See nicht so viel ausdünsten kan, als aus der offenen, so bleibet auch der Windaus einer solchen Gegend feuchter, wenn sie offen, als wenn sie zugefroren ist.
Wie man die Win- de beur- theilet.
§. 223.
Wenn man demanch die Win- de beurtheilen will, ob sie warm, oder kalt, feuchte oder trocken sind; so muß man für allen Dingen nachforschen, was es für eine Beschaffenheit mit den Ländern hat, die uns an dem Orte, wo wir uns aufhalten, gegen die verschiedenen Gegenden liegen. Und so werden wir finden, daß z. E. hier bey uns in Halle der Morgen-Wind trocken und im Sommer zwar warm, aber doch gegen Morgen etwas kühle, des Winters aber kalt sey; hingegen der Abendwind feuchte und im Sommer kühle, im Winter hingegen warm sey: daß der Mittags-Wind warm, der Nordwind hingegen kalt, als unterwei- len im Sommer leidlich sey: daß die Ne- benwinde von den Eigenschafften der Hauptwinde etwas an sich nehmen, als z. E. der Nordwest-Wind feuchte und kalt, der Nord Ost-Wind kalt und etwas feuchte ist.
§. 224.
Es kan auch einerley Wind ver-Was die Witte- rungen zu den Ei- genschaff- ten der Winde schiedene Veränderungen leiden nach den verschiedenen Witterungen in den Jahres- Zeiten: wie wir denn überhaupt finden, daß der Wind im Frühlinge sehr trocknet, im Herbste hingegegen gar wenig. Allein da
wir
Cap. II. Von dem Winde.
See nicht ſo viel ausduͤnſten kan, als aus der offenen, ſo bleibet auch der Windaus einer ſolchen Gegend feuchter, wenn ſie offen, als wenn ſie zugefroren iſt.
Wie man die Win- de beur- theilet.
§. 223.
Wenn man demanch die Win- de beurtheilen will, ob ſie warm, oder kalt, feuchte oder trocken ſind; ſo muß man fuͤr allen Dingen nachforſchen, was es fuͤr eine Beſchaffenheit mit den Laͤndern hat, die uns an dem Orte, wo wir uns aufhalten, gegen die verſchiedenen Gegenden liegen. Und ſo werden wir finden, daß z. E. hier bey uns in Halle der Morgen-Wind trocken und im Sommer zwar warm, aber doch gegen Morgen etwas kuͤhle, des Winters aber kalt ſey; hingegen der Abendwind feuchte und im Sommer kuͤhle, im Winter hingegen warm ſey: daß der Mittags-Wind warm, der Nordwind hingegen kalt, als unterwei- len im Sommer leidlich ſey: daß die Ne- benwinde von den Eigenſchafften der Hauptwinde etwas an ſich nehmen, als z. E. der Nordweſt-Wind feuchte und kalt, der Nord Oſt-Wind kalt und etwas feuchte iſt.
§. 224.
Es kan auch einerley Wind ver-Was die Witte- rungen zu den Ei- genſchaff- ten der Winde ſchiedene Veraͤnderungen leiden nach den verſchiedenen Witterungen in den Jahres- Zeiten: wie wir denn uͤberhaupt finden, daß der Wind im Fruͤhlinge ſehr trocknet, im Herbſte hingegegen gar wenig. Allein da
wir
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Cap. II. Von dem Winde.
See nicht ſo viel ausduͤnſten kan, als aus der
offenen, ſo bleibet auch der Windaus einer
ſolchen Gegend feuchter, wenn ſie offen, als
wenn ſie zugefroren iſt.
§. 223. Wenn man demanch die Win-
de beurtheilen will, ob ſie warm, oder kalt,
feuchte oder trocken ſind; ſo muß man fuͤr
allen Dingen nachforſchen, was es fuͤr eine
Beſchaffenheit mit den Laͤndern hat, die uns
an dem Orte, wo wir uns aufhalten, gegen
die verſchiedenen Gegenden liegen. Und
ſo werden wir finden, daß z. E. hier bey uns
in Halle der Morgen-Wind trocken und
im Sommer zwar warm, aber doch gegen
Morgen etwas kuͤhle, des Winters aber kalt
ſey; hingegen der Abendwind feuchte und
im Sommer kuͤhle, im Winter hingegen
warm ſey: daß der Mittags-Wind warm,
der Nordwind hingegen kalt, als unterwei-
len im Sommer leidlich ſey: daß die Ne-
benwinde von den Eigenſchafften der
Hauptwinde etwas an ſich nehmen, als z.
E. der Nordweſt-Wind feuchte und kalt,
der Nord Oſt-Wind kalt und etwas feuchte
iſt.
§. 224. Es kan auch einerley Wind ver-
ſchiedene Veraͤnderungen leiden nach den
verſchiedenen Witterungen in den Jahres-
Zeiten: wie wir denn uͤberhaupt finden, daß
der Wind im Fruͤhlinge ſehr trocknet, im
Herbſte hingegegen gar wenig. Allein da
wir
Was die
Witte-
rungen
zu den Ei-
genſchaff-
ten der
Winde
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/339>, abgerufen am 22.11.2024.
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