lermeisten aber gegen Wohlthäter, aufzu- führen hat.
Hinder- nis wird aus dem Wege ge- räumet.
§. 60.
Es ist nicht zuleugnen, daß ei- ne dergleichen Aufführung des Weibes ge- gen ihren Mann, wie erst beschrieben wor- den, viel schweerer fället, wo die besonderen Bewegungs-Gründe fehlen; noch viel schwee- rer, wo sich das Wiederspiel befindet. Dero- wegen werden wir finden, daß Weiber, die den Mann reich gemacht, oder in einen Ehren-Stand erhoben, ihren Willen nicht gerne dem Willen des Mannes unterwerf- fen wollen, sondern vielmehr alles nach ih- rem Kopffe zu thun verlangen. Wenn sie nicht sehr vernünfftig sind, und den Ruhm der Klugheit höher achten als andere Dinge; so werden die zum Grunde der vorgeschrie- benen Aufführung angeführte Vorstellun- gen (§. 59) wenig oder gar nichts fruch- ten. Und demnach hat man diesen Hinder- nißen ins besondere zu begegnen. Nehmlich man hat darauf zusehen, ob nicht auch von Seiten des Menschen etwas zu finden, das diesen Bewegungs-Gründen kan die Wage halten und demnach vermöge der all- gemeinen Gründe, die zu Bestetigung der vorgeschriebenen Aufführung angeführt wor- den (§. 59), der Ausschlag für diese Auf- führung verbleibet. Dergleichen werden sich bey genauer Untersuchung gar leicht fin- den. Z.E. Ein Mann kan nicht allein das-
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Cap. 2. Von dem Eheſtande.
lermeiſten aber gegen Wohlthaͤter, aufzu- fuͤhren hat.
Hinder- nis wird aus dem Wege ge- raͤumet.
§. 60.
Es iſt nicht zuleugnen, daß ei- ne dergleichen Auffuͤhrung des Weibes ge- gen ihren Mann, wie erſt beſchrieben wor- den, viel ſchweerer faͤllet, wo die beſonderen Bewegungs-Gruͤnde fehlen; noch viel ſchwee- rer, wo ſich das Wiederſpiel befindet. Dero- wegen werden wir finden, daß Weiber, die den Mann reich gemacht, oder in einen Ehren-Stand erhoben, ihren Willen nicht gerne dem Willen des Mannes unterwerf- fen wollen, ſondern vielmehr alles nach ih- rem Kopffe zu thun verlangen. Wenn ſie nicht ſehr vernuͤnfftig ſind, und den Ruhm der Klugheit hoͤher achten als andere Dinge; ſo werden die zum Grunde der vorgeſchrie- benen Auffuͤhrung angefuͤhrte Vorſtellun- gen (§. 59) wenig oder gar nichts fruch- ten. Und demnach hat man dieſen Hinder- nißen ins beſondere zu begegnen. Nehmlich man hat darauf zuſehen, ob nicht auch von Seiten des Menſchen etwas zu finden, das dieſen Bewegungs-Gruͤnden kan die Wage halten und demnach vermoͤge der all- gemeinen Gruͤnde, die zu Beſtetigung der vorgeſchriebenen Auffuͤhrung angefuͤhrt wor- den (§. 59), der Ausſchlag fuͤr dieſe Auf- fuͤhrung verbleibet. Dergleichen werden ſich bey genauer Unterſuchung gar leicht fin- den. Z.E. Ein Mann kan nicht allein das-
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Cap. 2. Von dem Eheſtande.
lermeiſten aber gegen Wohlthaͤter, aufzu-
fuͤhren hat.
§. 60.Es iſt nicht zuleugnen, daß ei-
ne dergleichen Auffuͤhrung des Weibes ge-
gen ihren Mann, wie erſt beſchrieben wor-
den, viel ſchweerer faͤllet, wo die beſonderen
Bewegungs-Gruͤnde fehlen; noch viel ſchwee-
rer, wo ſich das Wiederſpiel befindet. Dero-
wegen werden wir finden, daß Weiber, die
den Mann reich gemacht, oder in einen
Ehren-Stand erhoben, ihren Willen nicht
gerne dem Willen des Mannes unterwerf-
fen wollen, ſondern vielmehr alles nach ih-
rem Kopffe zu thun verlangen. Wenn ſie
nicht ſehr vernuͤnfftig ſind, und den Ruhm
der Klugheit hoͤher achten als andere Dinge;
ſo werden die zum Grunde der vorgeſchrie-
benen Auffuͤhrung angefuͤhrte Vorſtellun-
gen (§. 59) wenig oder gar nichts fruch-
ten. Und demnach hat man dieſen Hinder-
nißen ins beſondere zu begegnen. Nehmlich
man hat darauf zuſehen, ob nicht auch
von Seiten des Menſchen etwas zu finden,
das dieſen Bewegungs-Gruͤnden kan die
Wage halten und demnach vermoͤge der all-
gemeinen Gruͤnde, die zu Beſtetigung der
vorgeſchriebenen Auffuͤhrung angefuͤhrt wor-
den (§. 59), der Ausſchlag fuͤr dieſe Auf-
fuͤhrung verbleibet. Dergleichen werden
ſich bey genauer Unterſuchung gar leicht fin-
den. Z.E. Ein Mann kan nicht allein das-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/62>, abgerufen am 24.11.2024.
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