Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.Cap. III. Von dem Unterscheide allem, was in ihr ist, gleichsam schwim-met. Die schweere Materie wird von ihr sehr schnelle gegen den Mittel-Punct der Erde getrieben (§. 5 T. II. Exper.), und zwar dergestalt, daß ihre Geschwindigkeit in einem fort zunimmel (§. 3. T. II. Exper.) Derowegen muß sie in über aus. geschwinder Bewegung seyn (§. 664 Met) Vermuthlich ist sie an allen Orten, oder in gleicher Weite von dem Mittel-Puncte der Erde, von gleicher Geschwindigkeit, weil die Vermehrung der Geschwindigkeit in verschiedenen Weiten von der Erde einer- ley gefunden worden (§. 5 & seqq. T. II. Exper.). Gesetzt aber auch, daß sich die Geschwindigkeit mit der Weite von der Erde in etwas änderte; so träget es doch für diejenigen Weiten nichts aus, in wel- chen wir mit Schweere zuthun haben. Denn wir komen eben nicht gar hoch über die Erde, noch auch gar tief unter dieselbe. Und also ist es für uns gleich viel als wenn die schweermachende Materie sich überall mit gleicher Geschwindigkeit bewegete, wenn sie auch gleich ab- und zu nähme. Wir haben demnach nicht nöthig weiter zu un- tersuchen, was es mit der Geschwindigkeit für eine Beschaffenheit habe. Wenn wir nun ferner nach der Richtung fragen, wel- che die schweermachende Materie in ihrer Bewegung hat; so findet man dabey grös- sere
Cap. III. Von dem Unterſcheide allem, was in ihr iſt, gleichſam ſchwim-met. Die ſchweere Materie wird von ihr ſehr ſchnelle gegen den Mittel-Punct der Erde getrieben (§. 5 T. II. Exper.), und zwar dergeſtalt, daß ihre Geſchwindigkeit in einem fort zunimmel (§. 3. T. II. Exper.) Derowegen muß ſie in uͤber aus. geſchwinder Bewegung ſeyn (§. 664 Met) Vermuthlich iſt ſie an allen Orten, oder in gleicher Weite von dem Mittel-Puncte der Erde, von gleicher Geſchwindigkeit, weil die Vermehrung der Geſchwindigkeit in verſchiedenen Weiten von der Erde einer- ley gefunden worden (§. 5 & ſeqq. T. II. Exper.). Geſetzt aber auch, daß ſich die Geſchwindigkeit mit der Weite von der Erde in etwas aͤnderte; ſo traͤget es doch fuͤr diejenigen Weiten nichts aus, in wel- chen wir mit Schweere zuthun haben. Denn wir komen eben nicht gar hoch uͤber die Erde, noch auch gar tief unter dieſelbe. Und alſo iſt es fuͤr uns gleich viel als wenn die ſchweermachende Materie ſich uͤberall mit gleicher Geſchwindigkeit bewegete, wenn ſie auch gleich ab- und zu naͤhme. Wir haben demnach nicht noͤthig weiter zu un- terſuchen, was es mit der Geſchwindigkeit fuͤr eine Beſchaffenheit habe. Wenn wir nun ferner nach der Richtung fragen, wel- che die ſchweermachende Materie in ihrer Bewegung hat; ſo findet man dabey groͤſ- ſere
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Cap. III. Von dem Unterſcheide
allem, was in ihr iſt, gleichſam ſchwim-
met. Die ſchweere Materie wird von ihr
ſehr ſchnelle gegen den Mittel-Punct der
Erde getrieben (§. 5 T. II. Exper.), und
zwar dergeſtalt, daß ihre Geſchwindigkeit
in einem fort zunimmel (§. 3. T. II.
Exper.) Derowegen muß ſie in uͤber aus.
geſchwinder Bewegung ſeyn (§. 664 Met)
Vermuthlich iſt ſie an allen Orten, oder in
gleicher Weite von dem Mittel-Puncte der
Erde, von gleicher Geſchwindigkeit, weil
die Vermehrung der Geſchwindigkeit in
verſchiedenen Weiten von der Erde einer-
ley gefunden worden (§. 5 & ſeqq. T. II.
Exper.). Geſetzt aber auch, daß ſich die
Geſchwindigkeit mit der Weite von der
Erde in etwas aͤnderte; ſo traͤget es doch
fuͤr diejenigen Weiten nichts aus, in wel-
chen wir mit Schweere zuthun haben.
Denn wir komen eben nicht gar hoch uͤber
die Erde, noch auch gar tief unter dieſelbe.
Und alſo iſt es fuͤr uns gleich viel als wenn
die ſchweermachende Materie ſich uͤberall
mit gleicher Geſchwindigkeit bewegete,
wenn ſie auch gleich ab- und zu naͤhme. Wir
haben demnach nicht noͤthig weiter zu un-
terſuchen, was es mit der Geſchwindigkeit
fuͤr eine Beſchaffenheit habe. Wenn wir
nun ferner nach der Richtung fragen, wel-
che die ſchweermachende Materie in ihrer
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Zitationshilfe: | Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/168>, abgerufen am 16.02.2025. |