der Wärme erreichen, ohne daß ein war- mer Cörper vorhanden, der ihnen seine Wärme mittheilete (§. 111. 112. 113. T. II. Exper.).
Woher die Wär- me ohne eine vor- herge- hende Wärme entstehet.
§. 73.
Jch habe in Erklärung dieser Versuche angenommen, daß von aussen kei- ne Materie in die Cörper hineinkommet, wenn sie warm werden (§. 114. T. II. Exp.). Allein vielleicht könnte einigen noch dabey ein Zweiffel entstehen: derowegen ist nöthig, daß ich mich in dieser Sache noch weiter er- kläre. Wenn ein Eisen geschlagen wird, so wird es vom Schlagen warm (§. 113. T. II. Exper.). Wenn es warm wird, so werden auch seine Theile weiter aus einan- der getrieben, daß es einen grösseren Raum einnimmet als vorhin (§. 107. T. II. Exper.) Da nun in einem natürlichen Cörper zwi- schen seinen Theilen keine leere Räumlein seyn können (§ 6); so muß ja von aussen Materie in die Zwischen-Räumlein des Cörpers kommen, die vorher nicht darinnen war, indem er durch schlagen warm wird. Und demnach hat es das Ansehen, als wenn die Materie der Wärme von aussen hinein käme. Damit wir nun erkennen, was wir in dieser Sache setzen sollen: so haben wir für allen Dingen zu mercken, daß ausser der Materie der Wärme noch viel andere in der Natur vorhanden sind, die wir nicht kennen (§. 13). Derowegen wenn von
aus-
Cap. III. Von dem Unterſcheide
der Waͤrme erreichen, ohne daß ein war- mer Coͤrper vorhanden, der ihnen ſeine Waͤrme mittheilete (§. 111. 112. 113. T. II. Exper.).
Woher die Waͤr- me ohne eine vor- herge- hende Waͤrme entſtehet.
§. 73.
Jch habe in Erklaͤrung dieſer Verſuche angenommen, daß von auſſen kei- ne Materie in die Coͤrper hineinkommet, wenn ſie warm werden (§. 114. T. II. Exp.). Allein vielleicht koͤnnte einigen noch dabey ein Zweiffel entſtehen: derowegen iſt noͤthig, daß ich mich in dieſer Sache noch weiter er- klaͤre. Wenn ein Eiſen geſchlagen wird, ſo wird es vom Schlagen warm (§. 113. T. II. Exper.). Wenn es warm wird, ſo werden auch ſeine Theile weiter aus einan- der getrieben, daß es einen groͤſſeren Raum einnimmet als vorhin (§. 107. T. II. Exper.) Da nun in einem natuͤrlichen Coͤrper zwi- ſchen ſeinen Theilen keine leere Raͤumlein ſeyn koͤnnen (§ 6); ſo muß ja von auſſen Materie in die Zwiſchen-Raͤumlein des Coͤrpers kommen, die vorher nicht darinnen war, indem er durch ſchlagen warm wird. Und demnach hat es das Anſehen, als wenn die Materie der Waͤrme von auſſen hinein kaͤme. Damit wir nun erkennen, was wir in dieſer Sache ſetzen ſollen: ſo haben wir fuͤr allen Dingen zu mercken, daß auſſer der Materie der Waͤrme noch viel andere in der Natur vorhanden ſind, die wir nicht kennen (§. 13). Derowegen wenn von
auſ-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0140"n="104"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Cap. III.</hi> Von dem Unterſcheide</hi></fw><lb/>
der Waͤrme erreichen, ohne daß ein war-<lb/>
mer Coͤrper vorhanden, der ihnen ſeine<lb/>
Waͤrme mittheilete (§. 111. 112. 113. <hirendition="#aq">T. II.<lb/>
Exper.</hi>).</p><lb/><noteplace="left">Woher<lb/>
die Waͤr-<lb/>
me ohne<lb/>
eine vor-<lb/>
herge-<lb/>
hende<lb/>
Waͤrme<lb/>
entſtehet.</note></div><lb/><divn="4"><head>§. 73.</head><p>Jch habe in Erklaͤrung dieſer<lb/>
Verſuche angenommen, daß von auſſen kei-<lb/>
ne Materie in die Coͤrper hineinkommet,<lb/>
wenn ſie warm werden (§. 114. <hirendition="#aq">T. II. Exp.</hi>).<lb/>
Allein vielleicht koͤnnte einigen noch dabey<lb/>
ein Zweiffel entſtehen: derowegen iſt noͤthig,<lb/>
daß ich mich in dieſer Sache noch weiter er-<lb/>
klaͤre. Wenn ein Eiſen geſchlagen wird,<lb/>ſo wird es vom Schlagen warm (§. 113. <hirendition="#aq">T.<lb/>
II. Exper.</hi>). Wenn es warm wird, ſo<lb/>
werden auch ſeine Theile weiter aus einan-<lb/>
der getrieben, daß es einen groͤſſeren Raum<lb/>
einnimmet als vorhin (§. 107. <hirendition="#aq">T. II. Exper.</hi>)<lb/>
Da nun in einem natuͤrlichen Coͤrper zwi-<lb/>ſchen ſeinen Theilen keine leere Raͤumlein<lb/>ſeyn koͤnnen (§ 6); ſo muß ja von auſſen<lb/>
Materie in die Zwiſchen-Raͤumlein des<lb/>
Coͤrpers kommen, die vorher nicht darinnen<lb/>
war, indem er durch ſchlagen warm wird.<lb/>
Und demnach hat es das Anſehen, als wenn<lb/>
die Materie der Waͤrme von auſſen hinein<lb/>
kaͤme. Damit wir nun erkennen, was<lb/>
wir in dieſer Sache ſetzen ſollen: ſo haben<lb/>
wir fuͤr allen Dingen zu mercken, daß auſſer<lb/>
der Materie der Waͤrme noch viel andere<lb/>
in der Natur vorhanden ſind, die wir nicht<lb/>
kennen (§. 13). Derowegen wenn von<lb/><fwplace="bottom"type="catch">auſ-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[104/0140]
Cap. III. Von dem Unterſcheide
der Waͤrme erreichen, ohne daß ein war-
mer Coͤrper vorhanden, der ihnen ſeine
Waͤrme mittheilete (§. 111. 112. 113. T. II.
Exper.).
§. 73. Jch habe in Erklaͤrung dieſer
Verſuche angenommen, daß von auſſen kei-
ne Materie in die Coͤrper hineinkommet,
wenn ſie warm werden (§. 114. T. II. Exp.).
Allein vielleicht koͤnnte einigen noch dabey
ein Zweiffel entſtehen: derowegen iſt noͤthig,
daß ich mich in dieſer Sache noch weiter er-
klaͤre. Wenn ein Eiſen geſchlagen wird,
ſo wird es vom Schlagen warm (§. 113. T.
II. Exper.). Wenn es warm wird, ſo
werden auch ſeine Theile weiter aus einan-
der getrieben, daß es einen groͤſſeren Raum
einnimmet als vorhin (§. 107. T. II. Exper.)
Da nun in einem natuͤrlichen Coͤrper zwi-
ſchen ſeinen Theilen keine leere Raͤumlein
ſeyn koͤnnen (§ 6); ſo muß ja von auſſen
Materie in die Zwiſchen-Raͤumlein des
Coͤrpers kommen, die vorher nicht darinnen
war, indem er durch ſchlagen warm wird.
Und demnach hat es das Anſehen, als wenn
die Materie der Waͤrme von auſſen hinein
kaͤme. Damit wir nun erkennen, was
wir in dieſer Sache ſetzen ſollen: ſo haben
wir fuͤr allen Dingen zu mercken, daß auſſer
der Materie der Waͤrme noch viel andere
in der Natur vorhanden ſind, die wir nicht
kennen (§. 13). Derowegen wenn von
auſ-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/140>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.