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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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Das 3. Capitel Von der
get wird (§. 525. Met.), nicht aber eben auf
die Erkäntnis der Sachen vor und an sich
selbst; so gilt es gleich viel, was für Sa-
chen dazu erwehlet werden. Die Wahl
ist geschickt angestellet, wenn man solche
heraus lieset, welche die Ubung leichte ma-
chen. Kinder, die noch nicht mit Vorur-
theilen verwöhnet worden, auch vor sich
noch nicht weit dencken können, nehmen oh-
ne dem an, was man ihnen bringet.

Wie man
die Kin-
der wi-
tzig ma-
chet.
§. 91.

Der Witz bestehet in einer Leich-
tigkeit die Aenlichkeiten wahrzunehmen (§.
366. Met.). Derowegen kan man auch den
Kindern behülfflich seyn, daß sie witzig wer-
den, wenn man ihnen fleißig die Aenlich-
keiten zeiget, die sich zwischen denen Din-
gen befinden, die sie erkand haben oder ih-
nen vorkommen. Dieses kan ihnen nicht
allein künfftig dienen, wenn der Zustand
des Alters es leidet, auf allgemeine Be-
griffe zu gedencken (§. 26. c. 1. Log.), son-
dern auch zu Erfindung der Wahrheiten
durch sich selbst (§. 367. Met.). Ja da die
Kinder aus Mangel der Vernunfft sich in
ihren Handlungen auf die Erwartung än-
licher Fälle gründen müssen (§. 331. Met.);
so verhalten sie sich in diesem Stücke der
Vernunfft gemässer (§. 375. Met.).

Wie man
das Vor-
urtheilfür Per-
§. 92.

So lange die Kinder noch schwach
an Verstande sind, kan man ihnen die
Wahrheiten nicht anders beybringen, als

daß

Das 3. Capitel Von der
get wird (§. 525. Met.), nicht aber eben auf
die Erkaͤntnis der Sachen vor und an ſich
ſelbſt; ſo gilt es gleich viel, was fuͤr Sa-
chen dazu erwehlet werden. Die Wahl
iſt geſchickt angeſtellet, wenn man ſolche
heraus lieſet, welche die Ubung leichte ma-
chen. Kinder, die noch nicht mit Vorur-
theilen verwoͤhnet worden, auch vor ſich
noch nicht weit dencken koͤnnen, nehmen oh-
ne dem an, was man ihnen bringet.

Wie man
die Kin-
der wi-
tzig ma-
chet.
§. 91.

Der Witz beſtehet in einer Leich-
tigkeit die Aenlichkeiten wahrzunehmen (§.
366. Met.). Derowegen kan man auch den
Kindern behuͤlfflich ſeyn, daß ſie witzig wer-
den, wenn man ihnen fleißig die Aenlich-
keiten zeiget, die ſich zwiſchen denen Din-
gen befinden, die ſie erkand haben oder ih-
nen vorkommen. Dieſes kan ihnen nicht
allein kuͤnfftig dienen, wenn der Zuſtand
des Alters es leidet, auf allgemeine Be-
griffe zu gedencken (§. 26. c. 1. Log.), ſon-
dern auch zu Erfindung der Wahrheiten
durch ſich ſelbſt (§. 367. Met.). Ja da die
Kinder aus Mangel der Vernunfft ſich in
ihren Handlungen auf die Erwartung aͤn-
licher Faͤlle gruͤnden muͤſſen (§. 331. Met.);
ſo verhalten ſie ſich in dieſem Stuͤcke der
Vernunfft gemaͤſſer (§. 375. Met.).

Wie man
das Vor-
urtheilfuͤr Per-
§. 92.

So lange die Kinder noch ſchwach
an Verſtande ſind, kan man ihnen die
Wahrheiten nicht anders beybringen, als

daß
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[66/0084] Das 3. Capitel Von der get wird (§. 525. Met.), nicht aber eben auf die Erkaͤntnis der Sachen vor und an ſich ſelbſt; ſo gilt es gleich viel, was fuͤr Sa- chen dazu erwehlet werden. Die Wahl iſt geſchickt angeſtellet, wenn man ſolche heraus lieſet, welche die Ubung leichte ma- chen. Kinder, die noch nicht mit Vorur- theilen verwoͤhnet worden, auch vor ſich noch nicht weit dencken koͤnnen, nehmen oh- ne dem an, was man ihnen bringet. §. 91.Der Witz beſtehet in einer Leich- tigkeit die Aenlichkeiten wahrzunehmen (§. 366. Met.). Derowegen kan man auch den Kindern behuͤlfflich ſeyn, daß ſie witzig wer- den, wenn man ihnen fleißig die Aenlich- keiten zeiget, die ſich zwiſchen denen Din- gen befinden, die ſie erkand haben oder ih- nen vorkommen. Dieſes kan ihnen nicht allein kuͤnfftig dienen, wenn der Zuſtand des Alters es leidet, auf allgemeine Be- griffe zu gedencken (§. 26. c. 1. Log.), ſon- dern auch zu Erfindung der Wahrheiten durch ſich ſelbſt (§. 367. Met.). Ja da die Kinder aus Mangel der Vernunfft ſich in ihren Handlungen auf die Erwartung aͤn- licher Faͤlle gruͤnden muͤſſen (§. 331. Met.); ſo verhalten ſie ſich in dieſem Stuͤcke der Vernunfft gemaͤſſer (§. 375. Met.). §. 92.So lange die Kinder noch ſchwach an Verſtande ſind, kan man ihnen die Wahrheiten nicht anders beybringen, als daß

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/84>, abgerufen am 24.11.2024.