schief fället; so wird man finden, daß auf die erste mehr Strahlen fallen als auf die an- dere. Da ein jeder Strahl des Sonnen- Lichtes seine erwärmende Krafft hat, so müs- sen viel Strahlen es wärmer machen als wenige: welches auch die Würckung der Brenn-Gläser und Brenn-Spiegel be- kräfftiget, als wo das Sonnen-Licht bloß dadurch eine grössere Krafft erhält, weil mehr Strahlen auf einen kleineren Raum ge- bracht werden (§. 136 T. II. Exper.). Und daß in der That keine andere Ursache vor- handen ist, warum die Sonne einmahl wär- mer scheinet, als das andere, als weil die Strahlen einmahl in grösserer Menge auf diejenigen Cörper fallen, welches sie beschei- net, als das andere; können wir auch dar- aus abnehmen, daß uns, im Sommer son- derlich, die Mittags-Sonne blendet, die auf- und untergehende hingegen keines we- ges. Niemand aber wird in Abrede seyn, daß das Licht, welches das Auge blendet, stärcker ist als anderes, wodurch das Auge nicht geblendet wird. Starckes Licht aber hat mehr Strahlen als schwaches.
§. 228.
Da nun die Sonne von dem Ho-Wie die Wärme der schei- nenden Sonne ab- und zu-nim- met. rizont an bis zu dem Mittags-Circul immer höher steiget, im Mittags Circul am höch- sten stehet und von dar an bis an den Abend- Horizont immer niedriger zu stehen kommet; so muß sie auch von dem Aufgange an bis zu
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der vier Jahrs-Zeiten.
ſchief faͤllet; ſo wird man finden, daß auf die erſte mehr Strahlen fallen als auf die an- dere. Da ein jeder Strahl des Sonnen- Lichtes ſeine erwaͤrmende Krafft hat, ſo muͤſ- ſen viel Strahlen es waͤrmer machen als wenige: welches auch die Wuͤrckung der Brenn-Glaͤſer und Brenn-Spiegel be- kraͤfftiget, als wo das Sonnen-Licht bloß dadurch eine groͤſſere Krafft erhaͤlt, weil mehr Strahlen auf einen kleineren Raum ge- bracht werden (§. 136 T. II. Exper.). Und daß in der That keine andere Urſache vor- handen iſt, warum die Sonne einmahl waͤr- mer ſcheinet, als das andere, als weil die Strahlen einmahl in groͤſſerer Menge auf diejenigen Coͤrper fallen, welches ſie beſchei- net, als das andere; koͤnnen wir auch dar- aus abnehmen, daß uns, im Sommer ſon- derlich, die Mittags-Sonne blendet, die auf- und untergehende hingegen keines we- ges. Niemand aber wird in Abrede ſeyn, daß das Licht, welches das Auge blendet, ſtaͤrcker iſt als anderes, wodurch das Auge nicht geblendet wird. Starckes Licht aber hat mehr Strahlen als ſchwaches.
§. 228.
Da nun die Sonne von dem Ho-Wie die Waͤrme der ſchei- nenden Sonne ab- und zu-nim- met. rizont an bis zu dem Mittags-Circul immer hoͤher ſteiget, im Mittags Circul am hoͤch- ſten ſtehet und von dar an bis an den Abend- Horizont immer niedriger zu ſtehen kommet; ſo muß ſie auch von dem Aufgange an bis zu
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der vier Jahrs-Zeiten.
ſchief faͤllet; ſo wird man finden, daß auf
die erſte mehr Strahlen fallen als auf die an-
dere. Da ein jeder Strahl des Sonnen-
Lichtes ſeine erwaͤrmende Krafft hat, ſo muͤſ-
ſen viel Strahlen es waͤrmer machen als
wenige: welches auch die Wuͤrckung der
Brenn-Glaͤſer und Brenn-Spiegel be-
kraͤfftiget, als wo das Sonnen-Licht bloß
dadurch eine groͤſſere Krafft erhaͤlt, weil mehr
Strahlen auf einen kleineren Raum ge-
bracht werden (§. 136 T. II. Exper.). Und
daß in der That keine andere Urſache vor-
handen iſt, warum die Sonne einmahl waͤr-
mer ſcheinet, als das andere, als weil die
Strahlen einmahl in groͤſſerer Menge auf
diejenigen Coͤrper fallen, welches ſie beſchei-
net, als das andere; koͤnnen wir auch dar-
aus abnehmen, daß uns, im Sommer ſon-
derlich, die Mittags-Sonne blendet, die
auf- und untergehende hingegen keines we-
ges. Niemand aber wird in Abrede ſeyn,
daß das Licht, welches das Auge blendet,
ſtaͤrcker iſt als anderes, wodurch das Auge
nicht geblendet wird. Starckes Licht aber
hat mehr Strahlen als ſchwaches.
§. 228. Da nun die Sonne von dem Ho-
rizont an bis zu dem Mittags-Circul immer
hoͤher ſteiget, im Mittags Circul am hoͤch-
ſten ſtehet und von dar an bis an den Abend-
Horizont immer niedriger zu ſtehen kommet;
ſo muß ſie auch von dem Aufgange an bis zu
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Wie die
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der ſchei-
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zu-nim-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/345>, abgerufen am 22.11.2024.
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