lig. Derowegen da keines dem anderen Mißvergnügen machet, wenn sie in Einig- keit neben einander leben (§. 62); hinge- gen einander Freude und Vergnügen ma- chen, wenn sie einander inbrünstig lieben (§. 449 Mer.); so sind Einigkeit und Liebe zwey nöthige Stücke zu einer glückseeligen Ehe. Jm Gegentheile erhellet, daß Un- einigkeit und Haß die Ehe unglückseelig ma- chen.
Jnglei- chen so- viel Ver- mögen/ als zur Noth- durff. dem Wohl- stande und der Bequem- lichkeit des Le- bens ge- höret.
§. 66.
Wiederum weil der Mangel an demjenigen, was zu nöthiger Nahrung, Kleidung und Wohnung, auch anderen dahin gehörigen Bequemlichkeiten des Le- bens erfordert wird, Mißverguügen ma- chet (§. 417 Met.); so wird dadurch eine Ehe gleichfalls unglückseelig. Und im Ge- gentheile muß eine Ehe glückseelig werden, wenn man darinnen so viel vor sich bringen kan, als man zur Nahrung, Kleidung und Wohnung, auch andern dahin gehörigen Bequemlichkeiten des Lebens nöthig hat. Und demnach ist der Zehr- und Ehren- Pfennig ein nöthiges Stücke zu einer glück- seeligen Ehe.
Worauf im hey- rathen zusehen nöthig.
§. 67.
Da nun alles Vergnügen und Mißvergnügen im Ehestande entweder von den Eheleuten oder ihrem äusserlichen Zu- stande herrühren muß, (denn was anders woher kommet, gehöret nicht zu dem Ehe- stande, indem es stat finden würde, auch
wenn
Cap. 2. Von dem Eheſtande.
lig. Derowegen da keines dem anderen Mißvergnuͤgen machet, wenn ſie in Einig- keit neben einander leben (§. 62); hinge- gen einander Freude und Vergnuͤgen ma- chen, wenn ſie einander inbruͤnſtig lieben (§. 449 Mer.); ſo ſind Einigkeit und Liebe zwey noͤthige Stuͤcke zu einer gluͤckſeeligen Ehe. Jm Gegentheile erhellet, daß Un- einigkeit und Haß die Ehe ungluͤckſeelig ma- chen.
Jnglei- chen ſo- viel Ver- moͤgen/ als zur Noth- durff. dem Wohl- ſtande und der Bequem- lichkeit des Le- bens ge- hoͤret.
§. 66.
Wiederum weil der Mangel an demjenigen, was zu noͤthiger Nahrung, Kleidung und Wohnung, auch anderen dahin gehoͤrigen Bequemlichkeiten des Le- bens erfordert wird, Mißverguuͤgen ma- chet (§. 417 Met.); ſo wird dadurch eine Ehe gleichfalls ungluͤckſeelig. Und im Ge- gentheile muß eine Ehe gluͤckſeelig werden, wenn man darinnen ſo viel vor ſich bringen kan, als man zur Nahrung, Kleidung und Wohnung, auch andern dahin gehoͤrigen Bequemlichkeiten des Lebens noͤthig hat. Und demnach iſt der Zehr- und Ehren- Pfennig ein noͤthiges Stuͤcke zu einer gluͤck- ſeeligen Ehe.
Worauf im hey- rathen zuſehen noͤthig.
§. 67.
Da nun alles Vergnuͤgen und Mißvergnuͤgen im Eheſtande entweder von den Eheleuten oder ihrem aͤuſſerlichen Zu- ſtande herruͤhren muß, (denn was anders woher kommet, gehoͤret nicht zu dem Ehe- ſtande, indem es ſtat finden wuͤrde, auch
wenn
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Cap. 2. Von dem Eheſtande.
lig. Derowegen da keines dem anderen
Mißvergnuͤgen machet, wenn ſie in Einig-
keit neben einander leben (§. 62); hinge-
gen einander Freude und Vergnuͤgen ma-
chen, wenn ſie einander inbruͤnſtig lieben
(§. 449 Mer.); ſo ſind Einigkeit und Liebe
zwey noͤthige Stuͤcke zu einer gluͤckſeeligen
Ehe. Jm Gegentheile erhellet, daß Un-
einigkeit und Haß die Ehe ungluͤckſeelig ma-
chen.
§. 66.Wiederum weil der Mangel an
demjenigen, was zu noͤthiger Nahrung,
Kleidung und Wohnung, auch anderen
dahin gehoͤrigen Bequemlichkeiten des Le-
bens erfordert wird, Mißverguuͤgen ma-
chet (§. 417 Met.); ſo wird dadurch eine
Ehe gleichfalls ungluͤckſeelig. Und im Ge-
gentheile muß eine Ehe gluͤckſeelig werden,
wenn man darinnen ſo viel vor ſich bringen
kan, als man zur Nahrung, Kleidung und
Wohnung, auch andern dahin gehoͤrigen
Bequemlichkeiten des Lebens noͤthig hat.
Und demnach iſt der Zehr- und Ehren-
Pfennig ein noͤthiges Stuͤcke zu einer gluͤck-
ſeeligen Ehe.
§. 67.Da nun alles Vergnuͤgen und
Mißvergnuͤgen im Eheſtande entweder von
den Eheleuten oder ihrem aͤuſſerlichen Zu-
ſtande herruͤhren muß, (denn was anders
woher kommet, gehoͤret nicht zu dem Ehe-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/66>, abgerufen am 24.11.2024.
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