Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Cap. 6. Von der Regierung fel-Gütter genennet werden. Gleicher-gestalt weil er viele Räthe nöthig hat, und nebst ihnen zu Expedirung dessen, was geschlossen worden, noch viele andere Be- diente; diese aber insgesamt durch diese Be- dienungen soviel vor sich bringen müssen, als zu einer standmäßigen Versorgung ih- rer und der ihrigen (§. 458. 492. 510. Mor. & §. 18. Polit.) erfordert wird: so müssen ge- wisse Einkünffte von dem Lande zu Sala- rirung der Bedienten ausgesetzet werden. Als die Sineser ihren Staat in der besten Ordnung hatten, waren die Bedienungen alle reguliret, wie viel derselben seyn soll- ten, und zu einer jeden Bedienung wa- ren gewisse Land-Gütter geschlagen, da- von derjenige seinen standmäßigen Unter- halt haben konnte, der die Bedienung beklei- dete. Ausser diesem finden sich noch andere, theils ordentliche, theils außerordentliche Ausgaben bey den Regierungs-Geschäff- ten, dazu gleichfalls gewiße Einkünffte an- zuweisen sind. Jn solchen Fällen aber, da grosse außerordentliche Ausgaben vorkom- men, müssen auch außerordentliche Gaben ausgeschrieben werden. Weil es unmög- lich ist, daß im Lande so viel Landgüter ausgesetzet werden, als zu Erhaltung des gantzen Staats in gutem Flor und bestän- diger Ruhe nöthig wäre, wenn das dazu erforderte Geld bloß daher sollte genom- men
Cap. 6. Von der Regierung fel-Guͤtter genennet werden. Gleicher-geſtalt weil er viele Raͤthe noͤthig hat, und nebſt ihnen zu Expedirung deſſen, was geſchloſſen worden, noch viele andere Be- diente; dieſe aber insgeſamt durch dieſe Be- dienungen ſoviel vor ſich bringen muͤſſen, als zu einer ſtandmaͤßigen Verſorgung ih- rer und der ihrigen (§. 458. 492. 510. Mor. & §. 18. Polit.) erfordert wird: ſo muͤſſen ge- wiſſe Einkuͤnffte von dem Lande zu Sala- rirung der Bedienten ausgeſetzet werden. Als die Sineſer ihren Staat in der beſten Ordnung hatten, waren die Bedienungen alle reguliret, wie viel derſelben ſeyn ſoll- ten, und zu einer jeden Bedienung wa- ren gewiſſe Land-Guͤtter geſchlagen, da- von derjenige ſeinen ſtandmaͤßigen Unter- halt haben konnte, der die Bedienung beklei- dete. Auſſer dieſem finden ſich noch andere, theils ordentliche, theils außerordentliche Ausgaben bey den Regierungs-Geſchaͤff- ten, dazu gleichfalls gewiße Einkuͤnffte an- zuweiſen ſind. Jn ſolchen Faͤllen aber, da groſſe außerordentliche Ausgaben vorkom- men, muͤſſen auch außerordentliche Gaben ausgeſchrieben werden. Weil es unmoͤg- lich iſt, daß im Lande ſo viel Landguͤter ausgeſetzet werden, als zu Erhaltung des gantzen Staats in gutem Flor und beſtaͤn- diger Ruhe noͤthig waͤre, wenn das dazu erforderte Geld bloß daher ſollte genom- men
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0616" n="598"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 6. Von der Regierung</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">fel-Guͤtter</hi> genennet werden. Gleicher-<lb/> geſtalt weil er viele Raͤthe noͤthig hat, und<lb/> nebſt ihnen zu <hi rendition="#aq">Expedir</hi>ung deſſen, was<lb/> geſchloſſen worden, noch viele andere Be-<lb/> diente; dieſe aber insgeſamt durch dieſe Be-<lb/> dienungen ſoviel vor ſich bringen muͤſſen,<lb/> als zu einer ſtandmaͤßigen Verſorgung ih-<lb/> rer und der ihrigen (§. 458. 492. 510. <hi rendition="#aq">Mor. &<lb/> §. 18. Polit.</hi>) erfordert wird: ſo muͤſſen ge-<lb/> wiſſe Einkuͤnffte von dem Lande zu Sala-<lb/> rirung der Bedienten ausgeſetzet werden.<lb/> Als die Sineſer ihren Staat in der beſten<lb/> Ordnung hatten, waren die Bedienungen<lb/> alle <hi rendition="#aq">regulir</hi>et, wie viel derſelben ſeyn ſoll-<lb/> ten, und zu einer jeden Bedienung wa-<lb/> ren gewiſſe Land-Guͤtter geſchlagen, da-<lb/> von derjenige ſeinen ſtandmaͤßigen Unter-<lb/> halt haben konnte, der die Bedienung beklei-<lb/> dete. Auſſer dieſem finden ſich noch andere,<lb/> theils ordentliche, theils außerordentliche<lb/> Ausgaben bey den Regierungs-Geſchaͤff-<lb/> ten, dazu gleichfalls gewiße Einkuͤnffte an-<lb/> zuweiſen ſind. Jn ſolchen Faͤllen aber, da<lb/> groſſe außerordentliche Ausgaben vorkom-<lb/> men, muͤſſen auch außerordentliche Gaben<lb/> ausgeſchrieben werden. Weil es unmoͤg-<lb/> lich iſt, daß im Lande ſo viel Landguͤter<lb/> ausgeſetzet werden, als zu Erhaltung des<lb/> gantzen Staats in gutem Flor und beſtaͤn-<lb/> diger Ruhe noͤthig waͤre, wenn das dazu<lb/> erforderte Geld bloß daher ſollte genom-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">men</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [598/0616]
Cap. 6. Von der Regierung
fel-Guͤtter genennet werden. Gleicher-
geſtalt weil er viele Raͤthe noͤthig hat, und
nebſt ihnen zu Expedirung deſſen, was
geſchloſſen worden, noch viele andere Be-
diente; dieſe aber insgeſamt durch dieſe Be-
dienungen ſoviel vor ſich bringen muͤſſen,
als zu einer ſtandmaͤßigen Verſorgung ih-
rer und der ihrigen (§. 458. 492. 510. Mor. &
§. 18. Polit.) erfordert wird: ſo muͤſſen ge-
wiſſe Einkuͤnffte von dem Lande zu Sala-
rirung der Bedienten ausgeſetzet werden.
Als die Sineſer ihren Staat in der beſten
Ordnung hatten, waren die Bedienungen
alle reguliret, wie viel derſelben ſeyn ſoll-
ten, und zu einer jeden Bedienung wa-
ren gewiſſe Land-Guͤtter geſchlagen, da-
von derjenige ſeinen ſtandmaͤßigen Unter-
halt haben konnte, der die Bedienung beklei-
dete. Auſſer dieſem finden ſich noch andere,
theils ordentliche, theils außerordentliche
Ausgaben bey den Regierungs-Geſchaͤff-
ten, dazu gleichfalls gewiße Einkuͤnffte an-
zuweiſen ſind. Jn ſolchen Faͤllen aber, da
groſſe außerordentliche Ausgaben vorkom-
men, muͤſſen auch außerordentliche Gaben
ausgeſchrieben werden. Weil es unmoͤg-
lich iſt, daß im Lande ſo viel Landguͤter
ausgeſetzet werden, als zu Erhaltung des
gantzen Staats in gutem Flor und beſtaͤn-
diger Ruhe noͤthig waͤre, wenn das dazu
erforderte Geld bloß daher ſollte genom-
men
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/616 |
Zitationshilfe: | Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 598. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/616>, abgerufen am 27.07.2024. |