Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Väterlichen Gesellschafft. bey dem Spielen gebrauchen, ihnen dieArbeit eben wie das Spiel vorkommet. Derowegen da sie mit Lust gespielet; kön- nen sie auch nicht mit Verdruß arbeiten. Darnach hat man zugleich Vorsorge zu tragen, daß sie durch die Spiele allerhand nützliche Wahrheiten in ihr Gemüthe prä- gen, die der Grund zu vieler Erkäntnis sind, wenn sie nach diesem ihren Verstand sollen brauchen, und etwas nützliches ler- nen. Endlich müssen sie auch dahin ge- bracht werden, daß sie sich in ihrem Spie- le ordentlich aufführen, und hat man da- vor zu sorgen, wie sie dadurch den Begriff eines ordentlichen Wandels fest in ihr Ge- müthe prägen (§. 142 Mor.), auch durch diese Ubung im Spiele einige Fertigkeit bekommen. Jch weiß wohl, daß nun die meisten fragen werden, wie ist dieses alles anzusangen? Allein wer siehet nicht, daß diese Materien ins besondere auszuführen hier weder Zeit, noch Gelegenheit ist? Man müste ein gantzes Buch allein hiervon schrei- ben, wenn alles zum gemeinen Gebrauche ins besondere solte ausgeführet werden. Wenn viele, denen GOtt Gelegenheit ge- geben in der Kinderzucht etwas nützliches zu versuchen, mit reiffem Verstande und einer guten Einsicht in die unser Thun und Lassen betreffende Wahrheiten darüber kommen werden; so wird mit der Zeit viel nütz-
Vaͤterlichen Geſellſchafft. bey dem Spielen gebrauchen, ihnen dieArbeit eben wie das Spiel vorkommet. Derowegen da ſie mit Luſt geſpielet; koͤn- nen ſie auch nicht mit Verdruß arbeiten. Darnach hat man zugleich Vorſorge zu tragen, daß ſie durch die Spiele allerhand nuͤtzliche Wahrheiten in ihr Gemuͤthe praͤ- gen, die der Grund zu vieler Erkaͤntnis ſind, wenn ſie nach dieſem ihren Verſtand ſollen brauchen, und etwas nuͤtzliches ler- nen. Endlich muͤſſen ſie auch dahin ge- bracht werden, daß ſie ſich in ihrem Spie- le ordentlich auffuͤhren, und hat man da- vor zu ſorgen, wie ſie dadurch den Begriff eines ordentlichen Wandels feſt in ihr Ge- muͤthe praͤgen (§. 142 Mor.), auch durch dieſe Ubung im Spiele einige Fertigkeit bekommen. Jch weiß wohl, daß nun die meiſten fragen werden, wie iſt dieſes alles anzuſangen? Allein wer ſiehet nicht, daß dieſe Materien ins beſondere auszufuͤhren hier weder Zeit, noch Gelegenheit iſt? Man muͤſte ein gantzes Buch allein hiervon ſchrei- ben, wenn alles zum gemeinen Gebrauche ins beſondere ſolte ausgefuͤhret werden. Wenn viele, denen GOtt Gelegenheit ge- geben in der Kinderzucht etwas nuͤtzliches zu verſuchen, mit reiffem Verſtande und einer guten Einſicht in die unſer Thun und Laſſen betreffende Wahrheiten daruͤber kommen werden; ſo wird mit der Zeit viel nuͤtz-
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Vaͤterlichen Geſellſchafft.
bey dem Spielen gebrauchen, ihnen die
Arbeit eben wie das Spiel vorkommet.
Derowegen da ſie mit Luſt geſpielet; koͤn-
nen ſie auch nicht mit Verdruß arbeiten.
Darnach hat man zugleich Vorſorge zu
tragen, daß ſie durch die Spiele allerhand
nuͤtzliche Wahrheiten in ihr Gemuͤthe praͤ-
gen, die der Grund zu vieler Erkaͤntnis
ſind, wenn ſie nach dieſem ihren Verſtand
ſollen brauchen, und etwas nuͤtzliches ler-
nen. Endlich muͤſſen ſie auch dahin ge-
bracht werden, daß ſie ſich in ihrem Spie-
le ordentlich auffuͤhren, und hat man da-
vor zu ſorgen, wie ſie dadurch den Begriff
eines ordentlichen Wandels feſt in ihr Ge-
muͤthe praͤgen (§. 142 Mor.), auch durch
dieſe Ubung im Spiele einige Fertigkeit
bekommen. Jch weiß wohl, daß nun die
meiſten fragen werden, wie iſt dieſes alles
anzuſangen? Allein wer ſiehet nicht, daß
dieſe Materien ins beſondere auszufuͤhren
hier weder Zeit, noch Gelegenheit iſt? Man
muͤſte ein gantzes Buch allein hiervon ſchrei-
ben, wenn alles zum gemeinen Gebrauche
ins beſondere ſolte ausgefuͤhret werden.
Wenn viele, denen GOtt Gelegenheit ge-
geben in der Kinderzucht etwas nuͤtzliches
zu verſuchen, mit reiffem Verſtande und
einer guten Einſicht in die unſer Thun und
Laſſen betreffende Wahrheiten daruͤber
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