wenn die Eheleute ausser dem Ehestande le- beten und das eine nur ein guter Freund des andern wäre); so werden auch die Ehen bloß durch die Einigkeit und Liebe der Ehe- leute und den Zehr- und Ehren-Pfennig glückseelig. Hingegen durch Uneinigkeit und Haß der Eheleute und Mangel des Zehr- und Ehren-Pfennigs unglückseelig (§. 65. 66). Derowegen wenn die Ehen wohl ge- rathen sollen, muß man für allen Dingen versichert seyn, daß die Personen, so sich darein begeben sollen, einander inbrünstig lieben und in Einigkeit mit einander leben, auch nächst diesem so viel vor sich bringen werden, als dazu erfordert wird, wenn sie sich in Nahrung, Kleidung und Wohnung, auch andern dahin gehörigen Bequemlich- keiten des Lebens, ihrem Stande gemäß aufführen sollen.
§. 68.
Daß demnach so wenige EhenWarum so weni- ge Ehen gerathen gerathen, kommet einig und allein daher, weil man insgemein nur auf eines von die- sen Stücken, nicht aber auf alle zugleich sie- het, oder auch, man mag entweder nur auf eine oder alle sehen, durch falsche Vor- stellungen betrogen wird, und nach diesem die Sache gantz anders befindet, als man anfangs vermeinet, wennn man leider! zu späte, da die Ehe schon vollzogen wor- den, erst recht darhinter kommet.
§. 69.
(Politick) D
Cap. 2. Von dem Eheſtande.
wenn die Eheleute auſſer dem Eheſtande le- beten und das eine nur ein guter Freund des andern waͤre); ſo werden auch die Ehen bloß durch die Einigkeit und Liebe der Ehe- leute und den Zehr- und Ehren-Pfennig gluͤckſeelig. Hingegen durch Uneinigkeit und Haß der Eheleute und Mangel des Zehr- und Ehren-Pfennigs ungluͤckſeelig (§. 65. 66). Derowegen wenn die Ehen wohl ge- rathen ſollen, muß man fuͤr allen Dingen verſichert ſeyn, daß die Perſonen, ſo ſich darein begeben ſollen, einander inbruͤnſtig lieben und in Einigkeit mit einander leben, auch naͤchſt dieſem ſo viel vor ſich bringen werden, als dazu erfordert wird, wenn ſie ſich in Nahrung, Kleidung und Wohnung, auch andern dahin gehoͤrigen Bequemlich- keiten des Lebens, ihrem Stande gemaͤß auffuͤhren ſollen.
§. 68.
Daß demnach ſo wenige EhenWarum ſo weni- ge Ehen gerathen gerathen, kommet einig und allein daher, weil man insgemein nur auf eines von die- ſen Stuͤcken, nicht aber auf alle zugleich ſie- het, oder auch, man mag entweder nur auf eine oder alle ſehen, durch falſche Vor- ſtellungen betrogen wird, und nach dieſem die Sache gantz anders befindet, als man anfangs vermeinet, wennn man leider! zu ſpaͤte, da die Ehe ſchon vollzogen wor- den, erſt recht darhinter kommet.
§. 69.
(Politick) D
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Cap. 2. Von dem Eheſtande.
wenn die Eheleute auſſer dem Eheſtande le-
beten und das eine nur ein guter Freund des
andern waͤre); ſo werden auch die Ehen
bloß durch die Einigkeit und Liebe der Ehe-
leute und den Zehr- und Ehren-Pfennig
gluͤckſeelig. Hingegen durch Uneinigkeit
und Haß der Eheleute und Mangel des Zehr-
und Ehren-Pfennigs ungluͤckſeelig (§. 65.
66). Derowegen wenn die Ehen wohl ge-
rathen ſollen, muß man fuͤr allen Dingen
verſichert ſeyn, daß die Perſonen, ſo ſich
darein begeben ſollen, einander inbruͤnſtig
lieben und in Einigkeit mit einander leben,
auch naͤchſt dieſem ſo viel vor ſich bringen
werden, als dazu erfordert wird, wenn ſie
ſich in Nahrung, Kleidung und Wohnung,
auch andern dahin gehoͤrigen Bequemlich-
keiten des Lebens, ihrem Stande gemaͤß
auffuͤhren ſollen.
§. 68.Daß demnach ſo wenige Ehen
gerathen, kommet einig und allein daher,
weil man insgemein nur auf eines von die-
ſen Stuͤcken, nicht aber auf alle zugleich ſie-
het, oder auch, man mag entweder nur
auf eine oder alle ſehen, durch falſche Vor-
ſtellungen betrogen wird, und nach dieſem
die Sache gantz anders befindet, als man
anfangs vermeinet, wennn man leider!
zu ſpaͤte, da die Ehe ſchon vollzogen wor-
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Warum
ſo weni-
ge Ehen
gerathen
§. 69.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/67>, abgerufen am 24.11.2024.
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