gantz geringe Weite schon aller ihrer Ge- schwindigkeit durch den Wiederstand der Lufft beraubet sind. Derowegen müsten die Dünste, die sonst aufsteigen, wo nicht einmahl so viel Wärme ist, als wie im dampffenden Wasser, noch viel eher ihre durch den Stoß erhaltene Geschwindigkeit verlieren: welches doch aber nicht geschie- het. Jch könnte noch dieses hinzusetzen; daß eine so subtile Materie wie die Wärme ist, welche die Zwischen Räumlein der sub- tilesten Wasser-Tröpfflein überall durch- dringet, gar nicht geschickt ist, sie zubewegen, wenn es nicht an dem bisherigen genung wäre.
§. 248.
Das Wasser ist voller Lufft (§.Wie die Sonne die Dün- ste hervor bringet. 148 T. I. Expet.). Derowegen wenn die Sonne darauf scheinet und es erwärmet (§. 130), so wird die Lufft ausgebreitet, daß sie einen grösseren Raum einnimmet als vorhin (§. 233 T. I. Exper.). Wenn sich die Lufft innerhalb dem Wasser ausbreitet, so formiret sie Bläselein, welche im Was- ser in die Höhe steigen (§. 195 T. I. Exper). Sind diese Bläselein so groß, daß ihr Dia- meter 10 mahl so groß ist als des Tröpflein Wassers, das von der Lufft ausgedehnet ward; so sind es Dünste, die sich von dem Wasser loß reissen und in der Lufft in die Höhe steigen (§. 85. T. II. Exper.). Eben die Bewandnis hat es, wenn die Sonne
auf
(Physick) Y
der Duͤnſten, Nebel und Wolcken.
gantz geringe Weite ſchon aller ihrer Ge- ſchwindigkeit durch den Wiederſtand der Lufft beraubet ſind. Derowegen muͤſten die Duͤnſte, die ſonſt aufſteigen, wo nicht einmahl ſo viel Waͤrme iſt, als wie im dampffenden Waſſer, noch viel eher ihre durch den Stoß erhaltene Geſchwindigkeit verlieren: welches doch aber nicht geſchie- het. Jch koͤnnte noch dieſes hinzuſetzen; daß eine ſo ſubtile Materie wie die Waͤrme iſt, welche die Zwiſchen Raͤumlein der ſub- tileſten Waſſer-Troͤpfflein uͤberall durch- dringet, gar nicht geſchickt iſt, ſie zubewegen, wenn es nicht an dem bisherigen genung waͤre.
§. 248.
Das Waſſer iſt voller Lufft (§.Wie die Sonne die Duͤn- ſte hervor bringet. 148 T. I. Expet.). Derowegen wenn die Sonne darauf ſcheinet und es erwaͤrmet (§. 130), ſo wird die Lufft ausgebreitet, daß ſie einen groͤſſeren Raum einnimmet als vorhin (§. 233 T. I. Exper.). Wenn ſich die Lufft innerhalb dem Waſſer ausbreitet, ſo formiret ſie Blaͤſelein, welche im Waſ- ſer in die Hoͤhe ſteigen (§. 195 T. I. Exper). Sind dieſe Blaͤſelein ſo groß, daß ihr Dia- meter 10 mahl ſo groß iſt als des Troͤpflein Waſſers, das von der Lufft ausgedehnet ward; ſo ſind es Duͤnſte, die ſich von dem Waſſer loß reiſſen und in der Lufft in die Hoͤhe ſteigen (§. 85. T. II. Exper.). Eben die Bewandnis hat es, wenn die Sonne
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(Phyſick) Y
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der Duͤnſten, Nebel und Wolcken.
gantz geringe Weite ſchon aller ihrer Ge-
ſchwindigkeit durch den Wiederſtand der
Lufft beraubet ſind. Derowegen muͤſten
die Duͤnſte, die ſonſt aufſteigen, wo nicht
einmahl ſo viel Waͤrme iſt, als wie im
dampffenden Waſſer, noch viel eher ihre
durch den Stoß erhaltene Geſchwindigkeit
verlieren: welches doch aber nicht geſchie-
het. Jch koͤnnte noch dieſes hinzuſetzen;
daß eine ſo ſubtile Materie wie die Waͤrme
iſt, welche die Zwiſchen Raͤumlein der ſub-
tileſten Waſſer-Troͤpfflein uͤberall durch-
dringet, gar nicht geſchickt iſt, ſie zubewegen,
wenn es nicht an dem bisherigen genung
waͤre.
§. 248. Das Waſſer iſt voller Lufft (§.
148 T. I. Expet.). Derowegen wenn die
Sonne darauf ſcheinet und es erwaͤrmet (§.
130), ſo wird die Lufft ausgebreitet, daß
ſie einen groͤſſeren Raum einnimmet als
vorhin (§. 233 T. I. Exper.). Wenn ſich
die Lufft innerhalb dem Waſſer ausbreitet,
ſo formiret ſie Blaͤſelein, welche im Waſ-
ſer in die Hoͤhe ſteigen (§. 195 T. I. Exper).
Sind dieſe Blaͤſelein ſo groß, daß ihr Dia-
meter 10 mahl ſo groß iſt als des Troͤpflein
Waſſers, das von der Lufft ausgedehnet
ward; ſo ſind es Duͤnſte, die ſich von dem
Waſſer loß reiſſen und in der Lufft in die
Hoͤhe ſteigen (§. 85. T. II. Exper.). Eben
die Bewandnis hat es, wenn die Sonne
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Wie die
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/373>, abgerufen am 25.11.2024.
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