gends ist die Zeit, in welcher sie um die Sonne herum kommen, nicht völlig einer- ley. Es kan auch seyn, daß die Sonnen- Flecken unterweilen vor sich eine Bewegung in Ansehung der Sonne haben. Wenn demnach ein Flecken sich gegen Abend zu beweget, so kommet er geschwinder durch die Sonne: beweget er sich im Gegenthei- le gegen Morgen, so kommet er längsamer durch. Und also kan es auch daher kommen, daß der Lauff nicht völlig einmahl so ge- schwinde ist als das andere: welches ge- nauer zu untersuchen hier zu weitläufftig fallen würde, weil es ohne Vergleichung vieler Observationen mit einander keines- weges geschehen kan.
Ob um die Son- ne Lufft ist.
§. 120.
Da aus der Sonne Ausdün- stungen, austeigen und sich in Wolcken zu- sammen ziehen, auch wieder zertheilen und in die Sonne herunter fallen; so muß umb die Sonne eine flüßige Materie seyn, welche wir die Sonnen-Lufft nennen wollen. Und zwar erhellet aus dem, was erst gesaget worden, daß die Sonnen-Lufft Verände- rungen unterworffen ist: denn sonst wür- den entweder gar keine Flecken entstehen, oder die Flecken, so einmahl da wären, wür- den beständig unverändert darinnen ver- bleiben.
Wie die Sonne
§. 121.
Nachdem wir die Sonne ha- ben kennen lernen, soviel es sich thun lässet;
so
Cap. II. Von der Sonne.
gends iſt die Zeit, in welcher ſie um die Sonne herum kommen, nicht voͤllig einer- ley. Es kan auch ſeyn, daß die Sonnen- Flecken unterweilen vor ſich eine Bewegung in Anſehung der Sonne haben. Wenn demnach ein Flecken ſich gegen Abend zu beweget, ſo kommet er geſchwinder durch die Sonne: beweget er ſich im Gegenthei- le gegen Morgen, ſo kommet er laͤngſamer durch. Und alſo kan es auch daher kommen, daß der Lauff nicht voͤllig einmahl ſo ge- ſchwinde iſt als das andere: welches ge- nauer zu unterſuchen hier zu weitlaͤufftig fallen wuͤrde, weil es ohne Vergleichung vieler Obſervationen mit einander keines- weges geſchehen kan.
Ob um die Son- ne Lufft iſt.
§. 120.
Da aus der Sonne Ausduͤn- ſtungen, auſteigen und ſich in Wolcken zu- ſammen ziehen, auch wieder zertheilen und in die Sonne herunter fallen; ſo muß umb die Sonne eine fluͤßige Materie ſeyn, welche wir die Sonnen-Lufft nennen wollen. Und zwar erhellet aus dem, was erſt geſaget worden, daß die Sonnen-Lufft Veraͤnde- rungen unterworffen iſt: denn ſonſt wuͤr- den entweder gar keine Flecken entſtehen, oder die Flecken, ſo einmahl da waͤren, wuͤr- den beſtaͤndig unveraͤndert darinnen ver- bleiben.
Wie die Sonne
§. 121.
Nachdem wir die Sonne ha- ben kennen lernen, ſoviel es ſich thun laͤſſet;
ſo
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0212"n="176"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Cap. II.</hi> Von der Sonne.</hi></fw><lb/>
gends iſt die Zeit, in welcher ſie um die<lb/>
Sonne herum kommen, nicht voͤllig einer-<lb/>
ley. Es kan auch ſeyn, daß die Sonnen-<lb/>
Flecken unterweilen vor ſich eine Bewegung<lb/>
in Anſehung der Sonne haben. Wenn<lb/>
demnach ein Flecken ſich gegen Abend zu<lb/>
beweget, ſo kommet er geſchwinder durch<lb/>
die Sonne: beweget er ſich im Gegenthei-<lb/>
le gegen Morgen, ſo kommet er laͤngſamer<lb/>
durch. Und alſo kan es auch daher kommen,<lb/>
daß der Lauff nicht voͤllig einmahl ſo ge-<lb/>ſchwinde iſt als das andere: welches ge-<lb/>
nauer zu unterſuchen hier zu weitlaͤufftig<lb/>
fallen wuͤrde, weil es ohne Vergleichung<lb/>
vieler <hirendition="#aq">Obſervation</hi>en mit einander keines-<lb/>
weges geſchehen kan.</p><lb/><noteplace="left">Ob um<lb/>
die Son-<lb/>
ne Lufft<lb/>
iſt.</note></div><lb/><divn="4"><head>§. 120.</head><p>Da aus der Sonne Ausduͤn-<lb/>ſtungen, auſteigen und ſich in Wolcken zu-<lb/>ſammen ziehen, auch wieder zertheilen und<lb/>
in die Sonne herunter fallen; ſo muß umb<lb/>
die Sonne eine fluͤßige Materie ſeyn, welche<lb/><hirendition="#fr">wir die Sonnen-Lufft</hi> nennen wollen.<lb/>
Und zwar erhellet aus dem, was erſt geſaget<lb/>
worden, daß die Sonnen-Lufft Veraͤnde-<lb/>
rungen unterworffen iſt: denn ſonſt wuͤr-<lb/>
den entweder gar keine Flecken entſtehen,<lb/>
oder die Flecken, ſo einmahl da waͤren, wuͤr-<lb/>
den beſtaͤndig unveraͤndert darinnen ver-<lb/>
bleiben.</p><lb/><noteplace="left">Wie die<lb/>
Sonne</note></div><lb/><divn="4"><head>§. 121.</head><p>Nachdem wir die Sonne ha-<lb/>
ben kennen lernen, ſoviel es ſich thun laͤſſet;<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſo</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[176/0212]
Cap. II. Von der Sonne.
gends iſt die Zeit, in welcher ſie um die
Sonne herum kommen, nicht voͤllig einer-
ley. Es kan auch ſeyn, daß die Sonnen-
Flecken unterweilen vor ſich eine Bewegung
in Anſehung der Sonne haben. Wenn
demnach ein Flecken ſich gegen Abend zu
beweget, ſo kommet er geſchwinder durch
die Sonne: beweget er ſich im Gegenthei-
le gegen Morgen, ſo kommet er laͤngſamer
durch. Und alſo kan es auch daher kommen,
daß der Lauff nicht voͤllig einmahl ſo ge-
ſchwinde iſt als das andere: welches ge-
nauer zu unterſuchen hier zu weitlaͤufftig
fallen wuͤrde, weil es ohne Vergleichung
vieler Obſervationen mit einander keines-
weges geſchehen kan.
§. 120. Da aus der Sonne Ausduͤn-
ſtungen, auſteigen und ſich in Wolcken zu-
ſammen ziehen, auch wieder zertheilen und
in die Sonne herunter fallen; ſo muß umb
die Sonne eine fluͤßige Materie ſeyn, welche
wir die Sonnen-Lufft nennen wollen.
Und zwar erhellet aus dem, was erſt geſaget
worden, daß die Sonnen-Lufft Veraͤnde-
rungen unterworffen iſt: denn ſonſt wuͤr-
den entweder gar keine Flecken entſtehen,
oder die Flecken, ſo einmahl da waͤren, wuͤr-
den beſtaͤndig unveraͤndert darinnen ver-
bleiben.
§. 121. Nachdem wir die Sonne ha-
ben kennen lernen, ſoviel es ſich thun laͤſſet;
ſo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/212>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.