zeigete (§. 8),; so wäre die Schweere eine eigenthümliche Bewegung. Nemlich die schweere Materie sey eben die jenige, welche ihre Bewegung gegen den Mittel Punct der Erde, oder einen andern Welt Cörper erhalten. Allein wir wissen, daß in der Bewegung einerley Grad der Geschwin- digkeit verbleibet, woferne keine Ursache von aussen vorhanden, warum sich dieselbe ändert (§. 610 Met.). Dero wegen da ein schweerer Cörper, indem er sich gegen den Mittel-Punct der Erde beweget, sich nicht beständig mit einem unveränderten Gra- de der Geschwindigkeit beweget, sondern vielmehr in einem fort seine Geschwindig- keit ändert (§. 1. T. II. Exper.); so muß nothwendig eine Ursache von aussen seyn, wodurch die Geschwindigkeit verändert wird. Derowegen weil ein Cörper seine Geschwindigkeit ändert, indem von aussen ein anderer an ihn stösset (§. 664 Met.); so muß auch eine schweermachende Materie vorhanden seyn, welche an die Cörper o- der ihre Materie stösset, indem ihre Ge- schwindigkeit im Fallen vergrössert wird.
§. 88.
Die Versuche zeigen es, daß einSchweer machende Materie würcket ohne Un- terlaß und ist ü- schweerer Cörper, indem er zu fallen be- ginnet, seine Geschwindigkeit in einem fort ändert und ohne Unterlaß sort sich immer geschwinder beweget (§. 1 T. II. Exper.). Da nun die Geschwindigkeit nicht anders
als
wegen der veraͤnderlichen Materie.
zeigete (§. 8),; ſo waͤre die Schweere eine eigenthuͤmliche Bewegung. Nemlich die ſchweere Materie ſey eben die jenige, welche ihre Bewegung gegen den Mittel Punct der Erde, oder einen andern Welt Coͤrper erhalten. Allein wir wiſſen, daß in der Bewegung einerley Grad der Geſchwin- digkeit verbleibet, woferne keine Urſache von auſſen vorhanden, warum ſich dieſelbe aͤndert (§. 610 Met.). Dero wegen da ein ſchweerer Coͤrper, indem er ſich gegen den Mittel-Punct der Erde beweget, ſich nicht beſtaͤndig mit einem unveraͤnderten Gra- de der Geſchwindigkeit beweget, ſondern vielmehr in einem fort ſeine Geſchwindig- keit aͤndert (§. 1. T. II. Exper.); ſo muß nothwendig eine Urſache von auſſen ſeyn, wodurch die Geſchwindigkeit veraͤndert wird. Derowegen weil ein Coͤrper ſeine Geſchwindigkeit aͤndert, indem von auſſen ein anderer an ihn ſtoͤſſet (§. 664 Met.); ſo muß auch eine ſchweermachende Materie vorhanden ſeyn, welche an die Coͤrper o- der ihre Materie ſtoͤſſet, indem ihre Ge- ſchwindigkeit im Fallen vergroͤſſert wird.
§. 88.
Die Verſuche zeigen es, daß einSchweer machende Materie wuͤrcket ohne Un- terlaß und iſt uͤ- ſchweerer Coͤrper, indem er zu fallen be- ginnet, ſeine Geſchwindigkeit in einem fort aͤndert und ohne Unterlaß ſort ſich immer geſchwinder beweget (§. 1 T. II. Exper.). Da nun die Geſchwindigkeit nicht anders
als
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0159"n="123"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">wegen der veraͤnderlichen Materie.</hi></fw><lb/>
zeigete (§. 8),; ſo waͤre die Schweere eine<lb/>
eigenthuͤmliche Bewegung. Nemlich die<lb/>ſchweere Materie ſey eben die jenige, welche<lb/>
ihre Bewegung gegen den Mittel Punct<lb/>
der Erde, oder einen andern Welt Coͤrper<lb/>
erhalten. Allein wir wiſſen, daß in der<lb/>
Bewegung einerley Grad der Geſchwin-<lb/>
digkeit verbleibet, woferne keine Urſache<lb/>
von auſſen vorhanden, warum ſich dieſelbe<lb/>
aͤndert (§. 610 <hirendition="#aq">Met.</hi>). Dero wegen da ein<lb/>ſchweerer Coͤrper, indem er ſich gegen den<lb/>
Mittel-Punct der Erde beweget, ſich nicht<lb/>
beſtaͤndig mit einem unveraͤnderten Gra-<lb/>
de der Geſchwindigkeit beweget, ſondern<lb/>
vielmehr in einem fort ſeine Geſchwindig-<lb/>
keit aͤndert (§. 1. <hirendition="#aq">T. II. Exper.</hi>); ſo muß<lb/>
nothwendig eine Urſache von auſſen ſeyn,<lb/>
wodurch die Geſchwindigkeit veraͤndert<lb/>
wird. Derowegen weil ein Coͤrper ſeine<lb/>
Geſchwindigkeit aͤndert, indem von auſſen<lb/>
ein anderer an ihn ſtoͤſſet (§. 664 <hirendition="#aq">Met.</hi>); ſo<lb/>
muß auch eine ſchweermachende Materie<lb/>
vorhanden ſeyn, welche an die Coͤrper o-<lb/>
der ihre Materie ſtoͤſſet, indem ihre Ge-<lb/>ſchwindigkeit im Fallen vergroͤſſert wird.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 88.</head><p>Die Verſuche zeigen es, daß ein<noteplace="right">Schweer<lb/>
machende<lb/>
Materie<lb/>
wuͤrcket<lb/>
ohne Un-<lb/>
terlaß<lb/>
und iſt uͤ-</note><lb/>ſchweerer Coͤrper, indem er zu fallen be-<lb/>
ginnet, ſeine Geſchwindigkeit in einem fort<lb/>
aͤndert und ohne Unterlaß ſort ſich immer<lb/>
geſchwinder beweget (§. 1 <hirendition="#aq">T. II. Exper.</hi>).<lb/>
Da nun die Geſchwindigkeit nicht anders<lb/><fwplace="bottom"type="catch">als</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[123/0159]
wegen der veraͤnderlichen Materie.
zeigete (§. 8),; ſo waͤre die Schweere eine
eigenthuͤmliche Bewegung. Nemlich die
ſchweere Materie ſey eben die jenige, welche
ihre Bewegung gegen den Mittel Punct
der Erde, oder einen andern Welt Coͤrper
erhalten. Allein wir wiſſen, daß in der
Bewegung einerley Grad der Geſchwin-
digkeit verbleibet, woferne keine Urſache
von auſſen vorhanden, warum ſich dieſelbe
aͤndert (§. 610 Met.). Dero wegen da ein
ſchweerer Coͤrper, indem er ſich gegen den
Mittel-Punct der Erde beweget, ſich nicht
beſtaͤndig mit einem unveraͤnderten Gra-
de der Geſchwindigkeit beweget, ſondern
vielmehr in einem fort ſeine Geſchwindig-
keit aͤndert (§. 1. T. II. Exper.); ſo muß
nothwendig eine Urſache von auſſen ſeyn,
wodurch die Geſchwindigkeit veraͤndert
wird. Derowegen weil ein Coͤrper ſeine
Geſchwindigkeit aͤndert, indem von auſſen
ein anderer an ihn ſtoͤſſet (§. 664 Met.); ſo
muß auch eine ſchweermachende Materie
vorhanden ſeyn, welche an die Coͤrper o-
der ihre Materie ſtoͤſſet, indem ihre Ge-
ſchwindigkeit im Fallen vergroͤſſert wird.
§. 88. Die Verſuche zeigen es, daß ein
ſchweerer Coͤrper, indem er zu fallen be-
ginnet, ſeine Geſchwindigkeit in einem fort
aͤndert und ohne Unterlaß ſort ſich immer
geſchwinder beweget (§. 1 T. II. Exper.).
Da nun die Geſchwindigkeit nicht anders
als
Schweer
machende
Materie
wuͤrcket
ohne Un-
terlaß
und iſt uͤ-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/159>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.