Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. II. Von der Sonne.
bis 28 Tagen: woran auch kein Astrono-
mus
mehr einigen Zweiffel setzet.

§. 118.

Weil die Sonne sich um ihreDaß sie
die Figur
einer Ku-
gel hat.

Axe beweget (§. 117) und doch beständig wie
eine Circulrundte Scheibe aussiehet; so
muß sie eine Kugel seyn: denn ein Kugel
hat die Eigenschafft, daß sie in einer jeden
Stellung gegen das Auge von fernen wie
eine Kugel aussiehet. Daß sie nicht völlig
eine Kugel ist, sondern etwas länglicht,
wird aus dem erhellen, was wir unten von
der Figur der Erde beybringen werden.

§. 119.

Weil die Sonnen Flecken län-Sonnen-
Flecken
sind nicht
in der
Sonnen-
Fläche.

ger hinter der Sonne bleiben, als sie Zeit
zubringen, indem sie sich durch dieselbe be-
wegen (§. 117); so können sie nicht in der
Fläche der Sonnen seyn, sondern sie müs-
sen etwas von ihr abstehen. Wären sie in
der oberen Fläche der Sonnen, so wäre
nicht der geringste Grund vorhanden, war-
um sie nicht eben so lange hinter ihr, als
vor ihr bleiben sollten. Allein wenn sie von
der Sonne abstehen, verschwinden sie am
Rande, ehe sie sich hinter die Sonne ver-
bergen und, wenn sie von der andern Sei-
te schon wieder hervor kommen, kan man
sie nicht eher sehen, bis sie wieder vor die
Sonne hervor rücken. Und da bisweilen
einige Flecken weiter von der Sonnen ab-
stehen können, als andere; so bleiben sie
auch länger hinter der Sonne als andere, fol-

gends

Cap. II. Von der Sonne.
bis 28 Tagen: woran auch kein Aſtrono-
mus
mehr einigen Zweiffel ſetzet.

§. 118.

Weil die Sonne ſich um ihreDaß ſie
die Figur
einer Ku-
gel hat.

Axe beweget (§. 117) und doch beſtaͤndig wie
eine Circulrundte Scheibe ausſiehet; ſo
muß ſie eine Kugel ſeyn: denn ein Kugel
hat die Eigenſchafft, daß ſie in einer jeden
Stellung gegen das Auge von fernen wie
eine Kugel ausſiehet. Daß ſie nicht voͤllig
eine Kugel iſt, ſondern etwas laͤnglicht,
wird aus dem erhellen, was wir unten von
der Figur der Erde beybringen werden.

§. 119.

Weil die Sonnen Flecken laͤn-Sonnen-
Flecken
ſind nicht
in der
Sonnen-
Flaͤche.

ger hinter der Sonne bleiben, als ſie Zeit
zubringen, indem ſie ſich durch dieſelbe be-
wegen (§. 117); ſo koͤnnen ſie nicht in der
Flaͤche der Sonnen ſeyn, ſondern ſie muͤſ-
ſen etwas von ihr abſtehen. Waͤren ſie in
der oberen Flaͤche der Sonnen, ſo waͤre
nicht der geringſte Grund vorhanden, war-
um ſie nicht eben ſo lange hinter ihr, als
vor ihr bleiben ſollten. Allein wenn ſie von
der Sonne abſtehen, verſchwinden ſie am
Rande, ehe ſie ſich hinter die Sonne ver-
bergen und, wenn ſie von der andern Sei-
te ſchon wieder hervor kommen, kan man
ſie nicht eher ſehen, bis ſie wieder vor die
Sonne hervor ruͤcken. Und da bisweilen
einige Flecken weiter von der Sonnen ab-
ſtehen koͤnnen, als andere; ſo bleiben ſie
auch laͤnger hinter der Sonne als andere, fol-

gends
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0211" n="175"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. II.</hi> Von der Sonne.</hi></fw><lb/>
bis 28 Tagen: woran auch kein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi>&#x017F;trono-<lb/>
mus</hi> mehr einigen Zweiffel &#x017F;etzet.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 118.</head>
              <p>Weil die Sonne &#x017F;ich um ihre<note place="right">Daß &#x017F;ie<lb/>
die Figur<lb/>
einer Ku-<lb/>
gel hat.</note><lb/>
Axe beweget (§. 117) und doch be&#x017F;ta&#x0364;ndig wie<lb/>
eine Circulrundte Scheibe aus&#x017F;iehet; &#x017F;o<lb/>
muß &#x017F;ie eine Kugel &#x017F;eyn: denn ein Kugel<lb/>
hat die Eigen&#x017F;chafft, daß &#x017F;ie in einer jeden<lb/>
Stellung gegen das Auge von fernen wie<lb/>
eine Kugel aus&#x017F;iehet. Daß &#x017F;ie nicht vo&#x0364;llig<lb/>
eine Kugel i&#x017F;t, &#x017F;ondern etwas la&#x0364;nglicht,<lb/>
wird aus dem erhellen, was wir unten von<lb/>
der Figur der Erde beybringen werden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 119.</head>
              <p>Weil die Sonnen Flecken la&#x0364;n-<note place="right">Sonnen-<lb/>
Flecken<lb/>
&#x017F;ind nicht<lb/>
in der<lb/>
Sonnen-<lb/>
Fla&#x0364;che.</note><lb/>
ger hinter der Sonne bleiben, als &#x017F;ie Zeit<lb/>
zubringen, indem &#x017F;ie &#x017F;ich durch die&#x017F;elbe be-<lb/>
wegen (§. 117); &#x017F;o ko&#x0364;nnen &#x017F;ie nicht in der<lb/>
Fla&#x0364;che der Sonnen &#x017F;eyn, &#x017F;ondern &#x017F;ie mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en etwas von ihr ab&#x017F;tehen. Wa&#x0364;ren &#x017F;ie in<lb/>
der oberen Fla&#x0364;che der Sonnen, &#x017F;o wa&#x0364;re<lb/>
nicht der gering&#x017F;te Grund vorhanden, war-<lb/>
um &#x017F;ie nicht eben &#x017F;o lange hinter ihr, als<lb/>
vor ihr bleiben &#x017F;ollten. Allein wenn &#x017F;ie von<lb/>
der Sonne ab&#x017F;tehen, ver&#x017F;chwinden &#x017F;ie am<lb/>
Rande, ehe &#x017F;ie &#x017F;ich hinter die Sonne ver-<lb/>
bergen und, wenn &#x017F;ie von der andern Sei-<lb/>
te &#x017F;chon wieder hervor kommen, kan man<lb/>
&#x017F;ie nicht eher &#x017F;ehen, bis &#x017F;ie wieder vor die<lb/>
Sonne hervor ru&#x0364;cken. Und da bisweilen<lb/>
einige Flecken weiter von der Sonnen ab-<lb/>
&#x017F;tehen ko&#x0364;nnen, als andere; &#x017F;o bleiben &#x017F;ie<lb/>
auch la&#x0364;nger hinter der Sonne als andere, fol-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gends</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[175/0211] Cap. II. Von der Sonne. bis 28 Tagen: woran auch kein Aſtrono- mus mehr einigen Zweiffel ſetzet. §. 118. Weil die Sonne ſich um ihre Axe beweget (§. 117) und doch beſtaͤndig wie eine Circulrundte Scheibe ausſiehet; ſo muß ſie eine Kugel ſeyn: denn ein Kugel hat die Eigenſchafft, daß ſie in einer jeden Stellung gegen das Auge von fernen wie eine Kugel ausſiehet. Daß ſie nicht voͤllig eine Kugel iſt, ſondern etwas laͤnglicht, wird aus dem erhellen, was wir unten von der Figur der Erde beybringen werden. Daß ſie die Figur einer Ku- gel hat. §. 119. Weil die Sonnen Flecken laͤn- ger hinter der Sonne bleiben, als ſie Zeit zubringen, indem ſie ſich durch dieſelbe be- wegen (§. 117); ſo koͤnnen ſie nicht in der Flaͤche der Sonnen ſeyn, ſondern ſie muͤſ- ſen etwas von ihr abſtehen. Waͤren ſie in der oberen Flaͤche der Sonnen, ſo waͤre nicht der geringſte Grund vorhanden, war- um ſie nicht eben ſo lange hinter ihr, als vor ihr bleiben ſollten. Allein wenn ſie von der Sonne abſtehen, verſchwinden ſie am Rande, ehe ſie ſich hinter die Sonne ver- bergen und, wenn ſie von der andern Sei- te ſchon wieder hervor kommen, kan man ſie nicht eher ſehen, bis ſie wieder vor die Sonne hervor ruͤcken. Und da bisweilen einige Flecken weiter von der Sonnen ab- ſtehen koͤnnen, als andere; ſo bleiben ſie auch laͤnger hinter der Sonne als andere, fol- gends Sonnen- Flecken ſind nicht in der Sonnen- Flaͤche.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/211
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/211>, abgerufen am 22.11.2024.