Sein Glantz war zwar helle, aber doch viel schwächer als das Sonnen-Licht, welches noch oben über dem Monden gläntzte. An dem Monden sahe er dichte aus, nahm aber immer nach und nach ab, bis er sich endlich unvermerckt in einer völligen Peripherie verlohr. Der Herr von Tschirnhausen, als ich ihm dieses durch ein Schreiben mel- dete, war zwar meiner Observation ent- gegen, indem er damit eingenommen war, daß die neueren Astronomi die Lufft umb den Mond für etwas erdichtetes hielten: al- lein weil ich gar zu genau darauf acht gege- ben hatte, so ließ ich es doch mit in die Leipzi- ger-Acta(b) setzen. Als kurtz darauf Herrn Wurtzelbauers, des berühmten Nürnbergischen Observatoris Observa- tion von dieser Finsternis heraus kam, fand ich, daß er diesen Ring, der ohngefehr einen halben Zoll breit war (den Zoll für des Monds Diameters gerechnet) gleichfalls angemercket hatte, wie beygesetzte Figur zei- get. Es war aber daselbst die Sonne gantzTab. II. Fig. 6. verfinstert und daher der Ring auch oben zu sehen, wo ich in Leipzig das noch übri- ge Sonnen-Licht erblickte. Jch er- fuhr durch ein Schreiben von dem Herrn P. Heinrich aus Breßlau, daß er daselbst gleichfalls den Ring um den Mond gesehen
hatte,
(b)Acta Erud. A. 1706. p. 335.
Cap. III. Von dem Mond.
Sein Glantz war zwar helle, aber doch viel ſchwaͤcher als das Sonnen-Licht, welches noch oben uͤber dem Monden glaͤntzte. An dem Monden ſahe er dichte aus, nahm aber immer nach und nach ab, bis er ſich endlich unvermerckt in einer voͤlligen Peripherie verlohr. Der Herr von Tſchirnhauſen, als ich ihm dieſes durch ein Schreiben mel- dete, war zwar meiner Obſervation ent- gegen, indem er damit eingenommen war, daß die neueren Aſtronomi die Lufft umb den Mond fuͤr etwas erdichtetes hielten: al- lein weil ich gar zu genau darauf acht gege- ben hatte, ſo ließ ich es doch mit in die Leipzi- ger-Acta(b) ſetzen. Als kurtz darauf Herrn Wurtzelbauers, des beruͤhmten Nuͤrnbergiſchen Obſervatoris Obſerva- tion von dieſer Finſternis heraus kam, fand ich, daß er dieſen Ring, der ohngefehr einen halben Zoll breit war (den Zoll fuͤr des Monds Diameters gerechnet) gleichfalls angemercket hatte, wie beygeſetzte Figur zei- get. Es war aber daſelbſt die Sonne gantzTab. II. Fig. 6. verfinſtert und daher der Ring auch oben zu ſehen, wo ich in Leipzig das noch uͤbri- ge Sonnen-Licht erblickte. Jch er- fuhr durch ein Schreiben von dem Herrn P. Heinrich aus Breßlau, daß er daſelbſt gleichfalls den Ring um den Mond geſehen
hatte,
(b)Acta Erud. A. 1706. p. 335.
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Cap. III. Von dem Mond.
Sein Glantz war zwar helle, aber doch viel
ſchwaͤcher als das Sonnen-Licht, welches
noch oben uͤber dem Monden glaͤntzte. An
dem Monden ſahe er dichte aus, nahm aber
immer nach und nach ab, bis er ſich endlich
unvermerckt in einer voͤlligen Peripherie
verlohr. Der Herr von Tſchirnhauſen,
als ich ihm dieſes durch ein Schreiben mel-
dete, war zwar meiner Obſervation ent-
gegen, indem er damit eingenommen war,
daß die neueren Aſtronomi die Lufft umb
den Mond fuͤr etwas erdichtetes hielten: al-
lein weil ich gar zu genau darauf acht gege-
ben hatte, ſo ließ ich es doch mit in die Leipzi-
ger-Acta (b) ſetzen. Als kurtz darauf
Herrn Wurtzelbauers, des beruͤhmten
Nuͤrnbergiſchen Obſervatoris Obſerva-
tion von dieſer Finſternis heraus kam, fand
ich, daß er dieſen Ring, der ohngefehr einen
halben Zoll breit war (den Zoll fuͤr [FORMEL] des
Monds Diameters gerechnet) gleichfalls
angemercket hatte, wie beygeſetzte Figur zei-
get. Es war aber daſelbſt die Sonne gantz
verfinſtert und daher der Ring auch oben zu
ſehen, wo ich in Leipzig das noch uͤbri-
ge Sonnen-Licht erblickte. Jch er-
fuhr durch ein Schreiben von dem Herrn P.
Heinrich aus Breßlau, daß er daſelbſt
gleichfalls den Ring um den Mond geſehen
hatte,
Tab. II.
Fig. 6.
(b) Acta Erud. A. 1706. p. 335.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/241>, abgerufen am 22.11.2024.
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