dem Lichte was den Cörper vorstellet, davon es reflectiret wird (§. 136. 150. T. II. Exp.). Das letztere ist schwach; das andere blei- bet starck. Die Wolcke in der Höhe beste- hen aus gefrornen Dünsten, das Eis aber ändert nicht durch seine Reflexion und Re- fraction den Sonnenschein (§. 140 T. II. Ex- per.), und daher kan auch dieses Licht noch eine merckliche Krafft haben. Es ist eben so viel, als wenn es von einem Spiegel zu- rücke geworffen würde. Wenn demnach die Sonne warm scheinet und die Wolcken sich nicht schnelle bewegen, sondern fast wie unbeweglich eine gute Zeit auf einer Stelle stehen bleiben, auch gleich andere wieder in ihre Stelle rücken, wie sie unvermerckt weg- schleichen; so darf man wohl kein Beden- cken tragen, daß nicht dadurch die Krafft der Sonne an den Orten sollte verstärckt wer- den, wo das Licht hin reflectiret wird.
§. 241.
Die Dünste, welche aus derDaß der Regen die Erde und Lufft abkühlet. oberen Lufft sich in die untere sencken, küh- len sie ab und sind kälter als die Lufft, bey dem Aufgange der Sonne (§. 64. T. II. Exper.). Die Ursache fället auch nicht schweer zuerrathen. Man hat vor uhral- ten Zeiten angemercket, daß es in der Höhe viel kälter ist als in der Tieffe, als z. E. auf Gebürgen kälter als in Thälern, so daß auch schon Aristotelesa den Grund davon ge-
suchet.
aMeteorolog. lib. 2. c. 3. p. m. 732.
X 4
der vier Jahrs-Zeiten.
dem Lichte was den Coͤrper vorſtellet, davon es reflectiret wird (§. 136. 150. T. II. Exp.). Das letztere iſt ſchwach; das andere blei- bet ſtarck. Die Wolcke in der Hoͤhe beſte- hen aus gefrornen Duͤnſten, das Eis aber aͤndert nicht durch ſeine Reflexion und Re- fraction den Sonnenſchein (§. 140 T. II. Ex- per.), und daher kan auch dieſes Licht noch eine merckliche Krafft haben. Es iſt eben ſo viel, als wenn es von einem Spiegel zu- ruͤcke geworffen wuͤrde. Wenn demnach die Sonne warm ſcheinet und die Wolcken ſich nicht ſchnelle bewegen, ſondern faſt wie unbeweglich eine gute Zeit auf einer Stelle ſtehen bleiben, auch gleich andere wieder in ihre Stelle ruͤcken, wie ſie unvermerckt weg- ſchleichen; ſo darf man wohl kein Beden- cken tragen, daß nicht dadurch die Krafft der Sonne an den Orten ſollte verſtaͤrckt wer- den, wo das Licht hin reflectiret wird.
§. 241.
Die Duͤnſte, welche aus derDaß der Regen die Erde und Lufft abkuͤhlet. oberen Lufft ſich in die untere ſencken, kuͤh- len ſie ab und ſind kaͤlter als die Lufft, bey dem Aufgange der Sonne (§. 64. T. II. Exper.). Die Urſache faͤllet auch nicht ſchweer zuerrathen. Man hat vor uhral- ten Zeiten angemercket, daß es in der Hoͤhe viel kaͤlter iſt als in der Tieffe, als z. E. auf Gebuͤrgen kaͤlter als in Thaͤlern, ſo daß auch ſchon Ariſtotelesa den Grund davon ge-
ſuchet.
aMeteorolog. lib. 2. c. 3. p. m. 732.
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der vier Jahrs-Zeiten.
dem Lichte was den Coͤrper vorſtellet, davon
es reflectiret wird (§. 136. 150. T. II. Exp.).
Das letztere iſt ſchwach; das andere blei-
bet ſtarck. Die Wolcke in der Hoͤhe beſte-
hen aus gefrornen Duͤnſten, das Eis aber
aͤndert nicht durch ſeine Reflexion und Re-
fraction den Sonnenſchein (§. 140 T. II. Ex-
per.), und daher kan auch dieſes Licht noch
eine merckliche Krafft haben. Es iſt eben
ſo viel, als wenn es von einem Spiegel zu-
ruͤcke geworffen wuͤrde. Wenn demnach
die Sonne warm ſcheinet und die Wolcken
ſich nicht ſchnelle bewegen, ſondern faſt wie
unbeweglich eine gute Zeit auf einer Stelle
ſtehen bleiben, auch gleich andere wieder in
ihre Stelle ruͤcken, wie ſie unvermerckt weg-
ſchleichen; ſo darf man wohl kein Beden-
cken tragen, daß nicht dadurch die Krafft der
Sonne an den Orten ſollte verſtaͤrckt wer-
den, wo das Licht hin reflectiret wird.
§. 241. Die Duͤnſte, welche aus der
oberen Lufft ſich in die untere ſencken, kuͤh-
len ſie ab und ſind kaͤlter als die Lufft, bey
dem Aufgange der Sonne (§. 64. T. II.
Exper.). Die Urſache faͤllet auch nicht
ſchweer zuerrathen. Man hat vor uhral-
ten Zeiten angemercket, daß es in der Hoͤhe
viel kaͤlter iſt als in der Tieffe, als z. E. auf
Gebuͤrgen kaͤlter als in Thaͤlern, ſo daß auch
ſchon Ariſtoteles a den Grund davon ge-
ſuchet.
Daß der
Regen
die Erde
und Lufft
abkuͤhlet.
a Meteorolog. lib. 2. c. 3. p. m. 732.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/363>, abgerufen am 25.11.2024.
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