Die Venus sahe dreymahl so groß aus als der Mond mit blossen Augen. Weil man die Berge nicht observiren kan, als wenn der Planete nicht völlig erleuchtet ist, oder durch ihren Schatten, den sie werffen (§. 135); Saturnus aber und Jupiter stets volles Licht haben, Mercurius meisten- theils unter den Sonnen-Strahlen lieget und sich wenig observiren lässet, Mars auch nur unterweilen ein weniges von seinem verfinsterten Theile zeiget; überdieses alle Planeten von der Erde sehr weit weg sind: so gehet es auch nicht wohl an, daß man in den übrigen Berge entdecken kan. Unter- dessen da diese Planeten insgesamt eben sol- che Cörper sind wie der Mond (§. 141. & sq.) u. einer von ihnen nochgrössere Berge als der Mond hat; so kan man leicht vermuthen, daß es auch in den übrigen nicht an Bergen fehlen werde. Träget jemand Bedencken es zuzugeben, ehe man einige Observatio- nen hat, dadurch man es wenigstens noch in einem oder dem andern erweisen kan; so ist wenig daran gelegen, indem wir diese Er- käntnis eben nicht zu nutzen wissen.
Ob um die Pla- neten ei- ne verän- derliche Lufft ist.
§. 146.
Cassini hat schon A. 1663 den 1 Oct. als was merckwürdiges angesehen, daß ein Stern im Wassermann, den Mars verdeckte, so blaß aussahe, wie er ihn wieder verließ, daß er ihn auch nicht durch ein Fern- Glaß, was geringer als drey Schuhe war,
sehen
Cap. IV. Von den Haupt-Planeten
Die Venus ſahe dreymahl ſo groß aus als der Mond mit bloſſen Augen. Weil man die Berge nicht obſerviren kan, als wenn der Planete nicht voͤllig erleuchtet iſt, oder durch ihren Schatten, den ſie werffen (§. 135); Saturnus aber und Jupiter ſtets volles Licht haben, Mercurius meiſten- theils unter den Sonnen-Strahlen lieget und ſich wenig obſerviren laͤſſet, Mars auch nur unterweilen ein weniges von ſeinem verfinſterten Theile zeiget; uͤberdieſes alle Planeten von der Erde ſehr weit weg ſind: ſo gehet es auch nicht wohl an, daß man in den uͤbrigen Berge entdecken kan. Unter- deſſen da dieſe Planeten insgeſamt eben ſol- che Coͤrper ſind wie der Mond (§. 141. & ſq.) u. einer von ihnen nochgroͤſſeꝛe Beꝛge als der Mond hat; ſo kan man leicht vermuthen, daß es auch in den uͤbrigen nicht an Bergen fehlen werde. Traͤget jemand Bedencken es zuzugeben, ehe man einige Obſervatio- nen hat, dadurch man es wenigſtens noch in einem oder dem andern erweiſen kan; ſo iſt wenig daran gelegen, indem wir dieſe Er- kaͤntnis eben nicht zu nutzen wiſſen.
Ob um die Pla- neten ei- ne veraͤn- derliche Lufft iſt.
§. 146.
Caſſini hat ſchon A. 1663 den 1 Oct. als was merckwuͤrdiges angeſehen, daß ein Stern im Waſſermann, den Mars verdeckte, ſo blaß ausſahe, wie er ihn wieder verließ, daß er ihn auch nicht durch ein Fern- Glaß, was geringer als drey Schuhe war,
ſehen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0252"n="216"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Cap. IV.</hi> Von den Haupt-Planeten</hi></fw><lb/>
Die Venus ſahe dreymahl ſo groß aus als<lb/>
der Mond mit bloſſen Augen. Weil man<lb/>
die Berge nicht obſerviren kan, als wenn<lb/>
der Planete nicht voͤllig erleuchtet iſt, oder<lb/>
durch ihren Schatten, den ſie werffen (§.<lb/>
135); Saturnus aber und Jupiter ſtets<lb/>
volles Licht haben, Mercurius meiſten-<lb/>
theils unter den Sonnen-Strahlen lieget<lb/>
und ſich wenig obſerviren laͤſſet, Mars auch<lb/>
nur unterweilen ein weniges von ſeinem<lb/>
verfinſterten Theile zeiget; uͤberdieſes alle<lb/>
Planeten von der Erde ſehr weit weg ſind:<lb/>ſo gehet es auch nicht wohl an, daß man in<lb/>
den uͤbrigen Berge entdecken kan. Unter-<lb/>
deſſen da dieſe Planeten insgeſamt eben ſol-<lb/>
che Coͤrper ſind wie der Mond (§. 141. &<hirendition="#aq">ſq.</hi>)<lb/>
u. einer von ihnen nochgroͤſſeꝛe Beꝛge als der<lb/>
Mond hat; ſo kan man leicht vermuthen,<lb/>
daß es auch in den uͤbrigen nicht an Bergen<lb/>
fehlen werde. Traͤget jemand Bedencken<lb/>
es zuzugeben, ehe man einige Obſervatio-<lb/>
nen hat, dadurch man es wenigſtens noch<lb/>
in einem oder dem andern erweiſen kan; ſo<lb/>
iſt wenig daran gelegen, indem wir dieſe Er-<lb/>
kaͤntnis eben nicht zu nutzen wiſſen.</p><lb/><noteplace="left">Ob um<lb/>
die Pla-<lb/>
neten ei-<lb/>
ne veraͤn-<lb/>
derliche<lb/>
Lufft iſt.</note></div><lb/><divn="4"><head>§. 146.</head><p><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Caſſini</hi></hi> hat ſchon A. 1663 den<lb/>
1 Oct. als was merckwuͤrdiges angeſehen,<lb/>
daß ein Stern im Waſſermann, den Mars<lb/>
verdeckte, ſo blaß ausſahe, wie er ihn wieder<lb/>
verließ, daß er ihn auch nicht durch ein Fern-<lb/>
Glaß, was geringer als drey Schuhe war,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſehen</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[216/0252]
Cap. IV. Von den Haupt-Planeten
Die Venus ſahe dreymahl ſo groß aus als
der Mond mit bloſſen Augen. Weil man
die Berge nicht obſerviren kan, als wenn
der Planete nicht voͤllig erleuchtet iſt, oder
durch ihren Schatten, den ſie werffen (§.
135); Saturnus aber und Jupiter ſtets
volles Licht haben, Mercurius meiſten-
theils unter den Sonnen-Strahlen lieget
und ſich wenig obſerviren laͤſſet, Mars auch
nur unterweilen ein weniges von ſeinem
verfinſterten Theile zeiget; uͤberdieſes alle
Planeten von der Erde ſehr weit weg ſind:
ſo gehet es auch nicht wohl an, daß man in
den uͤbrigen Berge entdecken kan. Unter-
deſſen da dieſe Planeten insgeſamt eben ſol-
che Coͤrper ſind wie der Mond (§. 141. & ſq.)
u. einer von ihnen nochgroͤſſeꝛe Beꝛge als der
Mond hat; ſo kan man leicht vermuthen,
daß es auch in den uͤbrigen nicht an Bergen
fehlen werde. Traͤget jemand Bedencken
es zuzugeben, ehe man einige Obſervatio-
nen hat, dadurch man es wenigſtens noch
in einem oder dem andern erweiſen kan; ſo
iſt wenig daran gelegen, indem wir dieſe Er-
kaͤntnis eben nicht zu nutzen wiſſen.
§. 146.Caſſini hat ſchon A. 1663 den
1 Oct. als was merckwuͤrdiges angeſehen,
daß ein Stern im Waſſermann, den Mars
verdeckte, ſo blaß ausſahe, wie er ihn wieder
verließ, daß er ihn auch nicht durch ein Fern-
Glaß, was geringer als drey Schuhe war,
ſehen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/252>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.