Exper.) |, und diese rothe Farbe sich in den Wolcken zeiget, so lange die Sonne einen gewissen Stand gegen sie hat; so müssen auch sie durch die Refra- ction in den Dünsten, daraus die Wolcken bestehen, hervorgebracht werden. Es ist wohl wahr, daß das Sonnen-Licht durch die Refraction in allerhand Farben ver- verwandelt wird (§. 158 T. II. Exper.) und daher ist nicht zu zweiffeln, daß auch durch die Refraction in Wolcken nicht alles Son- nen-Licht roth wird; allein es wird nur nichts als rothes Licht von der Wolcke auf den Erdboden reflectiret. Wenn die Son- ne einen andern Stand bekommet, daß das Licht anders gebrochen und reflectiret wird; so verändert sich auch die rothe Far- be, und verschwindet endlich gar, so bald die Sonne gantz herauf ist.
Wenn der Him- mel voller Feuer ist.
§. 204.
Unterweilen siehet es aus, als wenn der Himmel vor dem Aufgange der Sonne voller Feuer wäre: welches auch nach ihrem Untergange sich zuereignen pfle- get. Es ist ein Licht, welches fast so aus- siehet, wie das Licht der Planeten. Der Stand der Sonne gegen die Erde zeiget, daß diese Begebenheit dem Sonnen-Lichte zuzuschreiben. Man siehet es auch, daß zu derselben Zeit der Himmel voll Dünste ist,
und
Cap. II. Von der Lufft.
Exper.) |, und dieſe rothe Farbe ſich in den Wolcken zeiget, ſo lange die Sonne einen gewiſſen Stand gegen ſie hat; ſo muͤſſen auch ſie durch die Refra- ction in den Duͤnſten, daraus die Wolcken beſtehen, hervorgebracht werden. Es iſt wohl wahr, daß das Sonnen-Licht durch die Refraction in allerhand Farben ver- verwandelt wird (§. 158 T. II. Exper.) und daher iſt nicht zu zweiffeln, daß auch durch die Refraction in Wolcken nicht alles Son- nen-Licht roth wird; allein es wird nur nichts als rothes Licht von der Wolcke auf den Erdboden reflectiret. Wenn die Son- ne einen andern Stand bekommet, daß das Licht anders gebrochen und reflectiret wird; ſo veraͤndert ſich auch die rothe Far- be, und verſchwindet endlich gar, ſo bald die Sonne gantz herauf iſt.
Wenn der Him- mel voller Feuer iſt.
§. 204.
Unterweilen ſiehet es aus, als wenn der Himmel vor dem Aufgange der Sonne voller Feuer waͤre: welches auch nach ihrem Untergange ſich zuereignen pfle- get. Es iſt ein Licht, welches faſt ſo aus- ſiehet, wie das Licht der Planeten. Der Stand der Sonne gegen die Erde zeiget, daß dieſe Begebenheit dem Sonnen-Lichte zuzuſchreiben. Man ſiehet es auch, daß zu derſelben Zeit der Himmel voll Duͤnſte iſt,
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Cap. II. Von der Lufft.
Exper.) |, und dieſe rothe Farbe ſich
in den Wolcken zeiget, ſo lange die
Sonne einen gewiſſen Stand gegen ſie
hat; ſo muͤſſen auch ſie durch die Refra-
ction in den Duͤnſten, daraus die Wolcken
beſtehen, hervorgebracht werden. Es iſt
wohl wahr, daß das Sonnen-Licht durch
die Refraction in allerhand Farben ver-
verwandelt wird (§. 158 T. II. Exper.) und
daher iſt nicht zu zweiffeln, daß auch durch
die Refraction in Wolcken nicht alles Son-
nen-Licht roth wird; allein es wird nur
nichts als rothes Licht von der Wolcke auf
den Erdboden reflectiret. Wenn die Son-
ne einen andern Stand bekommet, daß
das Licht anders gebrochen und reflectiret
wird; ſo veraͤndert ſich auch die rothe Far-
be, und verſchwindet endlich gar, ſo bald die
Sonne gantz herauf iſt.
§. 204. Unterweilen ſiehet es aus, als
wenn der Himmel vor dem Aufgange der
Sonne voller Feuer waͤre: welches auch
nach ihrem Untergange ſich zuereignen pfle-
get. Es iſt ein Licht, welches faſt ſo aus-
ſiehet, wie das Licht der Planeten. Der
Stand der Sonne gegen die Erde zeiget,
daß dieſe Begebenheit dem Sonnen-Lichte
zuzuſchreiben. Man ſiehet es auch, daß
zu derſelben Zeit der Himmel voll Duͤnſte iſt,
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/322>, abgerufen am 22.11.2024.
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