Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.Cap. III. Von dem Unterscheide le des Cörpers kommen, daß sie von ein-ander abzusondern beginnet (§. 64). Wo- ferne nun wenige von dergleichen Materie in den Cörper hinein kommet; so bleibet sie bloß in den von seiner beständigen Materie leeren Räumlein und dringet nicht bis zwi- schen ihre Theile. Wenn ein Cörper, der flüßig ist, von seiner beständigen Materie mehr bekommet und zwar dergestalt, daß sie mit ein Theil von ihm wird und die ver- änderliche oder auch fremde Materie sich dergestalt durch sie vertheilet, wie sie in den übrigen nach geschehenem Zusatze verbleibet; so ist es eben so viel als wenn ich einen Cör- per hätte, der weniger fliessendmachende Materie in sich hätte. Wie nun in die- sen Falle ein Cörper harte ist; so muß auch der flüßige Cörper, oder auch der Weiche davon harte werden. Wir haben ein E- rempel an dem Teige, der aus Mehl und Wasser zubereitet wird. Dieser ist flüßig von überflüßigem Wasser; weich von weni- gerem. Wenn man mehr Mehl hinein würcket, welches seine beständige Materie ist, so wird er dadurch derber und lässet sich auf eine solche Weise so harte machen als man will. Und dieses findet auch in an- dern Fällen stat. Z. E. Ziegelstreicher und Töpffer richten auf solche Weise ihre Erde zu, biß sie sie zu ihrem Wercke harte genung befinden. Man bedienet sich auch in der Bau-
Cap. III. Von dem Unterſcheide le des Coͤrpers kommen, daß ſie von ein-ander abzuſondern beginnet (§. 64). Wo- ferne nun wenige von dergleichen Materie in den Coͤrper hinein kommet; ſo bleibet ſie bloß in den von ſeiner beſtaͤndigen Materie leeren Raͤumlein und dringet nicht bis zwi- ſchen ihre Theile. Wenn ein Coͤrper, der fluͤßig iſt, von ſeiner beſtaͤndigen Materie mehr bekommet und zwar dergeſtalt, daß ſie mit ein Theil von ihm wird und die ver- aͤnderliche oder auch fremde Materie ſich dergeſtalt durch ſie vertheilet, wie ſie in den uͤbrigen nach geſchehenem Zuſatze verbleibet; ſo iſt es eben ſo viel als wenn ich einen Coͤr- per haͤtte, der weniger flieſſendmachende Materie in ſich haͤtte. Wie nun in die- ſen Falle ein Coͤrper harte iſt; ſo muß auch der fluͤßige Coͤrper, oder auch der Weiche davon harte werden. Wir haben ein E- rempel an dem Teige, der aus Mehl und Waſſer zubereitet wird. Dieſer iſt fluͤßig von uͤberfluͤßigem Waſſer; weich von weni- gerem. Wenn man mehr Mehl hinein wuͤrcket, welches ſeine beſtaͤndige Materie iſt, ſo wird er dadurch derber und laͤſſet ſich auf eine ſolche Weiſe ſo harte machen als man will. Und dieſes findet auch in an- dern Faͤllen ſtat. Z. E. Ziegelſtreicher und Toͤpffer richten auf ſolche Weiſe ihre Erde zu, biß ſie ſie zu ihrem Wercke harte genung befinden. Man bedienet ſich auch in der Bau-
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Cap. III. Von dem Unterſcheide
le des Coͤrpers kommen, daß ſie von ein-
ander abzuſondern beginnet (§. 64). Wo-
ferne nun wenige von dergleichen Materie
in den Coͤrper hinein kommet; ſo bleibet ſie
bloß in den von ſeiner beſtaͤndigen Materie
leeren Raͤumlein und dringet nicht bis zwi-
ſchen ihre Theile. Wenn ein Coͤrper, der
fluͤßig iſt, von ſeiner beſtaͤndigen Materie
mehr bekommet und zwar dergeſtalt, daß
ſie mit ein Theil von ihm wird und die ver-
aͤnderliche oder auch fremde Materie ſich
dergeſtalt durch ſie vertheilet, wie ſie in den
uͤbrigen nach geſchehenem Zuſatze verbleibet;
ſo iſt es eben ſo viel als wenn ich einen Coͤr-
per haͤtte, der weniger flieſſendmachende
Materie in ſich haͤtte. Wie nun in die-
ſen Falle ein Coͤrper harte iſt; ſo muß auch
der fluͤßige Coͤrper, oder auch der Weiche
davon harte werden. Wir haben ein E-
rempel an dem Teige, der aus Mehl und
Waſſer zubereitet wird. Dieſer iſt fluͤßig
von uͤberfluͤßigem Waſſer; weich von weni-
gerem. Wenn man mehr Mehl hinein
wuͤrcket, welches ſeine beſtaͤndige Materie
iſt, ſo wird er dadurch derber und laͤſſet ſich
auf eine ſolche Weiſe ſo harte machen als
man will. Und dieſes findet auch in an-
dern Faͤllen ſtat. Z. E. Ziegelſtreicher und
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zu, biß ſie ſie zu ihrem Wercke harte genung
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