Kälte dieselbe dichte ist (§. 133. T. I. Exp.) und daher grobe Dünste nicht so leicht fal- len lässet (§. 195. T. I. Exper.); so erzeu- get sich auch hauptsächlich im Herbste und im Winter der Nebel. Und weil die Lufft des Nachts kälter wird, wie das Wetter- glaß anzeiget (§. 55. T. II. Exper.); so ent- stehet auch der Nebel gemeiniglich des Nachts, oder, wenn die Dünste sehr grob sind, gleich gegen Abend, indem die Sonne untergehen will. Und da der Wind die Dünste verjaget; so muß es auch allzeit windstille seyn, wenn ein Nebel seyn soll.
§. 158.
Wenn die Dünste sehr grob sindWenn der Ne- bel nie- dergehet. und die Lufft wird durch die Kälte starck ver- dicket, so fliessen grobe Dünste zusammen. Da nun dadurch das Häutlein des einen verdicket wird, und die innere Höhle bleibet einerley; so wird der Dunst von schweere- rer Art als er vorher war. Derowegen weil er vorher mit der unteren Lufft einerley Art der Schweere hatte (denn sonst wäre er höher gestiegen (§. 195 T. I. Exper.) und nicht in der unteren Lufft verblieben); so wird er jetzund schweerer als die untere Lufft und fället dannenhero nieder (§. 193 T. I. Exper). Er gehet aber naß nieder, weil die groben Dünste, sonderlich die viel schwee- rer als die Lufft sind, wäßerig seyn. Daß aber die Dünste, welche niedergehen, viel schweerer als die Lufft seyn, lässet sich daraus
ab-
der Duͤnſte, Nebel und Wolcken.
Kaͤlte dieſelbe dichte iſt (§. 133. T. I. Exp.) und daher grobe Duͤnſte nicht ſo leicht fal- len laͤſſet (§. 195. T. I. Exper.); ſo erzeu- get ſich auch hauptſaͤchlich im Herbſte und im Winter der Nebel. Und weil die Lufft des Nachts kaͤlter wird, wie das Wetter- glaß anzeiget (§. 55. T. II. Exper.); ſo ent- ſtehet auch der Nebel gemeiniglich des Nachts, oder, wenn die Duͤnſte ſehr grob ſind, gleich gegen Abend, indem die Sonne untergehen will. Und da der Wind die Duͤnſte verjaget; ſo muß es auch allzeit windſtille ſeyn, wenn ein Nebel ſeyn ſoll.
§. 158.
Wenn die Duͤnſte ſehr grob ſindWenn der Ne- bel nie- dergehet. und die Lufft wird durch die Kaͤlte ſtarck ver- dicket, ſo flieſſen grobe Duͤnſte zuſammen. Da nun dadurch das Haͤutlein des einen verdicket wird, und die innere Hoͤhle bleibet einerley; ſo wird der Dunſt von ſchweere- rer Art als er vorher war. Derowegen weil er vorher mit der unteren Lufft einerley Art der Schweere hatte (denn ſonſt waͤre er hoͤher geſtiegen (§. 195 T. I. Exper.) und nicht in der unteren Lufft verblieben); ſo wird er jetzund ſchweerer als die untere Lufft und faͤllet dannenhero nieder (§. 193 T. I. Exper). Er gehet aber naß nieder, weil die groben Duͤnſte, ſonderlich die viel ſchwee- rer als die Lufft ſind, waͤßerig ſeyn. Daß aber die Duͤnſte, welche niedergehen, viel ſchweerer als die Lufft ſeyn, laͤſſet ſich daraus
ab-
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der Duͤnſte, Nebel und Wolcken.
Kaͤlte dieſelbe dichte iſt (§. 133. T. I. Exp.)
und daher grobe Duͤnſte nicht ſo leicht fal-
len laͤſſet (§. 195. T. I. Exper.); ſo erzeu-
get ſich auch hauptſaͤchlich im Herbſte und
im Winter der Nebel. Und weil die Lufft
des Nachts kaͤlter wird, wie das Wetter-
glaß anzeiget (§. 55. T. II. Exper.); ſo ent-
ſtehet auch der Nebel gemeiniglich des
Nachts, oder, wenn die Duͤnſte ſehr grob
ſind, gleich gegen Abend, indem die Sonne
untergehen will. Und da der Wind die
Duͤnſte verjaget; ſo muß es auch allzeit
windſtille ſeyn, wenn ein Nebel ſeyn ſoll.
§. 158. Wenn die Duͤnſte ſehr grob ſind
und die Lufft wird durch die Kaͤlte ſtarck ver-
dicket, ſo flieſſen grobe Duͤnſte zuſammen.
Da nun dadurch das Haͤutlein des einen
verdicket wird, und die innere Hoͤhle bleibet
einerley; ſo wird der Dunſt von ſchweere-
rer Art als er vorher war. Derowegen
weil er vorher mit der unteren Lufft einerley
Art der Schweere hatte (denn ſonſt waͤre er
hoͤher geſtiegen (§. 195 T. I. Exper.) und
nicht in der unteren Lufft verblieben); ſo
wird er jetzund ſchweerer als die untere Lufft
und faͤllet dannenhero nieder (§. 193 T. I.
Exper). Er gehet aber naß nieder, weil die
groben Duͤnſte, ſonderlich die viel ſchwee-
rer als die Lufft ſind, waͤßerig ſeyn. Daß
aber die Duͤnſte, welche niedergehen, viel
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/387>, abgerufen am 25.11.2024.
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