gen. Es dienet aber auch bey den Reisen eine gute Auferziehung, daß man mit dem Gelde wohl umbzugehen weiß und solches nicht hingiebet, wo es nicht hingehöret: wovon vorhin bey dem Studiren ist gere- det worden. Nemlich wie insgemein die- jenigen, welche viel auf Universitäten durch- bringen, am wenigsten auf das studiren wenden und das meiste zu ihrem Schaden ausgeben: so pflegen auch diejenigen, wel- che viel Geld verreisen, das meiste nicht auf die nöthigen Reise-Kosten, sondern auf allerhand andere verderbliche Dinge zu- wenden und werden eben dadurch abge- halten, daß sie von dem Reisen nicht pro- fitiren, wie sie sollten.
Wie es mit Ver- mehrung der Vi- ctualien zuhalten.
§. 479.
Das Geld wird aus dem Lan- de gebracht, wenn man darinnen Man- gel an Victualien hat und, was zur Leibes- Nothdurfft gehöret, an Speise und Tranck anders woher hohlen muß. Wil man nun soviel Geld im Lande behalten, als nur immer möglich ist, und nichts davon ohne dringende Noth hinaus kommen las- sen: so muß man für allen Dingen den Zustand des Landes genau untersuchen und nach den Ursachen forschen, warumb es in einem und dem andern einen Mangel hat, nach diesem darauf bedacht seyn, ob nicht durch Verbesserung des Garten- und A- cker-Baues, ingleichen der Wiesen, Wäl-
der
Cap. 6. Von der Regierung
gen. Es dienet aber auch bey den Reiſen eine gute Auferziehung, daß man mit dem Gelde wohl umbzugehen weiß und ſolches nicht hingiebet, wo es nicht hingehoͤret: wovon vorhin bey dem Studiren iſt gere- det worden. Nemlich wie insgemein die- jenigen, welche viel auf Univerſitaͤten durch- bringen, am wenigſten auf das ſtudiren wenden und das meiſte zu ihrem Schaden ausgeben: ſo pflegen auch diejenigen, wel- che viel Geld verreiſen, das meiſte nicht auf die noͤthigen Reiſe-Koſten, ſondern auf allerhand andere verderbliche Dinge zu- wenden und werden eben dadurch abge- halten, daß ſie von dem Reiſen nicht pro- fitiren, wie ſie ſollten.
Wie es mit Ver- mehrung der Vi- ctualien zuhalten.
§. 479.
Das Geld wird aus dem Lan- de gebracht, wenn man darinnen Man- gel an Victualien hat und, was zur Leibes- Nothdurfft gehoͤret, an Speiſe und Tranck anders woher hohlen muß. Wil man nun ſoviel Geld im Lande behalten, als nur immer moͤglich iſt, und nichts davon ohne dringende Noth hinaus kommen laſ- ſen: ſo muß man fuͤr allen Dingen den Zuſtand des Landes genau unterſuchen und nach den Urſachen forſchen, warumb es in einem und dem andern einen Mangel hat, nach dieſem darauf bedacht ſeyn, ob nicht durch Verbeſſerung des Garten- und A- cker-Baues, ingleichen der Wieſen, Waͤl-
der
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Cap. 6. Von der Regierung
gen. Es dienet aber auch bey den Reiſen
eine gute Auferziehung, daß man mit dem
Gelde wohl umbzugehen weiß und ſolches
nicht hingiebet, wo es nicht hingehoͤret:
wovon vorhin bey dem Studiren iſt gere-
det worden. Nemlich wie insgemein die-
jenigen, welche viel auf Univerſitaͤten durch-
bringen, am wenigſten auf das ſtudiren
wenden und das meiſte zu ihrem Schaden
ausgeben: ſo pflegen auch diejenigen, wel-
che viel Geld verreiſen, das meiſte nicht
auf die noͤthigen Reiſe-Koſten, ſondern auf
allerhand andere verderbliche Dinge zu-
wenden und werden eben dadurch abge-
halten, daß ſie von dem Reiſen nicht pro-
fitiren, wie ſie ſollten.
§. 479.Das Geld wird aus dem Lan-
de gebracht, wenn man darinnen Man-
gel an Victualien hat und, was zur Leibes-
Nothdurfft gehoͤret, an Speiſe und Tranck
anders woher hohlen muß. Wil man
nun ſoviel Geld im Lande behalten, als
nur immer moͤglich iſt, und nichts davon
ohne dringende Noth hinaus kommen laſ-
ſen: ſo muß man fuͤr allen Dingen den
Zuſtand des Landes genau unterſuchen und
nach den Urſachen forſchen, warumb es in
einem und dem andern einen Mangel hat,
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cker-Baues, ingleichen der Wieſen, Waͤl-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/572>, abgerufen am 24.11.2024.
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