Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

wegen der veränderlichen Materie.

wieder zurücke zu treten, indem der Wärme
von ihrer Krafft etwas entgehet. Uber die-
ses da alles in der Natur voll ist (§.6.), so
wird dadurch, daß die Theile eines Cör-
pers weiter von einander getrieben und sol-
chergestalt der Cörper selbst durch einen
grösseren Raum ausgebreitet worden, zu-
gleich andere auswärtige Materie zurücke
gestossen. Weilnun vermuthlich ist, daß
darunter gleichfalls Materie zufinden,
welche die Theile der beständigen Mate-
rie zusammen drucken hilfft (§.45); so wer-
den auch durch diese Materie die beständi-
gen Theile wieder zurücke gedruckt, und kan
daher auch geschehen, daß durch den Druck
dieser Materien die Wärme in ihrer Be-
wegung gehindert wird. Die Ursache,
welche mich dazu bringet, daß ich glaube,
es werden Cörper in der Natur kalt, ohne
daß die Materie der Wärme sich aus ih-
nen heraus beweget, nur allein dadurch,
daß ihre Bewegung gehemmet wird, ist kei-
ne andere als diese, weil ich sehe, daß Cör-
per Materie der Wärme in sich haben und
dadurch erwärmet werden, indem man die-
se Materie in Bewegung setzet (§. 73), der-
gleichen absonderlich das Eisen ist; dabey
aber finde, daß, wenn diese Cörper einmahl
auf solche Art sind erwärmet worden, und
nach diesem wieder abkühlen, sie dennoch
wieder von neuem sich durch blosses schlagen

oder

wegen der veraͤnderlichen Materie.

wieder zuruͤcke zu treten, indem der Waͤrme
von ihrer Krafft etwas entgehet. Uber die-
ſes da alles in der Natur voll iſt (§.6.), ſo
wird dadurch, daß die Theile eines Coͤr-
pers weiter von einander getrieben und ſol-
chergeſtalt der Coͤrper ſelbſt durch einen
groͤſſeren Raum ausgebreitet worden, zu-
gleich andere auswaͤrtige Materie zuruͤcke
geſtoſſen. Weilnun vermuthlich iſt, daß
darunter gleichfalls Materie zufinden,
welche die Theile der beſtaͤndigen Mate-
rie zuſammen drucken hilfft (§.45); ſo wer-
den auch durch dieſe Materie die beſtaͤndi-
gen Theile wieder zuruͤcke gedruckt, und kan
daher auch geſchehen, daß durch den Druck
dieſer Materien die Waͤrme in ihrer Be-
wegung gehindert wird. Die Urſache,
welche mich dazu bringet, daß ich glaube,
es werden Coͤrper in der Natur kalt, ohne
daß die Materie der Waͤrme ſich aus ih-
nen heraus beweget, nur allein dadurch,
daß ihre Bewegung gehemmet wird, iſt kei-
ne andere als dieſe, weil ich ſehe, daß Coͤr-
per Materie der Waͤrme in ſich haben und
dadurch erwaͤrmet werden, indem man die-
ſe Materie in Bewegung ſetzet (§. 73), der-
gleichen abſonderlich das Eiſen iſt; dabey
aber finde, daß, wenn dieſe Coͤrper einmahl
auf ſolche Art ſind erwaͤrmet worden, und
nach dieſem wieder abkuͤhlen, ſie dennoch
wieder von neuem ſich durch bloſſes ſchlagen

oder
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0147" n="111"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">wegen der vera&#x0364;nderlichen Materie.</hi></fw><lb/>
wieder zuru&#x0364;cke zu treten, indem der Wa&#x0364;rme<lb/>
von ihrer Krafft etwas entgehet. Uber die-<lb/>
&#x017F;es da alles in der Natur voll i&#x017F;t (§.6.), &#x017F;o<lb/>
wird dadurch, daß die Theile eines Co&#x0364;r-<lb/>
pers weiter von einander getrieben und &#x017F;ol-<lb/>
cherge&#x017F;talt der Co&#x0364;rper &#x017F;elb&#x017F;t durch einen<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eren Raum ausgebreitet worden, zu-<lb/>
gleich andere auswa&#x0364;rtige Materie zuru&#x0364;cke<lb/>
ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en. Weilnun vermuthlich i&#x017F;t, daß<lb/>
darunter gleichfalls Materie zufinden,<lb/>
welche die Theile der be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Mate-<lb/>
rie zu&#x017F;ammen drucken hilfft (§.45); &#x017F;o wer-<lb/>
den auch durch die&#x017F;e Materie die be&#x017F;ta&#x0364;ndi-<lb/>
gen Theile wieder zuru&#x0364;cke gedruckt, und kan<lb/>
daher auch ge&#x017F;chehen, daß durch den Druck<lb/>
die&#x017F;er Materien die Wa&#x0364;rme in ihrer Be-<lb/>
wegung gehindert wird. Die Ur&#x017F;ache,<lb/>
welche mich dazu bringet, daß ich glaube,<lb/>
es werden Co&#x0364;rper in der Natur kalt, ohne<lb/>
daß die Materie der Wa&#x0364;rme &#x017F;ich aus ih-<lb/>
nen heraus beweget, nur allein dadurch,<lb/>
daß ihre Bewegung gehemmet wird, i&#x017F;t kei-<lb/>
ne andere als die&#x017F;e, weil ich &#x017F;ehe, daß Co&#x0364;r-<lb/>
per Materie der Wa&#x0364;rme in &#x017F;ich haben und<lb/>
dadurch erwa&#x0364;rmet werden, indem man die-<lb/>
&#x017F;e Materie in Bewegung &#x017F;etzet (§. 73), der-<lb/>
gleichen ab&#x017F;onderlich das Ei&#x017F;en i&#x017F;t; dabey<lb/>
aber finde, daß, wenn die&#x017F;e Co&#x0364;rper einmahl<lb/>
auf &#x017F;olche Art &#x017F;ind erwa&#x0364;rmet worden, und<lb/>
nach die&#x017F;em wieder abku&#x0364;hlen, &#x017F;ie dennoch<lb/>
wieder von neuem &#x017F;ich durch blo&#x017F;&#x017F;es &#x017F;chlagen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">oder</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0147] wegen der veraͤnderlichen Materie. wieder zuruͤcke zu treten, indem der Waͤrme von ihrer Krafft etwas entgehet. Uber die- ſes da alles in der Natur voll iſt (§.6.), ſo wird dadurch, daß die Theile eines Coͤr- pers weiter von einander getrieben und ſol- chergeſtalt der Coͤrper ſelbſt durch einen groͤſſeren Raum ausgebreitet worden, zu- gleich andere auswaͤrtige Materie zuruͤcke geſtoſſen. Weilnun vermuthlich iſt, daß darunter gleichfalls Materie zufinden, welche die Theile der beſtaͤndigen Mate- rie zuſammen drucken hilfft (§.45); ſo wer- den auch durch dieſe Materie die beſtaͤndi- gen Theile wieder zuruͤcke gedruckt, und kan daher auch geſchehen, daß durch den Druck dieſer Materien die Waͤrme in ihrer Be- wegung gehindert wird. Die Urſache, welche mich dazu bringet, daß ich glaube, es werden Coͤrper in der Natur kalt, ohne daß die Materie der Waͤrme ſich aus ih- nen heraus beweget, nur allein dadurch, daß ihre Bewegung gehemmet wird, iſt kei- ne andere als dieſe, weil ich ſehe, daß Coͤr- per Materie der Waͤrme in ſich haben und dadurch erwaͤrmet werden, indem man die- ſe Materie in Bewegung ſetzet (§. 73), der- gleichen abſonderlich das Eiſen iſt; dabey aber finde, daß, wenn dieſe Coͤrper einmahl auf ſolche Art ſind erwaͤrmet worden, und nach dieſem wieder abkuͤhlen, ſie dennoch wieder von neuem ſich durch bloſſes ſchlagen oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/147
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/147>, abgerufen am 23.11.2024.