Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 2. Von dem Ehestande.
wird Friede oder Einigkeit erhalten. Dennstande
zu erhal-
ten.

da keines von beyden etwas zu thun verlan-
get, was dem andern zuwider ist, noch
wieder die dem andern schuldige Pflichten
handelt (§. 59. 61); so beleidiget keines
das andere (§. 817 Mor.), und also leben
sie in Friede und Einigkeit neben einander
(§. 880 Mor.).

§. 63.

Weil die Glückseeligkeit ein Zu-Wenn
die Ehe
glücksee-
lig.

stand einer beständigen Freude ist (§. 52.
Mor.); so ist der Ehestand glückselig, wenn
Eheleute in einer beständigen Freude neben
einander leben, folgends: wenn die Lust
oder das Vergnügen allzeit die Unlust oder
das Mißvergnügen überwieget (§. 446.
Met.).

§. 64.

Hingegen weil die Unglückseelig-Wenn
die Ehe
unglück-
seelig.

keit ein Zustand einer beständigen Traurig-
keit oder Mißvergnügens ist (§. 61 Mor.);
so ist die Ehe unglückseelig, wenn Eheleute
in stetem Verdruß und Mißvergnügen ne-
ben einander leben, so daß die Unlust, oder
der Verdruß und das Mißvergnügen die
Lust, und das Vergnügen überwiegen (§.
448 Met.), folgends der traurigen und
mißvergnügten Stunden allezeit mehr sind
als der freudigen und vergnügten.

§. 65.

Wenn demnach Eheleute an die-Einig-
keit und
Liebe
sind zur
glücksee-
ligen Ehe
nöthig.

sem Vergnügen und Mißvergnügen Ursache
sind; so machen sie ihnen selbst ihren Ehe-
stand entweder glückseelig oder unglücksee-

lig.

Cap. 2. Von dem Eheſtande.
wird Friede oder Einigkeit erhalten. Dennſtande
zu erhal-
ten.

da keines von beyden etwas zu thun verlan-
get, was dem andern zuwider iſt, noch
wieder die dem andern ſchuldige Pflichten
handelt (§. 59. 61); ſo beleidiget keines
das andere (§. 817 Mor.), und alſo leben
ſie in Friede und Einigkeit neben einander
(§. 880 Mor.).

§. 63.

Weil die Gluͤckſeeligkeit ein Zu-Wenn
die Ehe
gluͤckſee-
lig.

ſtand einer beſtaͤndigen Freude iſt (§. 52.
Mor.); ſo iſt der Eheſtand gluͤckſelig, wenn
Eheleute in einer beſtaͤndigen Freude neben
einander leben, folgends: wenn die Luſt
oder das Vergnuͤgen allzeit die Unluſt oder
das Mißvergnuͤgen uͤberwieget (§. 446.
Met.).

§. 64.

Hingegen weil die Ungluͤckſeelig-Wenn
die Ehe
ungluͤck-
ſeelig.

keit ein Zuſtand einer beſtaͤndigen Traurig-
keit oder Mißvergnuͤgens iſt (§. 61 Mor.);
ſo iſt die Ehe ungluͤckſeelig, wenn Eheleute
in ſtetem Verdruß und Mißvergnuͤgen ne-
ben einander leben, ſo daß die Unluſt, oder
der Verdruß und das Mißvergnuͤgen die
Luſt, und das Vergnuͤgen uͤberwiegen (§.
448 Met.), folgends der traurigen und
mißvergnuͤgten Stunden allezeit mehr ſind
als der freudigen und vergnuͤgten.

§. 65.

Wenn demnach Eheleute an die-Einig-
keit und
Liebe
ſind zur
gluͤckſee-
ligen Ehe
noͤthig.

ſem Vergnuͤgen und Mißvergnuͤgen Urſache
ſind; ſo machen ſie ihnen ſelbſt ihren Ehe-
ſtand entweder gluͤckſeelig oder ungluͤckſee-

lig.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0065" n="47"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 2. Von dem Ehe&#x017F;tande.</hi></fw><lb/>
wird Friede oder Einigkeit erhalten. Denn<note place="right">&#x017F;tande<lb/>
zu erhal-<lb/>
ten.</note><lb/>
da keines von beyden etwas zu thun verlan-<lb/>
get, was dem andern zuwider i&#x017F;t, noch<lb/>
wieder die dem andern &#x017F;chuldige Pflichten<lb/>
handelt (§. 59. 61); &#x017F;o beleidiget keines<lb/>
das andere (§. 817 <hi rendition="#aq">Mor.</hi>), und al&#x017F;o leben<lb/>
&#x017F;ie in Friede und Einigkeit neben einander<lb/>
(§. 880 <hi rendition="#aq">Mor.</hi>).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 63.</head>
              <p>Weil die Glu&#x0364;ck&#x017F;eeligkeit ein Zu-<note place="right">Wenn<lb/>
die Ehe<lb/>
glu&#x0364;ck&#x017F;ee-<lb/>
lig.</note><lb/>
&#x017F;tand einer be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Freude i&#x017F;t (§. 52.<lb/><hi rendition="#aq">Mor.</hi>); &#x017F;o i&#x017F;t der Ehe&#x017F;tand glu&#x0364;ck&#x017F;elig, wenn<lb/>
Eheleute in einer be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Freude neben<lb/>
einander leben, folgends: wenn die Lu&#x017F;t<lb/>
oder das Vergnu&#x0364;gen allzeit die Unlu&#x017F;t oder<lb/>
das Mißvergnu&#x0364;gen u&#x0364;berwieget (§. 446.<lb/><hi rendition="#aq">Met.</hi>).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 64.</head>
              <p>Hingegen weil die Unglu&#x0364;ck&#x017F;eelig-<note place="right">Wenn<lb/>
die Ehe<lb/>
unglu&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;eelig.</note><lb/>
keit ein Zu&#x017F;tand einer be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Traurig-<lb/>
keit oder Mißvergnu&#x0364;gens i&#x017F;t (§. 61 <hi rendition="#aq">Mor.</hi>);<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t die Ehe unglu&#x0364;ck&#x017F;eelig, wenn Eheleute<lb/>
in &#x017F;tetem Verdruß und Mißvergnu&#x0364;gen ne-<lb/>
ben einander leben, &#x017F;o daß die Unlu&#x017F;t, oder<lb/>
der Verdruß und das Mißvergnu&#x0364;gen die<lb/>
Lu&#x017F;t, und das Vergnu&#x0364;gen u&#x0364;berwiegen (§.<lb/>
448 <hi rendition="#aq">Met.</hi>), folgends der traurigen und<lb/>
mißvergnu&#x0364;gten Stunden allezeit mehr &#x017F;ind<lb/>
als der freudigen und vergnu&#x0364;gten.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 65.</head>
              <p>Wenn demnach Eheleute an die-<note place="right">Einig-<lb/>
keit und<lb/>
Liebe<lb/>
&#x017F;ind zur<lb/>
glu&#x0364;ck&#x017F;ee-<lb/>
ligen Ehe<lb/>
no&#x0364;thig.</note><lb/>
&#x017F;em Vergnu&#x0364;gen und Mißvergnu&#x0364;gen Ur&#x017F;ache<lb/>
&#x017F;ind; &#x017F;o machen &#x017F;ie ihnen &#x017F;elb&#x017F;t ihren Ehe-<lb/>
&#x017F;tand entweder glu&#x0364;ck&#x017F;eelig oder unglu&#x0364;ck&#x017F;ee-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lig.</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0065] Cap. 2. Von dem Eheſtande. wird Friede oder Einigkeit erhalten. Denn da keines von beyden etwas zu thun verlan- get, was dem andern zuwider iſt, noch wieder die dem andern ſchuldige Pflichten handelt (§. 59. 61); ſo beleidiget keines das andere (§. 817 Mor.), und alſo leben ſie in Friede und Einigkeit neben einander (§. 880 Mor.). ſtande zu erhal- ten. §. 63.Weil die Gluͤckſeeligkeit ein Zu- ſtand einer beſtaͤndigen Freude iſt (§. 52. Mor.); ſo iſt der Eheſtand gluͤckſelig, wenn Eheleute in einer beſtaͤndigen Freude neben einander leben, folgends: wenn die Luſt oder das Vergnuͤgen allzeit die Unluſt oder das Mißvergnuͤgen uͤberwieget (§. 446. Met.). Wenn die Ehe gluͤckſee- lig. §. 64.Hingegen weil die Ungluͤckſeelig- keit ein Zuſtand einer beſtaͤndigen Traurig- keit oder Mißvergnuͤgens iſt (§. 61 Mor.); ſo iſt die Ehe ungluͤckſeelig, wenn Eheleute in ſtetem Verdruß und Mißvergnuͤgen ne- ben einander leben, ſo daß die Unluſt, oder der Verdruß und das Mißvergnuͤgen die Luſt, und das Vergnuͤgen uͤberwiegen (§. 448 Met.), folgends der traurigen und mißvergnuͤgten Stunden allezeit mehr ſind als der freudigen und vergnuͤgten. Wenn die Ehe ungluͤck- ſeelig. §. 65.Wenn demnach Eheleute an die- ſem Vergnuͤgen und Mißvergnuͤgen Urſache ſind; ſo machen ſie ihnen ſelbſt ihren Ehe- ſtand entweder gluͤckſeelig oder ungluͤckſee- lig. Einig- keit und Liebe ſind zur gluͤckſee- ligen Ehe noͤthig.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/65
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/65>, abgerufen am 24.11.2024.