Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.Vorrede. fall gefunden, die nicht einen Rang un-ter den unartigen Geschlechtern präten- diren, die ich kurtz vorher beschrieben: so habe ich mich auch nichts abhalten lassen in der angefangenen Arbeit fortzu- fahren, und kan andere durch mein Exempel versichern, was ich aus der Erkäntnis der Natur für ein süsses Vergnügen schöpffe. Wenn man in der Erkäntnis der Natur die Wahrheit findet, so lernet man auch den Nutzen er- kennen, den die natürlichen Dinge im menschlichen Leben haben können. Da- durch aber fället gar viel Verdruß weg, den man sonst hat, wenn man im Leben alles bequemer findet: ja es entstehet daraus auch selbst ein vieles Vergnügen, wenn man die Natur brauchen kan zu seinem besten. Jch habe bisher in drey verschiedenen Theilen allerhand nütz- liche Versuche ausführlich beschrie- ben, damit man nicht allein an deren Richtigkeit zu zweiffeln keine Ursache fin- den möchte, sondern auch bey Gelegen- heit sie nutzen könte. Wer diese Absich- ten verstehet (es verstehen sie aber dieje- ni-
Vorrede. fall gefunden, die nicht einen Rang un-ter den unartigen Geſchlechtern praͤten- diren, die ich kurtz vorher beſchrieben: ſo habe ich mich auch nichts abhalten laſſen in der angefangenen Arbeit fortzu- fahren, und kan andere durch mein Exempel verſichern, was ich aus der Erkaͤntnis der Natur fuͤr ein ſuͤſſes Vergnuͤgen ſchoͤpffe. Wenn man in der Erkaͤntnis der Natur die Wahrheit findet, ſo lernet man auch den Nutzen er- kennen, den die natuͤrlichen Dinge im menſchlichen Leben haben koͤnnen. Da- durch aber faͤllet gar viel Verdruß weg, den man ſonſt hat, wenn man im Leben alles bequemer findet: ja es entſtehet daraus auch ſelbſt ein vieles Vergnuͤgen, wenn man die Natur brauchen kan zu ſeinem beſten. Jch habe bisher in drey verſchiedenen Theilen allerhand nuͤtz- liche Verſuche ausfuͤhrlich beſchrie- ben, damit man nicht allein an deren Richtigkeit zu zweiffeln keine Urſache fin- den moͤchte, ſondern auch bey Gelegen- heit ſie nutzen koͤnte. Wer dieſe Abſich- ten verſtehet (es verſtehen ſie aber dieje- ni-
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Vorrede.
fall gefunden, die nicht einen Rang un-
ter den unartigen Geſchlechtern praͤten-
diren, die ich kurtz vorher beſchrieben:
ſo habe ich mich auch nichts abhalten
laſſen in der angefangenen Arbeit fortzu-
fahren, und kan andere durch mein
Exempel verſichern, was ich aus der
Erkaͤntnis der Natur fuͤr ein ſuͤſſes
Vergnuͤgen ſchoͤpffe. Wenn man in
der Erkaͤntnis der Natur die Wahrheit
findet, ſo lernet man auch den Nutzen er-
kennen, den die natuͤrlichen Dinge im
menſchlichen Leben haben koͤnnen. Da-
durch aber faͤllet gar viel Verdruß weg,
den man ſonſt hat, wenn man im Leben
alles bequemer findet: ja es entſtehet
daraus auch ſelbſt ein vieles Vergnuͤgen,
wenn man die Natur brauchen kan zu
ſeinem beſten. Jch habe bisher in drey
verſchiedenen Theilen allerhand nuͤtz-
liche Verſuche ausfuͤhrlich beſchrie-
ben, damit man nicht allein an deren
Richtigkeit zu zweiffeln keine Urſache fin-
den moͤchte, ſondern auch bey Gelegen-
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Zitationshilfe: | Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/32>, abgerufen am 16.02.2025. |