Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Cap. 7. Von dem de gezeiget, worauf die Sache ankommtund die völlige Ausführung zu anderer Zeit ausgesetzet, auch anderen überlassen, welche diese Wissenschafften in Aufnahme zu bringen sich möchten angelegen seyn las- sen: also wird es auch hier nach meiner gegenwärtigen Absicht, da ich einen Lieb- haber der Politick bloß in den Stand setzen wil bey vorkommendem Falle jederzeit den rechten Grund der Sache zufinden, genung seyn zuzeigen, worauf man zusehen hat, wenn man dem Verderben des Landes zu- vor kommen wil. Man muß demnach ei- nen Unterscheid machen unter denen Din- gen, die lediglich in unserer Gewalt stehen, und unter denen, die entweder gantz von dem Unglück dependiren, oder doch nicht völlig, oder auch nicht allzeit in unserer Ge- walt sind. Jn die letzte Classe rechne ich die drey grosse Land-Plagen Pest, Hunger und Krieg: in die andere kommet es entwe- der auf die übele Regierung im Lande, oder auf das unrechte Verhalten der Untertha- nen an. Wollen wir der Pest und anstecken- den Kranckheiten steuren, soviel an uns ist; so müssen wir alles sorgfältig in acht neh- men, was von den Anstalten wieder die Pest und andere Kranckheiten, so wohl wie sie zuverhütten (§. 379), als wie ihnen zu- steuren (§. 380), weitläufftig ausgeführet worden. Und damit man auch die Gefähr- lich-
Cap. 7. Von dem de gezeiget, worauf die Sache ankommtund die voͤllige Ausfuͤhrung zu anderer Zeit ausgeſetzet, auch anderen uͤberlaſſen, welche dieſe Wiſſenſchafften in Aufnahme zu bringen ſich moͤchten angelegen ſeyn laſ- ſen: alſo wird es auch hier nach meiner gegenwaͤrtigen Abſicht, da ich einen Lieb- haber der Politick bloß in den Stand ſetzen wil bey vorkommendem Falle jederzeit den rechten Grund der Sache zufinden, genung ſeyn zuzeigen, worauf man zuſehen hat, wenn man dem Verderben des Landes zu- vor kommen wil. Man muß demnach ei- nen Unterſcheid machen unter denen Din- gen, die lediglich in unſerer Gewalt ſtehen, und unter denen, die entweder gantz von dem Ungluͤck dependiren, oder doch nicht voͤllig, oder auch nicht allzeit in unſerer Ge- walt ſind. Jn die letzte Claſſe rechne ich die drey groſſe Land-Plagen Peſt, Hunger und Krieg: in die andere kommet es entwe- der auf die uͤbele Regierung im Lande, oder auf das unrechte Verhalten der Untertha- nen an. Wollen wir der Peſt und anſtecken- den Kranckheiten ſteuren, ſoviel an uns iſt; ſo muͤſſen wir alles ſorgfaͤltig in acht neh- men, was von den Anſtalten wieder die Peſt und andere Kranckheiten, ſo wohl wie ſie zuverhuͤtten (§. 379), als wie ihnen zu- ſteuren (§. 380), weitlaͤufftig ausgefuͤhret worden. Und damit man auch die Gefaͤhr- lich-
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Cap. 7. Von dem
de gezeiget, worauf die Sache ankommt
und die voͤllige Ausfuͤhrung zu anderer
Zeit ausgeſetzet, auch anderen uͤberlaſſen,
welche dieſe Wiſſenſchafften in Aufnahme
zu bringen ſich moͤchten angelegen ſeyn laſ-
ſen: alſo wird es auch hier nach meiner
gegenwaͤrtigen Abſicht, da ich einen Lieb-
haber der Politick bloß in den Stand ſetzen
wil bey vorkommendem Falle jederzeit den
rechten Grund der Sache zufinden, genung
ſeyn zuzeigen, worauf man zuſehen hat,
wenn man dem Verderben des Landes zu-
vor kommen wil. Man muß demnach ei-
nen Unterſcheid machen unter denen Din-
gen, die lediglich in unſerer Gewalt ſtehen,
und unter denen, die entweder gantz von
dem Ungluͤck dependiren, oder doch nicht
voͤllig, oder auch nicht allzeit in unſerer Ge-
walt ſind. Jn die letzte Claſſe rechne ich
die drey groſſe Land-Plagen Peſt, Hunger
und Krieg: in die andere kommet es entwe-
der auf die uͤbele Regierung im Lande, oder
auf das unrechte Verhalten der Untertha-
nen an. Wollen wir der Peſt und anſtecken-
den Kranckheiten ſteuren, ſoviel an uns iſt;
ſo muͤſſen wir alles ſorgfaͤltig in acht neh-
men, was von den Anſtalten wieder die
Peſt und andere Kranckheiten, ſo wohl wie
ſie zuverhuͤtten (§. 379), als wie ihnen zu-
ſteuren (§. 380), weitlaͤufftig ausgefuͤhret
worden. Und damit man auch die Gefaͤhr-
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