoͤher (§. 195 T. I. Exper.).
Und da die Lufft oben weiter iſt als un-
ten, finden ſie einen groͤſſeren Raum ſich
auszubreiten: weil auch dieſelben nicht auf
einmahl, ſondern nach und nach in die Hoͤhe
ſteigen und die Luft niemahls gantz windſtille
iſt, wie man aus der Bewegung der Wol-
cken abnehmen kan; ſo werden diejenigen,
welche hoͤher geſtiegen, durch den Wind
verjaget, ehe mehrere nachfolgen koͤnnen. Es
gehet auch noch auf eine andere Art an, daß
ſich die Duͤnſte zertheilen und unſichtbahr
werden, ohne daß ſie hoͤher ſteigen doͤrffen.
Jch habe durch einen Verſuch gewieſen,
daß die Duͤnſte unter einer glaͤſernen Glo-
cke, die ſich in einen Nebel zuſammen gezo-
gen, ſich dadurch zertheilet, indem ich meh-

rere
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[258[358]/0394] Cap. V. Von dem Aufſteigen §. 262. Wenn die Lufft ſchweerer wird, ſo zertheilen ſich die Wolcken und fahren gantz aus einander, daß man nicht ſiehet, wo ſie bleiben (§. 40. T. II. Exper.). Sobald die Lufft ſchweerer wird, ſo wird ſie auch dichter, maſſen die Laſt der oberen die un- ter ihr lieget zuſammen drucket und dichte macht (§. 189), die Dichtigkeit aber in Pro- portion der Laſt, die ſie drucket, zunimmet (§. 124. T. I. Exper.). Die Duͤnſte haben einerley Art der Schweere mit der Lufft, da- rinnen ſie angetroffen werden (§ 195 T. I. Exper.). Derowegen indem die Lufft dichter oder vonſchweererer Art wird, ſtei- gen ſie noch hoͤher (§. 195 T. I. Exper.). Und da die Lufft oben weiter iſt als un- ten, finden ſie einen groͤſſeren Raum ſich auszubreiten: weil auch dieſelben nicht auf einmahl, ſondern nach und nach in die Hoͤhe ſteigen und die Luft niemahls gantz windſtille iſt, wie man aus der Bewegung der Wol- cken abnehmen kan; ſo werden diejenigen, welche hoͤher geſtiegen, durch den Wind verjaget, ehe mehrere nachfolgen koͤnnen. Es gehet auch noch auf eine andere Art an, daß ſich die Duͤnſte zertheilen und unſichtbahr werden, ohne daß ſie hoͤher ſteigen doͤrffen. Jch habe durch einen Verſuch gewieſen, daß die Duͤnſte unter einer glaͤſernen Glo- cke, die ſich in einen Nebel zuſammen gezo- gen, ſich dadurch zertheilet, indem ich meh- rere

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 258[358]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/394>, abgerufen am 22.11.2024.